0806 - Der Voodoo-Club
diesem Sumpf. Er wollte in sein Haus, er mußte sich unter die Dusche stellen, all den Schmutz abspülen, und er hoffte noch auf einen Kontakt mit seiner Tochter, die ihm so fremd geworden war. Sie war einen völlig anderen Weg gegangen, den er nicht akzeptieren wollte. Das war kein normales Entfremden zwischen Vater und Tochter, dahinter mußte etwas anderes stecken, etwas Gefährliches und Tödliches…
Voodoo…
Allein der Gedanke daran trieb ihm die Kälte auf den Rücken.
Voodoo war ein sehr gefährlicher Zauber, da wurden Tote zum Leben erweckt. Sie stiegen aus den Gräbern, sie würden sich auf die Lebenden stürzen und sie zerreißen.
Gabor hatte die Warnungen missachtet. Es war sein Fehler gewesen. Jetzt war er tot, und man hatte ihm sogar das Herz aus dem Leib gerissen. Das hatte Miller den beiden Engländern verschwiegen.
Er mußte stark auf den Verkehr achten, während ihm diese Gedanken durch den Kopf schossen. Der alte Diesel tuckerte und klopfte. Miller gehörte noch ein Zweitwagen, ein kleiner BMW, aber den fuhr er nur an besonderen Tagen. In die Slums – seine Firma lag nun mal in einem dieser Viertel, hätte er sich mit diesem Fahrzeug nicht zeigen können.
Sehr bald veränderte sich die Gegend. Die Zwei-Klassen-Gesellschaft zeigte auch zwei Gesichter. Die Straßen wurden breiter, weniger Schmutz umhüllte den Benz, in den Gärten blühten Blumen. Die Häuser sahen weiß und sauber aus. Viele Villen standen hier versteckt auf großen Grundstücken und von der Straße oft nicht zu sehen. Kleine Stichstraßen führten zu den einzelnen Häusern und Grundstücken hin, und in eine dieser Straßen bog der Mann ab.
Der Weg führte leicht bergauf. Blühende Kletterpflanzen schmückten die Fassaden. Insekten fanden hier eine Traumwelt. Die Luft war viel klarer, der Himmel strahlte in einem herrlichen Blau und wetteiferten mit der Farbe des Poolwassers. Wer hier lebte, kam ohne Pool nicht aus. Die meisten lagen offen in den Gärten, aber viele Hausbesitzer besaßen auch Hallenschwimmbecken.
Miller fuhr die Straße durch. Kein Mensch hatte sich blicken lassen. An seinem Ende stand sein Haus, und er war froh, daß er nicht direkt im Blickfeld wohnte, denn so brauchte er seinen Garten nicht übertrieben zu pflegen.
Er war klein, aber dicht. Schon ein kleiner Dschungel, der dem Haus stets einen Schatten gab.
Miller fuhr durch das offenstehende Gittertor auf das Grundstück.
Der Kiesweg schimmerte wie ein graues Band aus Perlen. Hin und wieder schauten grüne Grashalme hervor, die eigentlich hätten entfernt werden müssen. Ihn kümmerte das nicht.
Das Knirschen unter den Reifen hörte auf, als er seinen Benz stoppte. Die Luft zischte aus seinem Mund hervor, als dränge sie durch ein halbgeschlossenes Ventil.
Sehr langsam, beinahe schon qualvoll öffnete er die Tür und wuchtete sich hinaus. Zwar schien auch hier die Sonne, aber die Hitze war nicht so stark. Hohe Laubbäume filterten einen Großteil des Lichts. Helle Flecken malten sich auf dem satten Rasen ab, der mit allerlei Unkraut bewachsen war. Vögel tobten zwitschernd durch das Geäst.
Miller passierte die Garage, in der sein heller BMW stand, und ging an der berankten Hauswand des Bungalows entlang.
Er schloß die Tür auf und betrat das Haus.
Es war angenehm kühl. Die Klimaanlage summte, und über seinen Körper floss sogar ein Schauer. Es war ein wenig gespenstisch, deshalb schaltete Miller sofort die Stereoanlage ein. Er brauchte jetzt Leben, Musik, und war sogar froh, als er die Stimme des Sängers Iglesias hörte, der in seinem Lied mal wieder die Frauen schmachtend anbetete.
Vom Wohnraum waren auch die anderen Zimmer zu erreichen.
Durch einen schmalen Flur ging er zum Bad. Es war großzügig geschnitten. Eine weitere Tür führte in das Schlafzimmer, wo sich Miller auszog.
Er warf die schmutzige Wäsche in einen Korb und ging nackt zurück in das Bad.
Zum erstenmal seit langer Zeit glitt ein Lächeln über sein Gesicht, als er die Dusche sah. Sie kam ihm vor wie die Erlösung. Er stellte sie an, ließ warmes Wasser über seinen Körper brausen, wusch sich mit dem etwas nach Zitrone riechenden Duschgel und schaute anschließend zu, wie der Schaum im Abfluss verschwand. Eine kurze kalte Dusche folgte.
Nach dem Abtrocknen rieb er seinen Körper mit einer Creme ein und entschied sich für lockere Kleidung. Aus dem Schrank holte er eine dünne Leinenhose und ein schwarzes Hemd, das ebenfalls leicht und luftig war.
Er band sich
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