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0810 - Stirb in einer anderen Welt

0810 - Stirb in einer anderen Welt

Titel: 0810 - Stirb in einer anderen Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.K. Giesa
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war er immer fleißig gewesen; in französicher Umgebung aufgewachsen, hatte er die Sprache seiner Altvorderen gelernt, um sich später, wenn er nach Llewellyn Castle zurückkehrte, auch mit den Alten unterhalten konnte. Und er bemühte sich, immer noch mehr Feinheiten hinzuzulernen. In seinem Zimmer stapelten sich Bücher und Broschüren über regionale Dialekte.
    »Hör auf, so komisch zu röcheln und rede lieber so, dass auch ein anständiger Drache dich versteht«, verlangte Fooly. »Sieht aus, als würde dein magisches Erbe erwachen, Mister Lord Zwerg.«
    »Wenn, dann ist es wohl ganz schnell wieder eingeschlafen«, brummte der Junge. »Muss ja auch nicht sein, so was. Hab genug andere Probleme. Diese blonde Schnecke Claudette will mich dauernd angraben. Dabei ist die erst elf. Wie sage ich ihr, dass sie viel zu jung für mich ist? Hat ja noch nicht mal 'nen richtigen… äh…«
    In erwartungsfroher Neugier sah Fooly ihn mit breitem Krokodilgrinsen an. »Na, was?«
    »Geht dich gar nichts an, du aufgepumpter Leguan.«
    »Was?«, keuchte Fooly. »Plumper Legostein?«
    Rhett winkte ab. »Zamorra ist durch diesen Weltentunnel verschwunden?«
    »Und du konntest diesen Tunnel sehen. Mademoiselle Nicole nicht.«
    »Ich sehe ihn jetzt auch nicht. Also, sag mir endlich, was genau hier los ist.«
    Ein paar Minuten später schüttelte er den Kopf. »Ich kann es nicht«, sagte er. »Wenn da etwas war, dann ist es jetzt wieder weg. Da wirst du jetzt wohl allein 'ran müssen.«
    Fooly nickte. Es war ihm deutlich anzusehen, wie wenig es ihm gefiel…
    ***
    Unterdessen sah Nicole sich prüfend um. Sie war allein, niemand hatte ihr Auftauchen bemerkt. Dass sie in der Spiegelwelt angekommen war, erkannte sie daran, dass die Regenbogenblumen hier ein paar Meter weiter versetzt wuchsen. Hier wie da waren sie aber mit einem Unauffälligkeitszauber versehen, sodass niemand sie bemerkte beziehungsweise als das wahrnahm, was sie tatsächlich waren.
    Sie betrachtete ihr Amulett. Los, Zamorra, ruf es zu dir!
    Hoffentlich war es ihm in der Zwischenzeit gelungen, das seines Doppelgängers abzuschalten!
    Sie musste an Rhett und Fooly denken. Plötzlich machte sie sich Vorwürfe, die beiden mit dem unbekannten Phänomen im Château zurückgelassen zu haben. Was, wenn dort eine Gefahr entstand, denen sie nicht gewachsen waren?
    Aber wenn es eine dämonische Kraft wäre, hätte sie die Abschirmung nicht durchdringen können , versuchte sie sich zu beruhigen. Dennoch blieb eine gewisse Unsicherheit.
    Und es blieb die Frage: Warum rief Zamorra das Amulett nicht zu sich?
    Sie versuchte es zu aktivieren.
    »Nein«, stieß sie entsetzt hervor. »Nein, verdammt, es hat nicht funktioniert!«
    Das Amulett blieb »tot«. Es ließ sich nicht benutzen.
    ***
    Unterdessen hielt die Negativ-Nicole die Pistole wieder auf Zamorra gerichtet. Die Situation hatte sich durch das Abschalten des Double-Amuletts nicht wesentlich verbessert. Und die richtige Nicole schien noch nicht eingetroffen zu sein. Jedenfalls blieb Zamorras Versuch, sein eigenes Amulett zu sich zu rufen , erfolglos.
    Sein Doppelgänger erhob sich jetzt. Langsam ging er zu der Stelle, wohin Zamorra das Amulett geschleudert hatte, und hob es auf.
    »Ich weiß nicht genau, wie du es erlernt hast«, sagte er. »Aber man soll nie vorschnell urteilen. So mancher, der sich der Schwarzen Magie verschreibt, findet dennoch Zeit und Gelegenheit, eher unwichtig erscheinende Dinge zu erforschen.«
    Entsetzt sah Zamorra, wie der Negative das hieroglyphische Zeichen benutzte und damit sein Amulett wieder einschaltete. Es leuchtete in schwachem Silberlicht auf.
    Jetzt nützte es auch nichts mehr, wenn Nicole noch auftauchte. Dadurch würde zwar das Amulett des Bösen wiederum ausfallen, Zamorras eigenes aber auch. Damit war ihm nicht mehr geholfen.
    Der Negative wandte sich an Duval.
    »Du siehst, ich habe alles im Griff«, sagte er. »Du brauchst die Pistole wirklich nicht. Du kannst sie weglegen.«
    Duval schüttelte den Kopf. »Besser nicht. Wer weiß, was er noch für Überraschungen auf Lager hat. Eine Kugel ist auf jeden Fall immer schneller als der beste Zauberspruch.«
    »Auch so ein vorschnelles Urteil«, erwiderte der Negative. »Es ist doch schön, dass die Menschen immer erst reden, ehe sie nachdenken. Und dass so mancher überhaupt nicht nachdenkt.«
    Er wandte sich wieder Zamorra zu und deutete erneut auf den Tisch. »Nun mach endlich«, verlangte er. »Vergeude nicht deine letzten Minuten.

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