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0806 - Der Voodoo-Club

0806 - Der Voodoo-Club

Titel: 0806 - Der Voodoo-Club Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Kopf wieder. »Er ist da«, sagte sie, »aber unsere Zeit ist noch nicht gekommen. Wir müssen warten. Erst um Mitternacht werden wir die Toten rufen.«
    Das wußten die vier Dienerinnen. Es gab keine, die ein Wort des Protestes eingelegt hätte.
    Roberta verließ ihren Platz vor dem Altar. An jede ihrer Freundinnen trat sie heran.
    Sie küßte Claire, Mona, Zita und Wally auf die Wangen, und sie empfing auch von jeder einen Kuß. Damit war ihr Bund besiegelt.
    Jeder war bereit, in dieser Nacht für den anderen zu sterben. Als dieses Ritual hinter Roberta lag, da ging sie dorthin, wo ein viereckiger Kasten stand, mit dem Deckel nach oben.
    Mona war an ihrer Seite geblieben. Sie war erst neunzehn und damit die Jüngste von ihnen. »Ich habe die beiden Tiere besorgt. Ich stahl sie meinem Onkel.«
    »Das hast du gut gemacht.«
    »Warte, ich öffne.« Mona bückte sich. Sie schob einen Riegel zurück und hob den Deckel an.
    Etwas Weißes schimmerte den beiden Frauen entgegen. Es war das Gefieder zweier Hähne, die bereits tot waren. Man hatte ihnen die Hälse umgedreht.
    »Ich hole sie, Roberta.«
    »Nein.« Mona wurde zurückgedrückt. »Das mache ich schon selbst, mein Kind. Geh du zu den anderen zurück.«
    Mona gehorchte auf der Stelle. Roberta aber bückte sich und streckte beide Hände in die Kiste hinein. Wenig später schon wühlten ihre Hände durch das weiße und auch weiche Gefieder. Sie fühlte darunter die Haut, die noch ein wenig warm war.
    Gemeinsam zog sie die beiden toten Hähne aus der Kiste. Sie hielt sie an den dürren Beinen fest. Die Köpfe waren verdreht, die Schnäbel standen offen.
    Roberta lächelte. Sie fühlte sich so wunderbar, so herrlich leicht, als sie mit ihrer Beute auf den Altar zuschritt, wo die vier Freundinnen bereits warteten.
    Roberta blieb stehen.
    Sie schien zu einer Statue geworden zu sein, die Arme hielt sie hochgereckt. Kein Zittern, kein Anzeichen von Müdigkeit zeigte sich an ihr, diese Frau steckte voller Kraft, die in der Hölle geboren und durch einen Dämon an sie weitergeleitet worden war.
    Sie legte den Kopf zurück.
    In diesem Moment verstummte auch das letzte Flüstern ihrer Dienerinnen. Eine schwere Stille lastete über dem. Altar, und selbst die Geräusche des nahen Regenwaldes hatten sich verändert. Sie waren leiser und beinahe schon ehrfurchtsvoller geworden. Die dort hausenden Tiere schienen zu begreifen, daß sich in ihrer Nähe etwas Unheimliches anbahnte.
    Roberta legte den Kopf zurück. Das Licht der Kerzenflammen rann an ihrem Oberkörper hoch und verfing sich auch in den großen, runden Ohrringen, wo es zu kleinen blitzenden Reflexen kam.
    Sehr langsam öffnete sie den Mund. Roberta holte Luft, sie pumpte ihre Lungen regelrecht auf, bevor sie mit den Vorbereitungen des eigentlichen Rituals begann.
    Die Frau sang…
    Es waren kehlige Laute, die aus der Mundöffnung flossen und in die Höhe stiegen, als wollten sie den allmählich stärker leuchtenden Mond erreichen, um ihm die Botschaft aus der Hölle zu übermitteln.
    Der Gesang blühte auf. Nicht mehr so dumpf, jetzt melodischer, und im Hintergrund entfernte sich Claire von den anderen Frauen, um mit beiden Händen auf die Bespannung der Voodoo-Trommeln zu schlagen. Die Oberfläche bestand aus Menschenhaut, die besonders präpariert worden war und eben bestimmte Töne und Echos abgab.
    Roberta verfiel dem Gesang, und sie glich zusätzlich einer Person, die in Trance gefallen war. Ihre Umwelt nahm sie nicht mehr wahr, sie befand sich körperlich noch auf der normalen Welt, ihr Geist aber war auf die Reise gegangen und beschäftigte sich mit Dimensionen, die von einem menschlichen Auge nicht mehr wahrgenommen werden konnten.
    Weit, weit weg…
    Schriller war der Gesang geworden. Die Laute breiteten sich aus, sie tönten über den Friedhof hinweg, sie berührten die alten, hellen Grabsteine, als sollten sie diese sprengen oder zumindest zum Zittern zu bringen. Der Gesang schwebte auch über dem Friedhof, er suchte die Tiefe, er suchte die Toten, um die alten Leichen aus ihrer Erstarrung zu wecken.
    Bis er abbrach.
    Urplötzlich und mit einem letzten leisen Schrei. Danach war die Stille doppelt wirksam.
    Niemand sprach mehr.
    Auch Roberta nicht, die noch immer die beiden Hähne festhielt.
    Dann blickte sie auf ihre vier Freundinnen!
    Große Augen starrten sie an. Der Blick dieser Frauen war nicht mehr normal. Er wirkte entrückt, als hätten sie sich auf eine Wanderschaft in andere Dimensionen begeben, wo

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