Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0809 - Mensch aus dem Nichts

Titel: 0809 - Mensch aus dem Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
war es überall auf dem Planeten: Man verwertete, so gut es ging, die Reste einer bedeutungslos gewordenen Vorzeit.
    „Laß es bleiben, Tobby", antwortete der Vater. „Iß etwas, und dann werden wir versuchen, den Dampfpflug anzuwerfen."
    Er grinste sie breit an, ein anscheinend stets gutgelaunter, bärtiger Mann mit riesigen Händen und vielen Lachtfältchen um die Augen.
    Aber er hatte durchgesetzt, daß Tobby auf zwei verschiedenen Universitäten studiert hatte, auf zwei ehemals terranischen Schulplaneten.
    Vor knapp einem Wirgler-Jahr war sie zurückgekommen mit dem Diplom eines abgeschlossenen Maschinenbau-Ingenieur-Studiums.
    Ihr Fachgebiet war robotisch gesteuerte Landwirtschaftstechnologie.
    Und dann verbrachte sie das halbe Jahr damit, im Führerstand der spuckenden, fauchenden Maschine zu sitzen und riesige Äcker umzubrechen.
    „Schon gut. Hin und wieder überfallen mich solche Überlegungen", sagte sie und setzte sich an den Tisch.
    Das Frühstück war einfach und nahrhaft, Luxusartikel waren inzwischen kaum noch bekannt.
    „Ich kann's verstehen", sagte David Beugner kauend.
    Es war ein guter Tag für Ackerarbeit. Früher einmal hatte es genügend Roboter hier gegeben, die perfektere Furchen zogen als jeder Mensch es konnte.
    Heute funktionierten nur noch wenige, meist stationäre Positroniken. Auf Wirgier gab es keine Ersatzteile mehr.
    David trank den letzten Schluck aus dem Tonbecher und blickte seine Tochter kritisch an.
    Ein hübsches, natürliches Mädchen, dachte er. Sie tut burschikos wie ein Junge, aber ein Blick aus ihren strahlend grünen Augen beweist das Gegenteil.
    „Du scheinst heute wirklich deinen nachdenklichen Tag zu haben, Tochter!" murmelte er und schob den Sessel zurück. Der ehemalige Aufenthaltsraum für das technische Personal hatte sich im Lauf von zwei Generationen zu seinem Vorteil verändert und war wohnlich und gemütlich.
    „So ähnlich, Väterchen", antwortete sie leise. „Ich weiß zufällig sehr genau, daß wir auf Wirgier noch relativ glücklich dran sind."
    „In Bezug auf Laren und Überschwere, meinst du?"
    „Richtig!" Sie nickte. „Sie lassen uns in Ruhe.
    Aber fünf Schiffsladungen voller Ersatzteile, und wir hätten viel mehr Zeit für Bildung, Ausbildung und daher mehr Chancen. Der ganze Planet verblödet."
    David Beugner zupfte an seinem Bart, dann bewies er wieder einmal, daß er weit mehr war als ein einfacher Farmer.
    „Die Geschichte der Menschheit, Tochter", sagte er bedächtig, „ist Tausende von Jahren in einem ständigen Auf und Ab verlaufen. Hundert Jahre hin oder her sind in einer solchen Zeitspanne nur unbedeutende Strecken.
    Im Augenblick sind wir unten, zweifellos. Es wird einen Tag geben, an dem wir wieder oben sind.
    Wir sehen nur Momentaufnahmen, und, zugegeben, im Augenblick sieht es nicht so aus, als ob wir auf der Straße des Siegers sind. Aber ...", er lächelte und sah Tobby tief in die Augen, „denke daran, daß wir Terraner eine ganze Menge ruhender Reserven haben."
    Tobby dachte an die geheimen Kontakte während ihrer Ausbildung.
    Rätselhafterweise hatten die Laren wenige Kontrollen durchgeführt. Sie mußten daran denken, daß die von ihnen beherrschten Wellen wenigstens überlebten.
    „Ich weiß es, David", sagte Tobby. „Aber hier auf Wirgier sind wir von diesen Reserven sehr weit entfernt. Es gibt viele Geschichten und Gerüchte. Sie helfen uns nicht. Wir müssen uns selbst helfen."
    „Am besten dadurch, daß wir dieses schauerliche Monstrum in Bewegung setzen!" meinte David abschließend. „Komm, Tochter!"
    Sie liebten ihren Planeten und seine wiedergewonnene Schönheit. Aber gerade deshalb schmerzte es die beiden, daß Wirgier weder autark noch im Moment entwicklungsfähig war.
    Sie gingen durch einen wuchernden Garten hinaus zu der Dampfmaschine.
    Aus vielen Einzelteilen angerosteter und bewegungsunfähiger Anlagen hatte Tobby dieses Gerat zusammengeschweißt und -geschraubt. Es funktionierte sogar. Inzwischen hatte das Holzfeuer genügend Hitze erzeugt.
    Der Vater schleppte den Pflug heran, klinkte ihn ein, und Tobby kletterte in den primitiven Steuerstand.
    Pleuel bewegten sich, Dampf zischte auf, die riesigen Reifen begannen sich zu drehen. Das ungefederte Gefährt setzte sich in Bewegung, bog auf der schmalen Straße hinaus auf das große, flache Feld, und dort klappten die Pflugscharen hinunter.
    Die langweilige, aber letztlich doch befriedigende Arbeit hatte wieder angefangen. Der Planet und seine Bevölkerung

Weitere Kostenlose Bücher