Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0812 - Der Howalgonier

Titel: 0812 - Der Howalgonier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
dabei.
    Wegenrat blieb an der Tür stehen. Er hob die Hände und richtete ein Bild, das an der Wand hing. Doch kaum hatte er es berührt, als es zerbröckelte und zu Boden rieselte. Mit dem Staub und den Bruchstücken schwebten Goorn-Ameisen nach unten. Sie flüchteten in einen Riß in der Mauer. Der Ingenieur verfolgte sie mit seinen Blicken. Sekundenlang war er versucht, die Insekten zu zertreten. Er ließ den schon erhobenen Fuß jedoch wieder sinken, als er Piet Alfrat lachen hörte.
    „Du hast recht", sagte er erbittert. „Es hat keinen Sinn. Unsere Zeit ist vorbei, und sie kommt wohl auch nicht wieder."
    Er betrachtete die Reste des Bildes. So wie mit diesem Bild, war es mit allem gewesen. Nichts hatte Bestand gehabt. Selbst die Millionen nicht, die er sich mühsam erarbeitet hatte. Sie hatten sich buchstäblich in Nichts aufgelöst.
    Jaan Wegenrat verließ das Büro und trat auf den Mittelgang des Hauses hinaus. Langsam zunächst, doch dann mit steigender Geschwindigkeit ging er die Nottreppe hinunter. Der Antigravschacht funktionierte längst nicht mehr.
    „Es ist mir unbegreiflich, daß sie alles so verfallen lassen", sagte er zu Piet Alfrat, der ihm schweigend folgte. „Ich werde es nie verstehen können. Es wäre doch viel einfacher gewesen, alles zu übernehmen und weiterzuführen. Doch nein. Sie mußten sich ihre eigene Stadt bauen."
    Er blieb stehen und drehte sich um. Sein Gesicht verzerrte sich, und seine dunklen Augen funkelten vor Zorn.
    „Demütigen wollten sie uns. Sie wollten uns auf die Knie zwingen und uns sagen: Seht! So winzig seid ihr!"
    Piet Alfrat schwieg auch jetzt noch. Diese Worte hatte er oft gehört. Er wußte nicht, was er darauf antworten sollte. Alles, was er je dazu gesagt hatte, war Jaan Wegenrat nicht recht gewesen. Alle Argumente hatte er einfach hinweggewischt.
    Der Ingenieur drehte sich wieder um und eilte weiter. Es schien ihm Spaß zu machen, mehrere Stufen auf einmal zu nehmen, und immer schneller zu werden, bis er ganze Treppenabsätze übersprang; „Hör auf", brüllte Piet Alfrat. „Du brichst dir die Knochen."
    Jaan Wegenrat blieb keuchend stehen. Er wartete, bis Piet Alfrat bei ihm war.
    „Manchmal muß ich toben", sagte er. „Ich muß einfach rennen, weil ich spüre, daß ich sonst verrückt werde."
    „Du spinnst", erwiderte Alfrat. „Wenn du dir hier die Beine brichst, ist es aus mit dir. Du weißt, daß unsere medizinische Versorgung miserabel ist. Medikamente haben wir kaum, und die wenigen, die wir haben, werden für die Jungen reserviert."
    „Ist ja schon gut, Piet", sagte Wegenrat und winkte unlustig ab. „Wer mag denn so etwas schon hören.
    Meine Knochen sind in Ordnung. So schnell brechen sie nicht."
    „In deinem Alter sind die Knochen nicht mehr so stabil, Jaan. Sie verlieren Kalk und ..."
    „Vielleicht", unterbrach ihn der Ingenieur hitzig. „Vielleicht ist es so. Wenn es so ist, dann wandert bei mir der Kalk aber nicht ins Gehirn. So etwas wolltest du doch damit andeuten - oder?"
    Piet Alfrat lachte. Er schüttelte den Kopf.
    „Nicht so aggressiv, Jaan. Laß uns lieber überlegen, ob wir unseren Plan nicht doch irgendwie verwirklichen können."
    Jaan Wegenrat runzelte die Stirn. Er gab einen unbestimmbaren Laut von sich, drehte sich um und eilte weiter. Erst als er den Ausgang des Gebäudes erreicht hatte, blieb er stehen und wartete, bis Alfrat bei ihm war.
    „Wie stellst du dir das vor?" fragte er. „Hast du eine Idee?"
    „Ich habe eine gute Idee gehabt", erwiderte der Nukleartechniker. „Gehabt? Dann ist alles wieder weg?
    Wenn du so vergeßlich bist, solltest du dir alles aufschreiben, was wichtig ist."
    „Ich habe es nicht vergessen, Jaan. Ich wollte sagen, daß ich einen guten Einfall gehabt habe und daraufhin in den Bergwerksunterlagen gelesen habe. Mich interessierten die letzten Tage vor der Einstellung aller Arbeiten."
    „Und was hast du gefunden?" fragte Jaan Wegenrat^ der wie elektrisiert war. Er packte den Jüngeren an der Schulter und schüttelte ihn. „Heraus damit. Schnell."
    „Immer mit der Ruhe, Jaan. Wenn du jetzt schon den Verstand verlierst, suche ich mir einen anderen Partner."
    Wegenrat ließ betroffen die Hände sinken und verschränkte sie sicherheitshalber hinter dem Rücken.
    „Also schön, großer Meister", sagte er. „Ich höre, und ich bin ganz ruhig."
    „In den letzten Tagen, an denen noch gearbeitet wurde, hat man eine Space-Jet ins Bergwerk gebracht. Das Raumschiff sollte direkt unten nach einer

Weitere Kostenlose Bücher