0814 - Mister Amok
dunkelgrau vor, wie schraffiert.
Die Bäume warfen Schatten. Ein Wechselspiel zwischen Hell und Dunkel begann. Manchmal sah sie Schatten, wo keine waren. Immer wieder das Gleiche.
Das graue Gesicht der Frau. Wenn sie es hätte beschreiben müssen, sie hätte es nicht gekonnt. Es war einfach zu flach, nicht einprägend genug für sie.
Amy Lester fuhr weiter. Ihr Sohn war ruhig geworden. Auch er spürte die Veränderung an seiner Mutter. Er hatte mit einem fröhlichen Tag gerechnet, und es hatte auch alles so gut begonnen, doch die Freude war dem Tag abhanden gekommen.
»Wenn wir nach Hause fahren sollen, Mum, kannst du es mir ruhig sagen. Ich bin nicht sauer.«
Amy lächelte ihren Sohn kurz an. »Nein, warum sollten wir denn nach Hause fahren?«
»Du fühlst dich doch nicht wohl.«
»Das geht vorbei.«
»Hast du denn Hunger?«
»Ich denke doch.«
Jake lächelte. »Und ich denke, dass ich genau weiß, wo wir hinfahren werden.«
»Tatsächlich?«
»Ja.«
»Sag es.«
»Zu Luigi.«
»Genau.«
»Haaa…!« Der Junge jubelte auf und stemmte die Arme blitzschnell in die Höhe. »Toll … toll … toll … das habe ich mir immer gewünscht, weißt du?«
»Ich denke schon.«
»Luigi hat das größte Eis, den besten Nachtisch.«
»Stimmt.«
»Wie groß darf die Portion sein?«
»Riesig!« Amy musste anhalten, um Vorfahrt zu gewähren, dann bog sie nachrechts in die Straße ein, in der auch ihr Ziel lag. An der linken Seite, »eingeklemmt« zwischen zwei schmalen Häusern, leuchtete die Reklame von Luigis Restaurant. Eine aus Glas geformte Kochmütze leuchtete hin und wieder auf und schickte ihren blauen Schein über das Pflaster des Gehsteigs.
Der Morris passte in die kleinste Parklücke. Amy lenkte den Wagen rückwärts in die freie Parktasche, stellte den Motor ab und atmete tief durch.
Jake war schon ausgestiegen. Er wartete vor dem Eingang auf seine Mutter, die sich Zeit nahm.
Amy Lester bewegte sich bewusst langsam. Sie schloss den Wagen ab, schaute sich dabei um, doch so sehr sie sich auch bemühte, von der Hexe war, nichts zu sehen.
Die Fahrbahn lag ebenso im Glanz der Sonne wie die Gehsteige.
Hier wechselten sich ältere mit neueren Häusern ab, nicht jedes atmete Tradition oder den Hauch der Geschichte.
Sie ging auf Jake zu. Er hatte seiner Mutter den Rücken zugedreht und sich mit den Inhalt des Schaufensters beschäftigt, wo künstliche Speisen und auch künstliches Obst die Dekoration bildeten. Eine Karte war ebenfalls vorhanden, der Junge las sie und hatte glänzende Augen bekommen.
»Ich weiß gar nicht, was ich nehmen soll, Mummy«, sagte er, als sie eintraten.
»Dir wird schon etwas einfallen.«
»Hilfst du mir denn?«
»Werde ich machen.«
Luigi, der Besitzer, erwartete sie. Man sah ihm seinen Beruf an. Er war unwahrscheinlich dick, und die schneeweiße Kochmütze saß auf seinem Kopf wie festgewachsen. Das runde Gesicht mit den rosigen Wangen verwandelte sich in einen lächelnden Ballon, als er den Jungen sah und seine Arme ausbreitete.
»Ha, da ist ja unser Geburtstagskind!« jubelte er und drückte Jake, der einen roten Kopf gekriegt hatte, fest an sich. Die Gäste hatten alles gehört, sie klatschten noch, und Jake fühlte sich mehr als unwohl, als er auf seine Mutter schaute, die lächelnd neben ihm stand und alles beobachtete.
Luigi hob ihn hoch und setzte ihn wieder ab. »Das wird heute ein Superfest«, sagte er. »Ich habe mir vorgenommen, für dich etwas ganz Besonderes zu kochen.«
»Was denn?«
»Es wird nichts verraten. Das soll eine Überraschung werden.«
»Wissen Sie denn, was ich gerne esse?«
»Das weiß die ganze Stadt. So etwas spricht sich doch herum, junger Mann.«
»Na, das ist…« Jake hatte es die Sprache verschlagen. Er schluckte und ließ sich, zusammen mit seiner Mutter, zu einem extra eingedeckten Platz führen.
***
Luigi hatte ihn an der Hand genommen, und Jake schämte sich nicht, geführt zu werden, obwohl er doch schon zwölf war.
Der Tisch stand in einer Ecke des Lokals. Sohn und Mutter saßen im rechten Winkel zueinander. Der Platz des Jungen war mit Blumen und Grün geschmückt. Auf dem Tisch stand eine weiße Vase mit frischen Frühlingsblumen.
Jake staunte, bevor er sich setzte. »Das ist ja richtig festlich«, flüsterte er.
»Wer hat denn heute Geburtstag?« fragte Luigi. »Das bist du doch mein Junge.«
»Aber so toll…?« Jake strahlte seine Mutter an. »Danke, Mummy, danke.«
Amy wirkte etwas verlegen. »Nun ja, Jake. Wir
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