0805 - Flucht von Intermezzo
Zwanzigfache betrug, verstand Langur nicht, warum er nicht schon früher angesprochen hatte. Fast schien es, als sei der Mensch, der sich da irgendwo vor ihm in der Nacht befand, aus dem Nichts entstanden.
Douc Langur schaltete den Detektor aus, damit dessen Geräusch ihn nicht verriet.
Dann marschierte er in die Richtung, in die die Anzeige wies. Kurze Zeit später bekam er den Menschen zu Gesicht. Er stand auf einer kleinen Lichtung und verhielt sich merkwürdig. Die meiste Zeit über stand er still, aber dann wieder drehte er sich langsam um die eigene Achse, als habe er die Orientierung verloren und suche nach einem Weg.
Douc Langur näherte sich fast geräuschlos. Der Mensch war ihm unbekannt. Das überraschte ihn. Es gab keinen Grund für die Annahme, daß außer seinen Freunden, nämlich den Mannern und Frauen der Terra-Pa-trouille, Menschen auf diesem Planeten existieren. In diesem Zusammenhang gewann der Umstand, daß der Fremde anscheinend ganz plötzlich aus dem Nichts aufgetaucht war, an Bedeutung.
„Suchst du etwas?" fragte der Forscher mit sanftem Pfeifen.
Der Translator übersetzte seine Worte. Der Fremde erschrak. Er wirbelte herum und starrte aus weiten Augen in die Dunkelheit.
„Wer bist du?" rief er. „Und wo bist du?"
Douc Langur registrierte, daß er dieselbe Sprache sprach wie seine Freunde. Der Translator übersetzte sie mühelos. Er zog eine kleine Lampe aus einer der Taschen seines Gürtels. Er steckte ihn in eine dafür vorgesehene Schlaufe. Die Lampe verbreitete ein angenehmes, sanftgelbes Licht, das den Fremden und Douc Langur in gleicher Weise beleuchtete.
Der Fremde fuhr einen Schritt zurück.
„Von welchem Volk stammst du?" fragte er.
„Wenn ich das wüßte", antwortete Douc Langur, „wäre mir selbst wohler. Ich bin ein Forscher der Kaiserin von Therm. Mein Name ist Douc Langur. Und deiner?"
Der Fremde war ein hochgewachsener, noch junger Mann. Er trug kurzes blondes Haar. Seine Augen waren grau wie Stahl. Er hatte eine hohe Stirn. Ohne Zweifel war er intelligent.
Jetzt jedoch herrschte in seiner Miene der Ausdruck der Verwirrung vor.
„Ich ... mein Name ...?" stotterte er. „Ich .., weiß ihn nicht."
Douc Langur hielt das für seltsam. Aber er verlor darüber kein Wort.
„Woher kommst du? Und was suchst du hier?"
Der Fremde fuhr sich mit der Hand zur Stirn. Er wirkte noch überraschter als zuvor - so, als sei ihm jetzt erst aufgefallen, daß er selbst die primitivsten und zugleich wichtigsten Dinge über sich selbst nicht wußte. Er lachte kurz und ein wenig ärgerlich.
„Wirst du glauben, daß ich das alles nicht weiß ?" fragte er.
„Ich glaube es", antwortete der Forscher. „Hast du irgendeine Erinnerung? Weißt du etwa, wohin du willst?"
Der Blonde schüttelte den Kopf. Douc Langur kannte diese Geste. Sie bedeutete Verneinung.
In diesem Augenblick geschah etwas, was Langurs Aufmerksamkeit ablenkte. Hoch oben im Nachthimmel ging für ein paar Sekunden eine neue Sonne auf. Ein unglaublich heller, blauweißer Leuchtfleck entstand. Er war so grell, daß er die Helligkeit, die von Douc Langurs Lampe ausging, gänzlich unwirksam machte.
Der Forscher wußte, was das zu bedeuten hatte. Das riesige Raumschiff, das vor wenigen Stunden auf seinem Ortergerät aufgetaucht war, hatte die Fahrzeuge der Hulkoos angegriffen - oder war von ihnen angegriffen worden.
Das grelle Leuchten besagte nicht unbedingt etwas über den Ausgang des Kampfes. Nach Langurs Ansicht handelte es sich eher um ein zusammenbrechendes Schirmfeld als um die Vernichtung eines Raumschiffs.
Die Leuchterscheinung währte einige Sekunden lang. Dann erlosch sie wieder. Douc Langur wollte sich dem Fremden wieder zuwenden.
Aber der Fremde war verschwunden.
Der Forscher schaltete die Lampe aus. Dann aktivierte er den Personendetektor.
Er gab keinerlei Signal von sich. Sollte sich der Blonde in diesen wenigen Augenblicken wirklich über einen Kilometer weit entfernt haben?
Douc Langur sah sich um. Er fand die Spuren des Fremden im Gras. Sie bildeten einen unregelmäßigen Kreis. Aber es gab keine Spur, die in den Kreis hinein, und auch keine, die aus ihm herausführte.
Douc Langur stand vor einem echten Rätsel.
Die Spuren bewiesen, was er zuvor schon vermutet hatte: Der Fremde war nicht auf gewöhnliche Art und Weise hierhergekommen. Er war hier materialisiert.
Und er war auch nicht auf die übliche Weise wieder gegangen. Er war einfach verschwunden. Er hatte sich in Luft aufgelöst.
Douc
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