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0814 - Mister Amok

0814 - Mister Amok

Titel: 0814 - Mister Amok Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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geschaut?«
    »Warum?«
    »Haben Sie?« drängte Amy.
    »Ja, für einen Moment.«
    »Das ist gut. Und haben Sie dort auch jemand gesehen?«
    »Einen Jungen.«
    »Ja, ja, ja!« Plötzlich war Amy aus dem Häuschen. Luigi hatte ihr bestätigt, dass sie keiner Täuschung erlegen war. Meine Güte, das war einfach nicht zu fassen. Keine Einbildung, keine Halluzination.
    Es gab den Jungen, es gab mit Sicherheit auch die Hexe.
    Sie und Jory!
    »Aber Sie sind ja ganz blass, Signora…«
    »Mummy, was ist mit dir?«
    Amy musste sich an der Tischkante festhalten, weil sie ein plötzlicher Schwindel überfallen hatte. Für einen Moment war ihr schwarz vor Augen geworden. Das gesamte Lokal schwankte.
    Der Anfall ging vorbei. Sie lächelte sogar krampfhaft. »Ich… ich habe vielleicht zu viel gegessen.«
    »Ja, ja, das wird es sein. Einen Grappa vielleicht?«
    »Ich muss noch fahren.«
    »Einer macht nichts, Signora. Das ist wie Medizin. Warten Sie, ich hole Ihnen den besten.«
    Luigi verschwand, und Jake kümmerte sich wieder um seine Mutter. »Was war denn das für ein Junge, Mummy?«
    »Er stand da nur.«
    »Und hat dich so erschreckt?«
    Sie schüttelte den Kopf. Dabei suchte sie nach einer Ausrede.
    »Nein, das kann man nicht so sagen. Er hat mich nicht zu sehr erschreckt. Ich… ich … mir wurde nur ein wenig schwindlig, denn ich bin es nicht gewohnt, so viel zu Mittag zu essen.«
    »Ich weiß nicht, Mummy, aber…«
    Luigi kam und brachte den Grappa. »Der wird Ihnen gut tun, Signora, trinken Sie.«
    Amy trank ihn. Sie mochte keinen scharfen Alkohol, in diesem Fall jedoch tat er ihr gut. Halb leer stellte sie das Glas wieder zurück. Luigi nickte ihr lächelnd zu. Er ging davon, um den Nachtisch zu holen. Amy aber schaute auf die weiße Tischdecke. An diesem Tag war es passiert, was sie immer hatte vermeiden wollen. Sie war von der Vergangenheit eingeholt worden, doch nicht nur sie allein, auch der Junge. Sie wusste, dass Jake bald Fragen stellen würde, und sie musste sich überlegen, welche Antworten sie ihm gab.
    Nur nicht jetzt und hier. Später ja, am Abend oder an den folgenden Tagen. Sie würde sich jedes Wort genau überlegen. Auf keinen Fall durfte sie den Jungen überfordern. Der würde aus allen Wolken fallen, wenn er erfuhr, dass er noch einen Zwillingsbruder hatte.
    Wenn er hörte, unter welchen ungewöhnlichen Umständen die beiden getrennt worden waren, konnte für ihn eine Welt zusammenbrechen.
    Jake blickte seine Mutter an. »Ich bin traurig, wenn ich dich sehe«, sagte er.
    »Das brauchst du nicht zu sein.« Amy Lester lächelte und strich über Jakes Kopf.
    »Doch, ich bin es.«
    »Und warum?«
    »Es ist etwas passiert.« Er stellte zwei Finger hoch. »Beide Male. Einmal in der Schule auf dem Parkplatz, zum anderen hier beim Essen, als du zur Tür geschaut und den Jungen gesehen hast. Sogar Luigi hast du danach gefragt.«
    »Eine… eine …«, sie suchte nach den entsprechenden Worten.
    »Eine Täuschung.«
    Damit wollte sich Amys Sohn nicht zufrieden geben, das aber musste er zunächst, denn der Wirt trat mit feierlich anmutenden Schritten an den Tisch heran und brachte den Nachtisch. »Das ist es, das ist das beste Tiramisu der Welt. Dazu habe ich dir mein selbst hergestelltes Pfirsicheis mitgebracht. Du wirst sehen, Jake, beides zusammen ergibt einen wunderbaren Geschmack.«
    Luigis Augen leuchteten, als er das Dessert abstellte. Jake hatte die Stirn gerunzelt und die Lippen zu einem breiten Lächeln verzogen.
    Seine Augen strahlten einen leichten Glanz ab. Trotz der vielen zuvor genossenen Gänge, würde er auch den Nachtisch schaffen. Dessen Anblick hatten seine Sorgen und Fragen vertrieben. Er widmete sich voll und ganz diesem herrlichen Abschluss.
    Seine Mutter erhielt einen Capuccino, den Luigi mit einem Schuss Amaretto veredelt hatte. »Sehr gut, Luigi«, lobte sie ihn. »Sehr, sehr gut, wirklich.«
    »Das meine ich doch.«
    Die beiden ließen es sich noch einmal schmecken. Irgendwann war dann Schluss. Jake lehnte sich zurück und stöhnte. Er wirkte völlig erschöpft, saß zwar noch auf seinem Stuhl, die Glieder jedoch von sich gestreckt. Er verdrehte noch die Augen. »Ohhh, das kann ich nicht. Ich… ich kann nicht mehr.«
    »Es war auch mehr als reichlich.«
    »Für drei Tage reicht es.« Im nächsten Moment wurde er wieder munter, denn ihm war etwas eingefallen. Aus der Schultasche holte er das Geschenk seiner Klassenkameraden. Es war ein viereckiges Paket. Das Packpapier glänzte.

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