0810 - Stirb in einer anderen Welt
gehen war er nicht bereit. Es musste einen anderen Weg geben.
Wieder griff er den Negativen an. Aber ganz so angeschlagen, wie es den Anschein hatte, war dieser nicht. Er wehrte Zamorras Attacke mit einigen Karateschlägen ab, die diesen in die Defensive zwangen. Dann trat er seinerseits zu - und traf zielsicher die Wunde.
Aufschreiend vor Schmerz stürzte Zamorra zurück. Das Blut sickerte jetzt noch etwas schneller hervor. Der Treffer hatte die Schussverletzung weiter aufgerissen.
Der Doppelgänger lachte höhnisch. Dann machte er ein paar schnelle Handbewegungen und murmelte Zaubersprüche.
Um Zamorra bildete sich ein magisches Feld, das seine Bewegungen stark verlangsamte. Möglicherweise hätte es ihn vollständig gelähmt, aber die Gürtelschließe fing einen Teil der Schwarzen Magie ab.
Leider nicht alles.
Der Doppelgänger rief zynisch: »Los, mein Freund, kriech, solange du noch kannst. Ich werde dir auf den Tisch helfen.«
»Du wirst zur Hölle fahren«, presste Zamorra hervor.
Wieder benutzte der Negative seine Magie. Zamorra fühlte, wie ihn unsichtbare Kräfte zwangen, sich zu bewegen.
Auf diesen verdammten Tisch zu!
Er versuchte alles, sich dagegen zu wehren. Aber es gelang ihm nicht.
»Schade, dass ich deine Gedanken nicht lesen kann«, sagte der Negative. »Ich würde mich zu gern an deiner Panik weiden. Möchtest du deine Gedankensperre nicht für mich öffnen?«
»Fahr zur Hölle!«, wiederholte Zamorra.
Er hatte den Tisch erreicht. Aus den Augenwinkeln sah er, dass Duval ungerührt zuschaute. Immer noch hatte sie die Pistole auf ihn gerichtet. Rechnete sie ernsthaft damit, dass er noch einen Weg fand, aus dieser Situation wieder herauszukommen?
»Hoch mit dir und auf den Tisch, na los!«, befahl der Negative.
Zamorra wehrte sich dagegen, aber es gelang ihm nicht. Zusätzlich packte ihn sein Doppelgänger mit beiden Händen und zerrte ihn auf die Tischplatte. Er versuchte, nach ihm zu schlagen, aber die magische Lähmung ließ nur die Bewegungen zu, die der Doppelgänger verlangte.
Da war das Ritualmesser. Zamorra versuchte danach zu greifen, es an sich zu bringen. Aber vor seiner zugreifenden Hand nahm der Negative es weg.
»Du bist ja richtig zäh, Freundchen. Du willst wohl um jeden Preis überleben, wie? Aber das geht nicht.«
»Fahr zur Hölle.«
»Wie einfallslos, deine Wortwahl. Eigentlich hatte ich mehr von dir erwartet nach dem starken Anfang. Nun leg dich schon zurecht. Ja, auf den Rücken.«
Zamorra konnte nicht widerstehen.
Das war es also , dachte er.
Über ihm schwebte das teuflische Messer und begann sich langsam zu senken.
***
Nicole überlegte fieberhaft. Nützte es, wenn sie noch einmal in die richtige Welt zurückkehrte, dort noch ein paar Minuten wartete und dann erneut hierher kam? Oder war es besser, direkt ins Château vorzustoßen, um Zamorra aus der Patsche zu helfen?
Aber vielleicht war er ja gar nicht hier! Vielleicht hatte ihn dieser verteufelte Weltentunnel an einen völlig anderen Ort versetzt?
»Hellseher müsste man sein«, murmelte sie in wütender Verzweiflung. Die Hilflosigkeit machte ihr zu schaffen. Egal, was sie tat, es konnte falsch sein. Es wäre vielleicht besser gewesen, sie hätte versucht, Zamorra durch den Tunnel zu folgen! Dem Drachen wäre es sicher gelungen, die Sperre zu beseitigen. Immerhin hatte er ja selbst hineingreifen können.
Würde sie Remote Viewing beherrschen, wäre das alles kein Problem. Dann könnte sie bei einiger Konzentration sehen , wo Zamorra sich jetzt befand, was ihre Entscheidung wesentlich erleichtern würde. Aber diese Gabe war ihr verschlossen. Man hatte sie, oder man hatte sie nicht. Man konnte sie auch nicht erlernen, nur schulen, wenn sie vorhanden war. Sie konnte dämonische Kräfte spüren, und sie konnte Gedanken gelesen; darin erschöpfte sich ihr Para-Können auch schon.
Das, was sie jetzt gebraucht hätte, stand ihr nicht zur Verfügung. Sie war keine Hellseherin und würde nie eine sein können!
Was sollte sie tun?
Sie kehrte zurück ins Château Montagne. Dort wartete sie zwischen den Regenbogenblumen etwa fünf Minuten, um erneut in die Spiegelwelt zu wechseln. Aber wieder funktionierte das Amulett nicht.
Das andere war also immer noch nicht abgeschaltet.
Vielleicht unterlagen sie aber auch einem Irrtum, und die Abschaltung spielte keine Rolle! Vielleicht reichte schon die Präsenz allein!
Da beschloss sie, ins Spiegel-Château einzudringen. Nur so konnte sie Zamorra noch
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