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0813 - Warten auf den Todesstoß

0813 - Warten auf den Todesstoß

Titel: 0813 - Warten auf den Todesstoß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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kommende Wind brachte nicht nur den Sumpfgeruch mit, er fuhr auch gegen lose Bretter oder drang in Lücken ein, um so die unterschiedlichsten Laute zu erzeugen.
    Von den Fenstern hatten nur die Rahmen überlebt. Laternen standen ebenfalls dort und das Gerüst einer alten Uhr. In dem Gebäude selbst herrschte Dunkelheit.
    »Wie finden Sie die Station, Mister Sinclair?«
    »Nicht eben einladend.«
    »Stimmt.«
    »Dann wundert es mich, dass der Bahnhof auf Sie eine derartig große Anziehungskraft ausgeübt hat.«
    Conlon hob die Schultern und suchte nach einer Antwort. »Es ist im Nachhinein schwer zu sagen, aber die alten Geschichten und Legenden haben sich schon immer um diese verlassene Station gerankt. Die Soldaten erzählten sich die blutrünstigsten Geschichten. Hier hat es Morde und Kämpfe gegeben. Hier hat man Tote verscharrt, hier gab es regelrechte Kriege, aber das ist alles eine Sage.«
    »Bis auf die junge Frau.«
    »Ja, Lorna.«
    »Was erzählt man sich denn von ihr?«
    »Eigentlich gar nichts.«
    Ich schoss einen Stein zur Seite und lauschte seinem Ticken. Es klang laut in der Stille, und ich hatte immer mehr den Eindruck, unter einem Vorhang aus Blei zu stehen. »Wirklich nichts?«
    »Man hörte ihre Schreie, Mister Sinclair.«
    »Wie Earl.«
    »Ja.«
    »Wohin ist er gegangen? Hat er diesen Eingang hier benutzt?«
    Conlon schauderte zusammen und nickte.
    »Kommen Sie«, sagte ich und ging vor.
    Der Sergeant zögerte noch. Er war doch blass geworden. Bei jedem fremden Geräusch – davon gab es einige – schreckte er zusammen, um danach den Kopf zu schütteln, wahrscheinlich ärgerte er sich über sich selbst.
    Es gab keine Tür mehr. Sie war entweder verfault, oder man hatte sie herausgerissen. Die Angeln waren noch vorhanden. Verrostet und mit einem leichten Grünschimmer bedeckt.
    Ich schaute mich um.
    Eine hohe, sehr schmutzige Decke verschwamm im Dunkeln. Das Innere der Station hatte hier nicht nur als Schalterhalle gedient. Es war gleichzeitig so etwas wie ein Warteraum gewesen. Die alten runden Tische standen noch auf ihren Plätzen. Auch Hocker waren vorhanden. An einer Wand lehnten mehrere zusammengeklappte Eisenstühle.
    »Sieht so aus, als hätte hier seit mehr als dreißig Jahren niemand mehr…«
    »Moment, Mister Sinclair. So ist das ja nicht.«
    »Wie dann?«
    »Es gab immer wieder Feten!«
    »Hier in der alten Station?«
    »Sicher.«
    Ich pfiff durch die Zähne. »Interessant. Darf ich fragen, wer hier gefeiert hat?«
    »Wir.«
    »Soldaten also.«
    Er nickte. »Es gab mal eine Zeit, da galt es als schick, hier eine Fete zu feiern oder ein Besäufnis zu veranstalten. War so etwas wie eine Mutprobe, wenn man bis zum frühen Morgen durchsoff, denke ich mir. Nun ja, daran haben sich eben einige gehalten.« Er grinste breit.
    »Ich war einmal dabei. Ist schon drei Jahre her.«
    »Passiert ist dabei nichts?«
    »Nicht direkt.«
    »Aha.«
    »Mal ein Unglück. Da kam ein Soldat um.«
    »Wie geschah das?«
    »Es gibt hier einen Kamin. Der Mann stand darunter und hat in die Höhe geschaut. Er hat dann hineingebrüllt, und seine Stimme dröhnte durch die Öffnung. Wenig später war er tot.«
    »Er hat sich nicht totgebrüllt, denke ich.«
    »Nein, er wurde erschlagen.«
    »Durch wen oder was?«
    »Aus dem Kamin. Mehr weiß ich auch nicht.«
    »Wurde dieser Tod als natürlich eingestuft?«
    »Sicher.«
    Allmählich verglich ich den Bahnhof mit einer Zwiebel. Eine Haut nach der anderen schälte ich ab, und irgendwann einmal würde ich das wahre Gesicht des Bahnhofs zu sehen bekommen.
    Hoffentlich entpuppte es sich nicht als Horrorfratze.
    Mich interessierte natürlich der Kamin. Von den misstrauischen Blicken des Sergeants begleitet, ging ich hin. Mir war er schon von außen aufgefallen. Zumindest gehörte er zu den besonderen Kaminen. Er war sehr breit und verjüngte sich nach oben hin wie ein auf dem Kopf stehender Trichter. Die Feuerstelle war ebenfalls vorhanden. Ein Gitter rahmte sie ein, ansonsten lagen noch Kohlen- und Holzstücke in einer Mulde.
    Ich war unter dem Kamin stehen geblieben. Die breite Öffnung wirkte wie ein übergroßer Hut, der mir nicht passte. Vinc Conlon hatte sich abseits aufgebaut und wartete ab.
    Ich deutete in die Höhe. »Aus diesem Trichter rutschte der Stein, der Ihren Kameraden erschlug?«
    »Richtig.«
    Ich wollte mehr sehen, als nur einen dunklen Schlund über mir.
    Dabei hatte ich einfach ein Gefühl, dass mir dieser Kamin mehr bieten würde, als ich bisher zu

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