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0812 - Sarkanas Armee

0812 - Sarkanas Armee

Titel: 0812 - Sarkanas Armee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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gefährliche. Das Mädchen sog jede Form von Wissen geradezu in sich auf. Ihre Kenntnisse der englischen Sprache hatten sich bis vor ein paar-Tagen auf einige Floskeln beschränkt, mit denen sie sich eher schlecht als recht hätte durchschlagen können. Doch jeder neue Tag, den sie hier verbrachte, verbesserte das in erstaunlichem Maße. Carmela hatte Mirj ad sogar als kleines Sprachgenie bezeichnet.
    Ziellos lief Mirjad über das Gelände der Anlage. Ein halbes Dutzend der Techniker war damit beschäftigt, den großen Platz, der zentral zwischen den einzelnen Gebäuden lag, frei zu räumen. Viel war es ja nicht, was hier im Wege stand. Ein paar Rollcontainer, ein paar Paletten mit Fässern. Mirjad fragte sich, wer sich plötzlich daran störte. Schulterzuckend setzte sie ihren Weg fort.
    Der gut drei Meter hohe Zaun, der das gesamte Areal umgab, stoppte schließlich ihren Ausflug. Von hier aus konnte sie die breite Straße bis zum Horizont einsehen. Sie wusste natürlich nicht, wohin der Highway führte, doch es konnte kein besonders interessantes Ziel sein, denn weit und breit war kein einziges Fahrzeug in Sicht. Es gab hier wirklich nichts von Interesse zu sehen, doch Mirjad konnte ihren Blick nicht von dem Asphaltband abwenden.
    Das leise Kribbeln, das sie schon vorhin ganz sacht verspürt hatte, wurde von Sekunde zu Sekunde intensiver. Etwas kam… Und es kam aus östlicher Richtung, da hatte sie keinerlei Zweifel. Sie musste zu Zamorra und den anderen! Nicht mehr lange, dann würden sie hier sein. Mirjad wirbelte herum… und rannte in einen jungen Mann hinein, der kaum mehr als einen Meter hinter ihr gestanden hatte.
    Die Korsin sprang zurück, und im gleichen Augenblick lag das riesige Messer aufgeklappt in ihrer rechten Hand. Drohend richtete sich die Spitze der Waffe auf den Mann.
    »Du bist schnell, alle Achtung!« Seine Stimme klang amüsiert, doch Mirjad hörte heraus, dass er ernsthaft beeindruckt war.
    Sie taxierte den Burschen, der wie ein Geist hinter ihr erschienen war. Warum hatte sie es nicht bemerkt, dass er sich ihr genähert hatte? Ein Vampir war er jedenfalls nicht. Sie war sicher, dass sie ihn hier zuvor noch nicht gesehen hatte. Er wäre ihr garantiert aufgefallen.
    Widerwillig musste das Mädchen sich eingestehen, dass der Kerl verflixt gut aussah. Ein seltsames Gefühl breitete sich in ihr aus, als sie in seine blauen Augen sah. Er trug Jeanshose und ein einfaches T-Shirt, dazu Turnschuhe. Viel älter als zwanzig konnte er nicht sein, doch in seinem Blick lag etwas von Weisheit, die man als so junger Mensch eigentlich noch nicht haben konnte.
    Auf dem Kopf trug er eine Wollmütze, die das Emblem von Tendyke Industries trug. Nur an den Seiten lugten seine blonden Haare hervor.
    »Ein hübsches Kartoffelmesser hast du da.« Ehe Mirjad lautstark protestieren konnte, sprach er weiter. »Ein Ritualmesser der Korsen, nicht wahr? Damit trugen sie früher ihre Vendettas aus. Schönes Stück. Muss ich mir später in Ruhe betrachten.«
    Beinahe übergangslos wurde er ernst. Er ging an Mirjad vorbei, trat dicht an den Zaun heran. Sein Blick richtete sich nach Osten.
    »Du kannst sie fühlen, nicht wahr? Du weißt, dass sie kommen. In der Dämmerung werden sie den Zaun überwinden.« Er wandte seinen Kopf in Mirjads Richtung. »Es sind viele, richtig?«
    Mirjad senkte das Messer. »Du spürst sie auch? Aber… wer bist du? Ich habe dich hier noch nie gesehen.«
    Die Augen des Mannes sprühten vor Lebensfreude, als erhell auflachte. »Ich bin auch erst vor wenigen Minuten eingetroffen. Komm, wir gehen zu Zamorra und den anderen. Sie müssen wissen, dass es jetzt bald soweit ist.«
    Mirjad klappte die Klinge zurück in den Griff des Messers. Ein seltsames Kribbeln lief ihr über den Rücken, als der Mann vertrauensvoll seinen Arm um ihre Schultern legte. Gemeinsam gingen sie in Richtung der Trapezhalle.
    Mirjads Mund war plötzlich pulvertrocken, aber die eine Frage brachte sie noch relativ deutlich hervor.
    »Du hast mir noch nicht gesagt, wer du bist. Wie heißt du?«
    Er sah sie lächelnd an. »Entschuldige. Süße. Wo bleiben meine Manieren? Mein ganzer Name, nun, der ist endlos lang und kaum aussprechbar. Aber da ich dich zu meinen Freunden zählen möchte, kannst du mich einfach Gryf nennen.«
    ***
    Er konnte nichts sehen. Blut - über ihm, unter ihm… Auch um ihn herum war nur Blut, dicker Lebenssaft, dessen Farbe unnatürlich dunkel erschien. Mit den Füßen stieß er sich ab, wie ein Frosch,

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