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0807 - Das Gespenst von Angus Castle

0807 - Das Gespenst von Angus Castle

Titel: 0807 - Das Gespenst von Angus Castle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nicht meine Standfestigkeit aufbrachte. Deshalb sprach ich ihn an, redete auf ihn ein, doch von der Öffnung wegzutreten. Er aber wollte nicht. »Nein, Junge, das stehe ich durch. Das muß ich durchstehen.«
    »Wie du willst, Dad.«
    Ich hatte den Strahl so breit wie möglich gedreht. Er huschte an einer feucht schimmernden Wand entlang nach unten. Er traf auf ein Ziel, das am Boden lag.
    Mir stockte der Atem.
    Neben mir atmete mein Vater keuchend. Dann preßte er eine Hand vor den Mund, trat zurück und war froh, sich gegen die Barriere lehnen zu können.
    Es waren keine Tierkadaver, die wir sahen. Auf dem Boden lagen – sich scharf im Lichtkegel der Lampe abhebend – drei tote Menschen…
    Ich war, im Gegensatz zu meinem Vater, an der Öffnung stehen geblieben. Wie lange die Toten schon auf dem Grund des Schachts im feuchten Sickerwasser lagen, konnte ich nicht sagen, jedenfalls war dieser Anblick schlimm. Obwohl ich durch das helle Licht Einzelheiten erkannte, weigerte ich mich, sie bewußt aufzunehmen.
    Bei der Entdeckung war mir auch für einen Moment ein schrecklicher Gedanke durch den Kopf geschossen. Ich hatte ja an meine Mutter gedacht, die verschwunden war, hatte auch für einen Moment damit gerechnet, ihre Leiche dort zu sehen. Sie lag dort nicht.
    Keines der entstellten Gesichter gehörte meiner Mutter. Ich trat vom Rand des Schachtes zurück, bückte mich, hob die Klappe an und ließ sie wieder zufallen.
    Neben meinem bleich gewordenen Vater blieb ich stehen. Er bewegte seine Lippen, ohne zu sprechen. Dieser Anblick war ihm verdammt tief unter die Haut gefahren. Die Augen hatten einen starren Glanz bekommen. Gedanklich war er voll und ganz nach innen gekehrt.
    »Und?«
    »Ich begreife es nicht, John. Ich komme damit nicht mehr zurecht. Das ist ein Grab.«
    »Mit drei Toten.«
    Horace F. Sinclair wischte mit einem Tuch durch sein Gesicht.
    »Drei Tote«, flüsterte er, »meine Güte, das kriege ich nicht in die Reihe, das ist der perfekte Wahnsinn.« Er räusperte sich. »Wie soll ich das… Himmel, wie soll ich das nachvollziehen?«
    »Gar nicht, Dad.«
    Er krallte seine Hände in die Aufschläge meiner Jacke. »Doch, mein Junge, das muß ich. Es ist so schrecklich. Es muß doch einen verdammten Grund geben.«
    »Kann sein. Ich glaube nicht, daß es hier das Versteck eines Massenmörders ist. Wir müssen einen Zusammenhang zwischen diesem Haus hier und dem leeren Schloß finden.«
    »Vergiß Mrs. McDuff nicht.«
    »Natürlich auch sie.«
    »Und denke an uns.«
    »Wieso?«
    Er hatte mich losgelassen und wischte mit einem Tuch über sein Gesicht. »Das ist alles kompliziert, ich aber habe den Eindruck, daß der Name Sinclair eine wichtige Rolle dabei spielt.«
    »Meinst du?«
    »Davon bin ich sogar überzeugt, auch wenn uns jetzt noch die Beweise fehlen.«
    »Sorry, Dad, aber ich kann mir im Moment nicht vorstellen, was unser Name damit zu tun hat.«
    »Das wundert mich, John. Du bist es doch, der ebenfalls eine Vergangenheit hat.«
    »Denkst du an meine Wiedergeburten?«
    »Zum Beispiel.«
    »Ich gebe dir recht. Nur haben sie nichts mit dem Namen Sinclair zu tun, wenn du verstehst. Diese Spur hier weist in eine andere Richtung. Ich kann sie mir sogar von den anderen Dingen losgelöst vorstellen. Das hier ist eine Sache, die nur uns Sinclairs etwas angeht.«
    Er überlegte und nickte. »Gut, gehen wir davon aus, bleiben wir mal dabei.«
    »Sicher.«
    »Dann möchte ich den Joker finden.«
    »Mrs. Gilda McDuff.«
    »Richtig.«
    Ich räusperte mich. »Noch einmal, Dad, du hast einen Blick in den Schacht hineinwerfen können. Du kennst auch Mrs. McDuff, und sie war nicht dabei?«
    »Nein.«
    Ich war zufrieden, räusperte mich und fragte mit leiser Stimme.
    »Die Menschen sind umgebracht worden. Hat man sie hier getötet, hat man sie in den Schacht hineingeworfen und dort elendig umkommen lassen? Das alles müssen wir in Betracht ziehen…«
    »Man wird sie erst nach ihrem Tod in den Schacht geworfen haben, John. Man tötete sie hier.«
    »Und warum? Was haben sie ihrem Mörder getan?«
    »Oder der Mörderin.«
    »Richtig, Vater. Du denkst an Mrs. McDuff.«
    Er nickte. »So schlimm es sich anhört, Junge, aber an sie denke ich tatsächlich. Ich kann mir durchaus vorstellen, daß sie mitmischt. Unter Umständen ist sie sogar die Täterin, und das wäre natürlich mehr als fatal.«
    Mein Vater hatte etwas ausgesprochen, über das ich bereits nachgedacht hatte. Es war ein großes Problem. Wir hatten drei

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