0805 - Der Echsenvampir
zurückzukehren.« Flammen legten sich um den kompletten Körper des Höllenfürsten. »Und dann, wenn er gelitten hat, dann wird er zurückkommen, um seine Gefährtin zu erlösen!«
Der Echsenvampir lachte.
»Dann wirst du sehen, wer von euch beiden den Kampf gewinnt!« Die Flammen in Asmodis’ Händen loderten hoch. Der Höllenfürst verschwand.
Gleichzeitig erlosch der Bann, der Arthur an der Stelle fesselte. War es, weil der Höllenfürst verschwunden war, oder…
Nach den Worten Asmodis’ sollte der Bann in dem Moment erlöschen, in dem Johanna starb.
Etwas in Arthur zerbrach, als er die grausame Wahrheit dieser Überlegung erkannte. Johanna erhob sich, und sie verbeugte sich vor ihrem dämonischen Meister. Ihr rechter Arm hatte sich in eine Echsenklaue verwandelt, und als sie den Mund öffnete, ragten spitze Zähne über die Unterlippe.
Willenlos ließ Arthur es zu, dass Hartmann ihn packte und aus der Druckerwerkstatt hinaus warf.
***
Gegenwart, Château Montagne
Betroffenes Schweigen breitete sich aus, als Andrew, die Hände ineinander verschränkt und die Schultern nach unten gesunken, die Erzählung an dieser Stelle abbrach. Es war ihm deutlich anzusehen, wie sehr ihn die Erinnerung mitnahm.
Zamorra liefen Schauer kalten Entsetzens über den Rücken. In der Tat war das, was Andrew damals widerfahren war, das Schrecklichste, das er sich vorstellen konnte. Schlimmer als der Tod…
Wenn Nicole zu einem dämonischen Wesen werden sollte, wäre das für Zamorra der entsetzlichste Albtraum, den er sich denken konnte. Ein Schicksal, das ihnen stets drohte… denn die Gefahr, etwa von einem Vampir oder einem Werwolf gebissen zu werden, war überaus real.
Immerhin - schon zweimal war sie hart an dieser Grenze gewesen. Schwarzes Blut hatte sich in ihren Adern bewegt, und sie war vom Vampirkeim infiziert worden. Aber sie hatte es geschafft; ihr Blut war wieder rot, und gegen den Keim war sie mittlerweile immun.
Doch es gab noch genug andere Möglichkeiten…
Keiner fand die richtigen Worte, das sich ausbreitende Schweigen zu beenden. Schließlich ergriff Andrew selbst wieder das Wort. »Ich war am Ende, als ich dort draußen zusammenbrach. Ich wollte sterben, nichts als sterben. Doch nicht einmal das hat der verfluchte Asmodis mir gegönnt!«
Zamorra biss die Zähne zusammen, dass es schmerzte. Asmodis… er hatte furchtbare Dinge getan, bevor er der Hölle den Rücken zukehrte und sich fortan Sid Amos nannte. Zamorra betrachtete ihn mittlerweile beinahe als Freund - zumindest nicht mehr als den Feind, der er einst gewesen war.
»Ich sah ihn nur dieses eine Mal, danach nie wieder. Seid ihr ihm begegnet?«
Zamorra nickte nur. Er wollte nicht darüber reden, nicht jetzt, da es in ihm selbst zu arbeiten begonnen hatte.
»Mein Hass auf ihn war übermächtig, doch ich wusste, dass ich ihn niemals besiegen konnte! Seit so vielen Jahren bekämpfte ich seine Dämonen, und damit auch ihn, doch als ich ihm gegenüberstand…«
»Ich schlug ihm eine Hand ab.« Nicoles Stimme war eiskalt und unterbrach Andrews Redeschwall. Zamorra fragte sich, was sie in diesem Moment empfand. Sie hatte weitaus größere Schwierigkeiten im Umgang mit Sid Amos als er selbst. Schwierigkeiten, die durch die Erzählung Andrews nicht geringer geworden waren.
»Du hast was?« Andrew sah sie verblüfft an.
»Er ist nicht unbesiegbar.« Nicole lächelte grimmig.
»Lass uns das Thema wechseln«, meinte Zamorra. »Über Asmodis können wir uns später unterhalten.«
»Er hat das Recht zu erfahren, was geschehen ist«, widersprach Nicole.
»Das hat er, aber…«
»Nichts aber, Zamorra! Heraus mit der Sprache!« Andrew umklammerte sein Weinglas so fest, dass Zamorra befürchtete, es könne jeden Augenblick zerbrechen.
Zamorra bedachte Nicole mit einem bösen Blick. »Er ist nicht mehr der Fürst der Finsternis.«
»Das ist unmöglich«, meinte Andrew.
»Er wandte der Hölle vor langer Zeit den Rücken zu.« Zamorra wählte seine Worte mit Bedacht, und Nicole nutzte die kleine Sprechpause zu einem Einwurf.
»Zumindest sagt er das«, giftete sie.
»Er wandelt nun auf seinen eigenen Pfaden«, sagte Zamorra bestimmt, »doch ich denke, das braucht uns heute nicht zu interessieren.«
»In der Tat«, stimmte Nicole zu seiner Überraschung zu. »Es gibt Wichtigeres zu bereden. Was hast du damals getan, Andrew?«
Er fuhr sich mit dem Zeigefinger der geballten Faust über die Lippen, dann schloss er die Augen. »Später. Ich werde euch
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