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0813 - Der Schrecken vom Mekong-Delta

0813 - Der Schrecken vom Mekong-Delta

Titel: 0813 - Der Schrecken vom Mekong-Delta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Balzer
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Ausbruch erwidern sollte. Er war sowohl französischer als auch amerikanischer Staatsbürger, und ein Teil von ihm fühlte sich schuldig für das, was der Westen diesem kleinen, unterentwickelten Land angetan hatte, obwohl sein Verstand ihm sagte, dass er sich persönlich nichts vorzuwerfen hatte.
    Als frisch gebackener Professor hatte Zamorra sogar regelmäßig an Demonstrationen gegen den Vietnamkrieg teilgenommen. Doch es war etwas ganz anderes, hier zu sein und mit der blutigen Geschichte dieses Landes wirklich konfrontiert zu werden.
    »Aber was wollen sie hier? Die meisten waren schon sehr lange tot. Was hat sie gerade jetzt auf den Plan gerufen?«
    »Vielleicht hat der Unfall sie irgendwie aus ihrem Schlaf gerissen«, vermutete Nicole.
    »Aber der Einsturz der Brücke hatte ganz natürliche Ursachen«, widersprach Phuong. »Wo besteht da der Zusamenhang?«
    »Ich habe keine Ahnung«, gab Zamorra zu. »Aber wir werden es herausfinden.«
    ***
    Das Wesen verspürte dumpfen Hass. Etwas hatte sich in seine Pläne gemischt und seine Soldaten getötet.
    Die untoten Kreaturen kümmerten das Wesen nicht, es gab auf dem Grund des Flusses unzählige von ihnen, und durch jedes neues Opfer wurde seine Armee weiter verstärkt. Ihr totes Fleisch spürte längst keinen Schmerz mehr, doch die Kreatur hatte jeden einzelnen Schuss dieser seltsamen Waffe wie einen tiefen Stich gespürt. Es reichte nicht aus, um ihr ernsthaft zu schaden, aber es hatte sie sehr wütend gemacht.
    Etwas war anders als sonst. Sie spürte selbst jetzt noch die ungeheure Macht, die von dem Mann mit dieser geheimnisvollen Silberscheibe ausging, die die Kraft der Sonne selbst in sich zu tragen schien. Eine Macht, die das Wesen in Panik versetzt und zugleich neugierig gemacht hatte. Es hatte seine Soldaten ausgeschickt, um die Macht dieses Mannes zu testen, und es wusste jetzt, dass es zum ersten Mal in seinem unendlich langen Leben auf einen ebenbürtigen Gegner gestoßen war.
    Der Kampf hatte die Kreatur geschwächt. Sie brauchte dringend frisches Blut. Der Lebenssaft des jungen Mannes hatte ihren ungeheuren Hunger nicht annähernd stillen können. Aber sie wusste, dass die Eindringlinge es nicht zulassen würden, dass sie sich holte, was ihr zustand. Sie würde ihnen eine Lehre erteilen müssen. Eine Lehre, die sie mit ihren jämmerlichen kleinen Leben bezahlen würden.
    Eine Welle der Vorfreude durchlief die Kreatur, als sie sich ausmalte, wie sie die Oberflächenbewohner mit diesen seltsamen Waffen töten und ihre Lebenskraft in sich aufnehmen würde. Und sie entdeckte ein völlig neues Gefühl. Bisher hatte sie immer nur geerntet. Die wirkliche Erregung kam aber erst durch etwas anderes.
    Die Jagd!
    ***
    Hongkong
    Es war, als wäre sie nie weg gewesen. Das Flackern der Kerzen tauchte den kargen Raum in ein gespenstisches Licht, als Chin-Li vor den neun Führern der Bruderschaft der Neun Drachen niederkniete. Die uralten Mönche hatten sich im Halbkreis vor einem dunkelroten Wandbehang versammelt, auf dem ein großer stilisierter Drache prangte. Das gleiche Motiv zierte nicht nur die safrangelben Kutten der Neun Drachen, sondern auch Chin-Lis rechten Oberarm. Ergänzt wurde die auffällige Tätowierung durch die chinesischen Schriftzeichen für Tin Hau, die Meeresgöttin, deren Erbe die Bruderschaft seit über tausend Jahren bewahrte.
    Auch wenn sie es nicht besonders gut getan hat , dachte Chin-Li. Tin Hau hätte sicher nicht gewollt, dass ihr Name zur Legitimation von Drogenhandel, Erpressung und Mord missbraucht wird. Sofort überkamen sie Schuldgefühle. Zu tief steckte in ihr noch die Dienerin, die seit frühester Jugend jeden Befehl der Neun Drachen als Gesetz akzeptiert hatte.
    Mit eisiger Strenge blickte Meister Shiu auf sie herab. Die anderen acht Mönche hielten sich leicht im Hintergrund.
    »Du hast uns sehr enttäuscht, Chin-Li.«
    »Das war nicht meine Absicht. Aber ich konnte so nicht mehr weiterleben - und ich habe Euch nie verraten.«
    »Allein deine Abkehr von unserer heiligen Bruderschaft ist ein Verrat. Dir stand es nicht zu, dich unseren Befehlen zu widersetzen!«
    Widerspruch regte sich in der chinesischen Kriegerin. Sie musste ihre Stimme zügeln, als sie sagte: »Die Aufgabe der Neun Drachen, die Wiederkehr des Dämons zu verhindern, war erfüllt.«
    »Aber unser göttlicher Auftrag ist damit noch lange nicht beendet. Ohne uns würde Hongkong im Chaos versinken.«
    Dann soll es halt so sein. Alles ist besser, als weiter mit der

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