081 - Lady Frankenstein
geschnitten. Genauso sah sie aus, als sie
achtzehn war. Du bist Conchitas Tochter“! Sie griff nach meiner
Hand und streichelte sie. Ich war wie vor den Kopf gestoßen. Ich fragte sie,
wer Conchita sei, aber sie schüttelte nur den Kopf, und mit Tränen in den Augen
lief sie schließlich davon. Von diesem Augenblick an gab ich keine Ruhe mehr, hinter
das Geheimnis meiner Herkunft zu kommen.
Schon immer
war mir aufgefallen, daß ich wenig Gemeinsames mit meinen Eltern hatte. Ich
entdeckte keine gleichen Interessen, keine Ähnlichkeit, weder zwischen mir und
meinem Vater noch meiner Mutter. Ich fühlte mich woanders hingezogen, wußte
aber dieses Gefühl nie richtig zu. bestimmen. Seit dem Zwischenfall in Malaga habe ich jede Gelegenheit wahrgenommen, wieder die
Frau zu treffen, die mich mit Conchita verglich und behauptete, ich sei Conchitas Tochter. Ich fuhr oft mitten in der Woche nach Malaga .
Ohne meine Mutter. Das fiel nicht auf, da ich sehr gern einen Bummel durch die
Stadt mache. Ich suchte die Frau, und ich fand sie. Am Rand der Stadt. Ich
erfuhr, daß Conchita mich nach meiner Geburt in ein
Waisenhaus gegeben hätte. Näheres über meine leibliche Mutter konnte ich nicht
in Erfahrung bringen. Doch ich suchte weiter, in den Papieren meines Vaters,
wenn er nicht zu Hause war. Ich fand Anhaltspunkte, daß ich adoptiert wurde.“
Sie schwieg.
Larry meinte:
„Aber was ist da Besonderes dabei, Señorita? Ihre Eltern - Señor und Señora Mojales - wollten
Ihnen einen Schock ersparen. Sie meinten es gut mit Ihnen.“
„Das dachte
ich zunächst auch. Aber ich war dahintergekommen, daß man noch mehr vor mir
verbarg als meine wirkliche Herkunft. Ist es normal, wenn einer Tochter
untersagt wird, einen bestimmten Bereich im Haus der Eltern zu betreten? Schon
als Kind würde ich darauf dressiert, nie die andere Seite des Hauses
aufzusuchen, keinen Schlüssel mitzunehmen, keine Tür dort zu öffnen. Kennen Sie
die Geschichte von Blaubart und seinen Frauen? Es gab dort eine Kammer, die
niemand betreten durfte. Fast hatte ich das Gefühl, in Blaubarts Schloß zu
sein!“
„Ein
merkwürdiger Vergleich“, kam Larry Brent nicht umhin zu bemerken.
„Ja, ich
weiß. Aber ich schäme und fürchte mich nicht mehr, so darüber zu sprechen. Zu
Ihnen jedenfalls nicht.“ Sie hob den Blick, und ihre Rechte griff nach Larrys
Hand. „Ich bin völlig durcheinander, entschuldigen Sie!“ Ehe X- RAY-3 sich
versah, lehnte Maria-Rosas Kopf an seiner Schulter. Er streichelte über ihr
Haar. „Aber daran schuld ist auch noch das, was ich in der letzten Nacht
erlebte.“ Ihre Stimme klang leise und erschrocken.
„Was war in
der letzten Nacht?“
„Ich konnte
wieder mal nicht schlafen und lag im Bett, dachte über mich und die Menschen
nach, die ich liében wollte, aber nicht lieben konnte. Da hörte ich ein Geräusch im
Hof. Der Wagen meines Vaters fuhr vor. Im dunklen Zimmer, hinter dem Vorhang
stehend, wurde ich Zeuge, wie Bastian Ramos, der Chauffeur
und Privatsekretär meines Vaters, eine Gestalt ins Haus trug. Es war mein
Vater! Er rührte sich nicht mehr. Ich glaube, er war tot. Meine Mutter lotste Ramos durch
das Haus. Der Chauffeur fuhr wenig später den Wagen in die Garage. Dort rumorte
er noch eine ganze Weile. Heute morgen beim Frühstück erwartete ich, daß meine
Mutter etwas über den Vorfall gestern abend erwähnen würde. Doch nichts! Sie
sagte mir lediglich, daß Ramos zurückgekommen sei, weil er eine Mappe mit wichtigen
Geschäftspapieren abholen müsse, die Vater in Barcelona dringend brauche.
Inzwischen hätte sich dies aber zerschlagen, weil Vater in aller Frühe
angerufen und mitgeteilt hätte, daß er die Unterlagen nicht mehr benötige, daß
er jedoch einige Tage länger in Barcelona bleiben würde als zunächst
vorgesehen. Dieses Wochenende würde er auf keinen Fall zurückkommen! Aber wie
verträgt sich das mit dem, was kurz vor Ihrer Ankunft hier geschah, Señor Brent?
Ein Geschäftsfreund meines Vaters und ein Fremder, den ich nicht kenne, kamen
heute mittag auf die Hazienda. Meine Mutter hat sie sofort in ihr Zimmer
begleitet. Heimlich schlich ich mich in den Bezirk, dessen Betreten mir
eigentlich verboten ist. Ich muß ehrlich gestehen, daß ich schon lange die
Absicht habe, mir einen Nachschlüssel für die Zimmer meiner Mutter anfertigen
zu lassen. Doch Mama ist nicht nachlässig wie Papa. Der verlegte seinen
Schlüssel im Arbeitszimmer, und ich fand ihn. Aber ich brachte ihn erst an den
Fundort
Weitere Kostenlose Bücher