0806 - Der Voodoo-Club
umherwandern.
In der Ferne schrie ein Tier. Es waren Todesschreie. Ein stärkeres hatte es sich als Beute geholt, und um Robertas Lippen spielte ein Lächeln, als sie die Schreie vernahm.
Ja, so mußte es sein, dieses Leben mochte sie. Der Stärkere gewann, der Schwächere verlor. Auch bei ihr würde es nicht anders verlaufen, wenn sie erst einmal zu einer Voodoo-Königin wurde.
Helfer oder Dienerinnen hatte sie schon längst. Vier Frauen waren es, vier die ein ähnliches Schicksal erlitten und ihre Männer oder Geliebten verloren hatten. Man hatte sie, damit es nicht auffiel, auf diesem alten Friedhof begraben, einfach verscharrt wie den letzten Dreck, aber das würde sich ändern.
Mona, Claire, Zita und Wally hießen ihre vier Helferinnen, und sie warteten bereits.
Sie alle hofften, sie vertrauten Roberta, und sie vertrauten den alten Ritualen.
Die Sonne hatte sich noch weiter zurückgezogen. Letzte Glutreste strichen wie breite Fahnen über den Himmel. Sie brachten das Land zum Brennen, aber sie ließen den unheimlichen Kreolenfriedhof in der Düsternis zurück. Es war beinahe so, als hätten sie bewußt einen Bogen um ihn geschlagen.
Bevor die ersten Grabsteine begannen, hatten die Frauen einen Platz gerodet. Hier befand sich ihr Altar, denn in unmittelbarer Nähe lagen auch die Verscharrten.
Plötzlich sah sie die Lichter.
Kerzenflammen erhellten das Dunkel. Sie trieben die Schatten fort, aber nur, um neue bilden zu können, denn auch die Schatten gehörten zum Reich der Toten, und nur das zählte für die Voodoo-Clique.
Die Kerzen hatten ihre Plätze auf einem runden Steintisch gefunden, eine stand auf einem bleichen Totenschädel, eine weitere in einem goldenen Leuchter, zwei weitere standen auf den Tisch. Im flackernden Kerzenlicht erkannte man mit Kräutern gefüllte Schalen, des weiteren die Fotos der toten Männer, und auch eine Flasche mit einer dunklen Flüssigkeit stand dort.
Die vier Dienerinnen umrahmten den Altar. Sie standen unbeweglich und schauten ihrer Anführerin entgegen, die mit stolz erhobenem Haupt näher kam.
Obwohl der Triumph kurz bevorstand, war kein Lächeln auf Robertas Gesicht zu sehen. Sehr ernst schaute sie ihre Freundinnen an.
In ihren großen Augen spiegelte sich das Licht der Kerzen oder strich über die goldenen Ohrringe hinweg, die leicht schaukelten.
Alle Frauen waren gleich gekleidet. Ob Mona, Claire, Zita oder Wally – sie trugen die blauen, langen Kleider, und sie hatten um ihre Köpfe helle Tücher gebunden. In ihrer Farbe unterschieden sie sich von dem Kopftuch der Anführerin.
Roberta nickte ihnen zu. Sie flüsterte dabei jedes mal den Namen zur Begrüßung, dann wollte sie wissen, wie es gelaufen war, ob Erfolge erreicht worden waren.
»Mona – Claire, habt ihr Erfolg gehabt?«
»Ja«, sagte Claire, »wir waren bei ihm.«
»Ist er…?«
»Wir haben es.«
Roberta nickte. Als wäre nichts geschehen, wandte sie sich an die anderen beiden Helferinnen. »Wie ist es mit euch, Zita und Wally?«
»Die Männer leben noch.«
Für einen Moment runzelte Roberta die Stirn. Die Antwort hatte ihr nicht gefallen, aber deshalb ihren Plan einfach fallen lassen, das wollte sie auch nicht. »Warum ist es geschehen? Waren sie so gut?«
»Ja, der Pfeil traf nicht.«
»Und weiter?«
Wally hob die Schultern. »Wir wissen nicht, ob das Zimmermädchen in unserem Sinne gehandelt hat.«
Roberta nickte, ohne überzeugt zu sein. »Das heißt, wir müssen damit rechnen, daß sie unsere Spur aufnehmen.«
»Sie wissen von dem Friedhof«, sagte Zita. Sie war von allen am dunkelhäutigsten, ihre Unterlippe stand sehr weit vor. »Im Hotel haben wir gesehen, wie sie auf eine Karte schauten.«
Roberta lächelte. »Werden sie uns stören können?«
»Nein!« bekam sie im Chor zu hören.
»Was tun wir, wenn sie kommen?«
»Vernichten…«
Roberta nickte. »Das ist gut, sogar sehr gut. Aber wenn sie später erscheinen, werden wir unseren Männern den Befehl geben, sie zu zerstückeln und zu fressen…«
Es waren harte Worte, die sie ausgestoßen hatte, aber Roberta hatte sich nun einmal den grausamen Riten angeschlossen, und sie würde sie mit ihrem eigenen Leben verteidigen.
Sie legte den Kopf zurück und schaute zum Himmel, weil sie ein bestimmtes Auge suchte.
Sehr schnell hatte sie den Mond gefunden, der sich hinter dünnen Wolkenschleiern versteckte. Der Wind würde die Wolken vertreiben und dafür sorgen, daß er bald klar und deutlich zu sehen war.
Roberta senkte den
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