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0810 - Stirb in einer anderen Welt

0810 - Stirb in einer anderen Welt

Titel: 0810 - Stirb in einer anderen Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.K. Giesa
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zurück. Der Spiegel zeigte ihm die recht tiefen Kratzspuren, und als er seine Hände betrachtete, sah er das Blut daran.
    Er murmelte einen spanischen Fluch, den er mal als Student in einer Hafenkneipe in New York aufgeschnappt hatte, in die ihn sein Psychologieprofessor mitgeschleift hatte. Der Fluch war ziemlich lang, fast weltumgreifend und böse, auf keinen Fall aber jugendfrei. Andächtig lauschte Nicole.
    »Man lernt doch immer hinzu«, stellte sie dann fest. »Cheri, wenn du das nächste Mal einen Ort aufsuchst, an dem man solche prägnanten Worte kultiviert, nimmst du mich aber mit, ja? Und jetzt kommst du mit ins Bad, damit ich dich verarzten kann.«
    »Wo ist eigentlich dieses verflixte Katzenvieh geblieben?« Misstrauisch sah er sich um, aber nirgendwo im Zimmer war die Mausefalle auf Beinen zu sehen. Spurlos verschwunden…
    »Sei doch froh drüber«, sagte Nicole.
    »Mich interessiert aber, wo sie ist und wie sie aus dem Zimmer verschwinden konnte«, grummelte der Meister des Übersinnlichen. »Ich hätte sie gern in einem ›hochnotpeinlichen Verhör‹ nach Art der Inquisition danach gefragt und anschließend der Mikrowelle überantwortet.«
    »Elender Katzenmörder«, maulte Nicole.
    »Wieso? Ich habe sie doch noch gar nicht…«
    »Auch der Versuch ist strafbar.«
    »Aber nicht der Gedanke…«
    ***
    Etwas später fanden sie sich am Frühstückstisch ein. Der Rest der Châteaubewohner hatte natürlich längst alles weggefuttert, was Butler William aufgetragen hatte. Das war nicht verwunderlich, weil die anderen im normalen Tag-Nacht-Rhythmus lebten. Zamorra und Nicole bildeten da durch ihre Profession als Dämonenjäger die Ausnahme.
    So war nur noch eine halbe Kanne Kaffee da, ein paar Brötchen, ein halbes Baguette und gerade soviel Wurst und Käse, dass es für zwei Menschen und eine Katze reichte. Selbige bediente sich großzügig, und als Zamorra das Zimmer betrat, schnappte die Katze sich vorsichtshalber noch eine weitere Scheibe Wurst und brachte sich außer Reichweite.
    Zamorra streckte die Hand in ihre Richtung aus und machte einige Fingerbewegungen.
    »Hokus pokus Teufelsgraus - bleib nicht Katze, werde Maus!«, intonierte er in düsterer Stimmlage.
    Die Katze legte die Ohren an, peitschte mit dem Schweif und fauchte. Von einer Verwandlung war ihr nichts anzumerken.
    »Sieht so aus, als würde dein Zauberspruch nicht richtig funktionieren«, grinste Nicole.
    »Rattenkot und Höllenschlund - aus der Wurst werde ein Hund«, versuchte Zamorra es anders.
    »Wieder nichts«, kicherte Nicole. »Und so was nennt sich Meister des Übersinnlichen! Wird nicht mal mit einem harmlosen Miezekätzchen fertig!«
    »Möchtest du auch verzaubert werden?«, knurrte Zamorra.
    »Ich möchte frühstücken.« Nicole nahm Platz und raffte auf ihren Teller, was die Katze übrig gelassen hatte.
    »Und ich?«, stöhnte Zamorra.
    »Zaubere dir was«, schlug Nicole fröhlich boshaft vor. Zamorra beschloss, ihr doch den hübschen Hintern zu versohlen. Was kein besonderes Problem darstellen sollte; immerhin trug sie nur einen knappen String-Tanga. Und eine transparente Bluse. Angesichts dieser verführerischen Aussicht schwand sein ohnehin nur gespielter Groll.
    Augenblicke später trat Diana Cunningham ein, in der Hand ein kleines Serviertablett mit diversen Häppchen. Damit ergänzte sie, was die Katze übrig gelassen hatte. Zamorra schmunzelte; kurz keimte in ihm der Verdacht, es bei Diana um eine Hellseherin zu tun zu haben, aber das war natürlich Unsinn.
    Angesichts des freizügigen Auftritts seiner Gefährtin verzog Diana das Gesicht; diese Form der Selbstdarstellung - oder auch Zurschaustellung - konnte sie nicht nachvollziehen. Das war nicht ihre Welt. Aber dann lächelte sie wieder.
    »Ich hab's doch geahnt, dass die Katze hier aufräumt«, sagte sie. »Ups, was ist denn dir passiert?« Während sie das Tablett absetzte, betrachtete sie kopfschüttelnd Zamorras Brust. Nicole hatte die Kratzwunden verpflastert, aber Zamorra hatte dann darauf verzichtet, ein Hemd drüber zu ziehen.
    »Das war das verfressene Biest«, sagte er und deutete hinter sich, wo die Katze schmatzte und nebenbei während des Fressens leise vor sich hin knurrte wie ein Hund.
    »Da musst du sie aber ganz schön geärgert haben«, vermutete Diana. »Katzen sind doch freundliche Wesen, die niemandem etwas zu Leide tun.«
    »Frag mal die Mäuse und Vögel«, gab Nicole zu bedenken.
    »Lieber nicht. Die Antworten könnten mir nicht gefallen.

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