081 - Lady Frankenstein
Brent“,
meinte Doña Carmen. „Ich habe eine Schwäche für starke und kräftige Männer.
Ein Mann wie Ihr Freund - kann alles von mir haben.“
Er lernte die
attraktive Herrin der Hazienda von einer ganz anderen Seite kennen. Eine
Einladung mit solchen Worten sprach Bände.
●
Als
Maria-Rosa den dämmrigen Stall betrat, ging alles blitzschnell.
Schon beim
Eintreten erkannte sie, daß die Pferde unruhig waren. Sie konnte sich diese
Unruhe nicht erklären. Maria-Rosa wollte gleich die Tür hinter sich schließen,
als sie den Schatten sah, der von der Ecke her auf sie zusprang. Eine große
Hand legte sich auf ihren Mund, noch ehe sie schreien konnte.
Sie wehrte
sich verzweifelt, schlug und trat um sich. Aber es war, als ob sie gegen
Windmühlen focht.
Dann sah sie
das Gesicht ihres Gegners. Ihre Augen weiteten sich. Ihr dumpfes Gurgeln wurde
vom Druck der Hand auf ihrem Mund geschluckt.
Ihr
geheimnisvoller, widerlich aussehender und nach Schweiß und Verwesung
riechender Gegner brauchte sich nicht mehr die Mühe zu machen, sie mit einem
gezielten Handkantenschlag in ihrer Bewegungsfreiheit einzuschränken. Eine
wohltuende Ohnmacht nahm Maria-Rosa gefangen.
Der
Eindringling riß kurzerhand eines der Pferde an sich, schwang sich darauf,
legte den schlaffen Körper Maria-Rosas quer vor sich, faßte die Zügel das sich
entfernende Galoppieren, aber halbgeöffnete Stalltür hinaus in den Hof, direkt
auf das Tor zu.
Er verschwand
in der Dämmerung. Alles war so schnell gegangen, daß niemand Zeuge des Vorfalls
geworden war.
Als Larry und
Carmen Mojales aus dem Haus traten, hörten sie beide
zwar das sich entfernende Galoppieren, aber niemand machte sich ernsthaft
Sorgen darüber, daß vielleicht etwas geschehen sein könnte.
„Das wird
Maria-Rosa sein - oder, der Stallbursche - oder beide“, meinte Doña Carmen.
„Ein Pferd, das sich den ganzen Tag gelangweilt hat, wird dann noch mal tüchtig
geritten.“
Als sie in
den Stall kamen, fehlte ein Pferd. „Panecillo“!
Doña Carmen
blickte sich um.
„Ist etwas
nicht in Ordnung?“ fragte Larry.
„Maria-Rosa
macht mir Sorgen. Das Mädchen trägt irgend etwas mit sich herum. Es spricht
sich nicht aus mit mir.
Es gibt kein
System mehr in ihrem Handeln. Jetzt ist sie tatsächlich mit Panecillo ausgeritten. Dabei waren wir erst heute morgen mit ihm weg. Sie
hätte lieber Carlos oder Don Juan nehmen sollen. Nun ja, da kann man nichts
machen. Die Jugend von heute hat ihren eigenen Kopf und handelt oft spontan und
unlogisch. Ich habe meiner Tochter schon unzählige Male gesagt, daß sie nicht
ohne Reitdress und auf keinen Fall ohne Stiefel
ausreiten soll. Aber man predigt tauben Ohren.
Manchmal habe ich das Gefühl, Maria-Rosa ist krank.“ Das letzte sagte sie sehr
leise, aber doch noch so laut, daß Larry es verstand.
Wortlos
sattelten beide ein Pferd. Carmen Mojales klopfte dem
Reittier auf die rechte Hinterhand. „Es ist stark genug, es wird euch beide
tragen. Ich freue mich auf Ihre und Ihres Freundes Anwesenheit.“
X-RAY-3 nahm
an, daß er in spätestens zwei Stunden hier sein würde.
Doña Carmen
nickte. „Reiten Sie vorsichtig. In der Dunkelheit ist es nicht ganz einfach,
den Weg zu finden, zumal dann nicht, wenn man fremd hier in der Gegend ist.
Soll ich Ihnen nicht zur Vorsicht einen Führer mitgeben?“
Larry
schüttelte den Kopf. „Vielen Dank! Soviel Freundlichkeit und Wohlwollen kann
ich nicht annehmen. Ich finde mich schon zurecht.“
„Passen Sie
auf!“ Es klang überzeugend, wie es über ihre Lippen kam. Sie meinte es ernst.
Larry ritt in
die Nacht. Maria-Rosa war noch mal ausgeritten. Dies war der Grund, weshalb er
auf das Angebot mit dem Führer verzichtet hatte. Vielleicht wartete das Mädchen
irgendwo auf ihn und wollte ihm noch etwas Wichtiges mitteilen.
Er ritt
zügig, um die Dämmerung noch auszunutzen.
Er erwartete
förmlich, daß irgendwo hinter einer Buschgruppe Maria-Rosa plötzlich
hervorpreschte, aber nichts geschah.
●
Er rief
Kunaritschew von einer Stelle aus, wo der Russe ihn hören mußte. Gemeinsam
ritten sie dann auf dem Pferd den Weg zurück, den X-RAY 3 gekommen war.
Kunaritschew
berichtete, daß er den ganzen Tag, bis zum Einbruch der Dunkelheit zum Teil
gemeinsam mit Paco, dem Bauern, die Gegend abgesucht
habe. Es gab keine Spur und keinen Hinweis auf eine Höhle.
Nachdenklich
ritten sie zur Hazienda und kamen nach gut zwei Stunden an
Larrys erste
Frage galt Maria-Rosa.
„Ja, sie
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