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0806 - Der Marsianer und der MV

Titel: 0806 - Der Marsianer und der MV Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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seinen Minikom ein - und diesmal bekam er sofort Kontakt mit der SOL. Es handelte sich bei diesem Kontakt allerdings nur um den blitzschnellen Austausch von Impulsen.
    Mehr war nur für Notfälle vorgesehen, denn wir durften unsere Anwesenheit auf der Erde nicht grundlos verraten. Die Hulkoos überwachten ganz sicher den Äther und den Hyperäther.
    „Denken Sie nach, Tatcher!" forderte der Teleporter mich auf, während er den Minikom wieder wegsteckte.
    Ich schloß die Augen und versuchte, mich in das Gefühlsleben des Scheusals hineinzuversetzen. Es stimmte, ich kannte den Tibeter besser als jedes andere Lebewesen.
    Dennoch war er für mich ein Rätsel geblieben. Dazu kam, daß ihn die Überladung mit Informationen aus dem seelischen Gleichgewicht gebracht hatte.
    Wie sollte ich unter diesen Umständen wissen, wohin sich Dalaimoc gewandt hatte?
    Vielleicht hatte er sich in einen stillen Winkel verkrochen und trauerte alten, besseren Zeiten nach.
    Beispielsweise der unglaublich fremdartigen Positronik - wobei es nicht einmal feststand, daß ihre Funktionen in erster Linie von Positronen abhingen - die vor langer Zeit von einem Raumfrachterkapitän namens Guy Nelson von einer seiner Fahrten mitgebracht worden war.
    Nelson hatte sie seinem Freund Re-ginald Bull geschenkt - und Bully hatte sie bis zum Ausbruch der Aphilie in einem Kellerraum der Großadministration aufbewahrt.
    Immer, wenn Rprvic in Terrania City weilte und Zeit erübrigen konnte, besuchte er Reginald Bull und ließ sich von ihm den Schlüssel zu jenem Kellerraum geben.
    Dann konnte er stundenlang bei YRTHA hocken, wie er die Positronik nannte, und Zwiegespräche mit ihr führen. Manchmal hatte ich den Verdacht gehabt, er wäre in YRTHA verliebt, aber das war natürlich Unsinn. Niemand konnte in eine Positronik verliebt sein, und war sie noch so exotisch.
    „Sie wissen etwas, Tatcher", sagte Ras. „Ich sehe es Ihren Augen an."
    Ich merkte erst jetzt, daß ich meine Augen wieder geöffnet hatte, „YRTHA!" stieß ich hervor. „Wenn Rorvic sich irgendwo in dieser Geisterstadt verkrochen hat, dann bei YRTHA!"
    „Sie meinen die seltsame Positronik, die Bully aufbewahrte?" erkundigte sich der Teleporter.
    Ich nickte.
    „Ja, Ras. Es bestand eine merkwürdige Beziehung zwischen YRTHA und Dalaimoc. Ich halte es für möglich, daß er sich an sie erinnerte und zu ihr hingezogen fühlte."
    Ras Tschubai blickte mich zweifelnd an, dann zuckte er die Schultern.
    „Ich kann es mir nicht vorstellen, aber versuchen müssen wir es wohl. Da ich die Lage des Raumes nicht genau kenne, in dem YRTHA steht, werde ich zuerst vor das Hauptportal des Regierungspalastes springen, Kommen Sie, Tatcher!"
    Er ergriff abermals meine Hand, dann rematerialisierten wir vor dem gewaltigen Gebäude, dem der Sturz durch den Schlund des Mahlstroms und die Beben und Stürme der entfesselten Naturkräfte der Erde äußerlich nichts hatten anhaben können.
    „Hier war einst das Herz eines großen Sternenreichs, Tatcher!" flüsterte Tschubai ergriffen. „Ich hatte immer geglaubt, daß die Erde das Herz der Menschheit bleiben würde und jetzt?"
    „Die Erde wird immer das Herz der Menschheit bleiben, Ras", erwiderte ich, „Zwar ist die Menschheit, die sie bevölkerte, verschwunden, aber in der Provcon-Faust ist eine neue Menschheit herangewachsen. Sie wird die Erde in ewiger Erinnerung behalten, denn diese Erde ist die Wurzel der Menschheit - und die Menschheit, ganz egal, wo sie lebt, gleicht einer Blume, die nur blühen kann, wenn sie mit der Wurzel verbunden ist."
    Ras lächelte mich an.
    „Das haben Sie schön gesagt, Tatcher, richtig poetisch."
    „Es stammt nicht von mir. Ich habe aus^dem Buch DAS UNIVERSUM BLÜHT von Yun Kwailong zu zitieren verucht.
    Er konnte sich zweifellos besser ausdrücken als ich."
    „Auch so hat es mir gut getan, Tatcher. Vielen Dank, Ja, Sie haben recht, wir dürfen niemals die Hoffnung verlieren - und eines Tages werden auf der Erde wieder freie Menschen wohnen, aber sie werden keine Terraner mehr sein, sondern Menschen, die den Kosmos mit ganz anderen Augen sehen, die sich ihm geistig öffnen, anstatt ihn erobern zu wollen."
    Er lächelte verlegen und schritt die Stufen zum Hauptportal empor. Das Tor war offen, so wie es immer geöffnet gewesen war.
    Das hatte früher symbolisieren sollen, daß jeder Mensch die Zentrale seines Sternenreichs betreten konnte, wann immer er wollte. Während der Aphilie mochte das nicht mehr die gleiche Bedeutung gehabt

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