0812 - Sarkanas Armee
dass ihnen ihr Opfer nicht mehr entkommen konnte. Unter fast geschlossene Augenlider hindurch taxierte der Vampir die beiden.
Die affenähnlichen Körper und die Echsenschädel wollten nicht zueinander passen. Alles an ihnen wirkte gedrungen und irgendwie klobig. Als sie sich auf Laertes zubewegten, ließen sie sich auf ihre kurzen Arme hinab, wie die Berggorillas in der Menschenwelt es taten. Erst kurz vor dem Vampir richteten die zwei sich wieder auf, wurden wieder zu Zweibeinern.
Laertes hatte diese Rasse noch nie in den Schwefelklüften gesehen, doch das musste nichts bedeuten. Alles an ihnen erinnerte an ein misslungenes Experiment, bei dem sich irgendeiner der Dämonen perfekte Sklaven zu formen versucht hatte.
Dann waren sie heran. Laertes fühlte sich nicht in der Lage, sich gleichzeitig um beide zu kümmern. Er musste schnell und hart handeln, denn in seinem Zustand lief er sonst Gefahr, den Wesen zu unterliegen.
Einer der beiden war um zwei Schritte näher an Dalius als sein Jagdgefährte. Laertes’ linkes Bein zuckte in die Höhe und traf ihn voll. Der Echsenaffe knickte mit dem Oberkörper nach vom. Ein zweiter Tritt brach ihm - von einem hässlichen Geräusch begleitet -das Genick.
Dalius Laertes sprang in die Höhe -und wäre dabei um ein Haar tatsächlich wieder hingefallen. Was gerade noch als Trickmanöver bei den Jägem gedient hatte, wäre nun fast zur Realität geworden. Die fehlende Hand beeinträchtige seinen Gleichgewichtssinn viel mehr, als er geglaubt hatte.
Doch mit seinem ganzen Geschick fing er den drohenden Sturz ab. Der Echsenaffe machte instinktiv einen Sprung nach hinten. Zu einer koordinierten Flucht war er noch nicht in der Lage, denn sein wahrscheinlich nicht besonders wacher Geist hatte noch nicht wirklich registriert, was da mit seinem Partner geschehen war.
Abwehrend hob er die kurzen Arme, um dem Angriff seines plötzlich wieder putzmunteren Opfers etwas entgegenzusetzen. Laertes ignorierte diesen hilflosen Versuch. Er nutzte den Schwung des eigenen Körpers und prallte mit ganzer Wucht gegen den Jäger, der voller Entsetzen begriff, das die Rollen in diesem Spiel ganz neu verteilt waren. Er war es nun, der zur Strecke gebracht wurde!
Mit der gesunden linken Hand drückte Dalius den Kopf des Wesens zur Seite und stieß seine Zähne tief in die Halsschlagader seines Gegners.
Blut… warmer Lebenssaft , den er so dringend benötigte. Sein Körper schrie danach - und in tiefen Zügen sog er ihn in sich auf.
Laertes hörte sich schmatzen. Angewidert von sich selbst schloss er die Augen, ohne jedoch auch nur einen Moment von seinem Mahl abzulassen. Er registrierte den bitteren Geschmack, den das Blut der Kreatur hatte. Er ekelte sich - und trank weiter, gierig und unablässig.
War es nicht genau das, was er seit so langer Zeit zu bekämpfen versuchte? Dalius’ Ziel war immer nur das eine gewesen: Sein Volk, das er über alles liebte, musste einen Weg finden, damit es von dem tiefen Drang befreit wurde, sich immer und immer wieder unschuldige Opfer zu suchen. Es konnte nur eine einigermaßen friedliche Koexistenz mit anderen Völkern geben, wenn dies erreicht war.
Vampire wie Sarkana hielten ihn natürlich für einen Träumer und Narren, denn sie sahen es als verbrieftes Recht des Nachtvolkes an, sich anderer einfach zu bedienen. Ein Leben zählte für sie nichts. Laertes kämpfte einen beinahe aussichtslosen Kampf gegen diese Einstellung. Aufgegeben hatte er ihn deshalb jedoch niemals.
Doch jetzt fühlte er wieder einmal, dass er ja keinen Hauch besser als all die anderen war. Die Befriedigung seiner Bedürfnisse stand in jedem Eall auch für ihn an erster Stelle.
Schließlich rollte der Vampir sich von seinem nun blutleeren Opfer herunter und blieb regungslos neben ihm auf dem Moosboden liegen. Laertes fühlte es ganz deutlich: die alte Kraft war wieder in ihm. Mit sicheren Bewegungen erhob er sich. Das alles hatte schon viel zu lange gedauert. Wenn er Sarkana noch zuvor kommen wollte, dann war höchste Eile geboten.
Einen Wimpernschlag weiter hatte er aufgehört in den Schwefelklüften zu existieren.
Ein gezielter Transit sollte ihn zum Brennpunkt eines Geschehens bringen, dessen Ausgang noch für niemanden absehbar war.
Die Leichen der Echsenaffen blieben zurück. Doch sie blieben nicht unbemerkt, denn nur kurze Zeit darauf wimmelte es auf der Lichtung vor Leben.
Aasfressern musste niemand den Weg zu einer Mahlzeit zeigen.
Das war auch in den Schwefelklüften
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