0816 - Meister der Gravitation
in schwindelerregenden Höhen führten und sich um die einzelnen, von Scheinwerfern erhellten Gebäude wanden, waren beleuchtet. Auch der Raumhafen erstrahlte im hellen Licht. Überall dort, wo die Wüste bis an die Niederlassung heranreichte, waren Positionslampen aufgestellt. In dieser Beleuchtung schimmerte der Sand wie eine Schicht aus purem Gold.
Atlan blieb stehen und deutete auf eine der Straßen.
All diese Eindrücke schlugen wie eine Woge heftiger Empfindungen über Bjo zusammen.
Atlan packte ihn an den Schultern.
„Keine Panik jetzt, Junge!" Er schüttelte Bjo, bis dieser sich wieder gefaßt hatte. „Wir müssen diese Straße benutzen, wenn wir Saraventh endgültig loswerden wollen."
„Er wird seine Artgenossen alarmieren", befürchtete Bjo.
„Unsinn!" behauptete Atlan. „Du vergißt, daß wir Gäste sind - und Gäste verfolgt man nicht.
Außerdem", fügte er ironisch hinzu, „wird er sich hüten, auf sein eigenes Versagen aufmerksam zu machen."
„Und wohin gehen wir?" wollte Bjo wissen.
„Hast du das schon vergessen?" fragte Atlan erstaunt. „Wir suchen die Behausung dieses Schweren Magiers."
*
Terly Anternach kam zu sich.
Irgend etwas Schreckliches hatte sich ereignet, aber sie konnte sich nicht erinnern, was ihr und ihren Begleitern widerfahren war.
Zusammen mit Gondor Grayloft und Khun Zburra war sie am Ufer des Kanals entlanggewandert.
Ihr Kopf schmerzte.
Um sie herum war es dunkel und still.
Ein untrügliches Gefühl sagte ihr, daß sie sich nicht mehr in der Nähe des Kanals befand.
Aber wo war sie?
Als sie sich aufrichtete, hörte sie ein Stöhnen.
„Gondor?" flüsterte sie zaghaft.
„Hier ... hier ist Khun Zburra", antwortete eine stockende Stimme. „Grayloft liegt hier neben mir, er ist anscheinend noch bewußtlos."
„Wo sind wir?" fragte die INFO-Archivarin verzweifelt. „Was ist geschehen?"
„Ich weiß es nicht", sagte Zburra, und seine Stimme klang schrill vor Angst. „Es muß etwas Entsetzliches passiert sein."
Terry begann leise zu schluchzen.
„Mein Gott", sagte sie. „Was sollen wir nur tun?"
*
Die Straße fiel steil nach unten ab, aber der Eindruck, sich auf ebener Erde zu bewegen, hörte eigentlich nie auf.
Auch das war ein Geheimnis der varbischen Gravo-Technik, dachte Bjo Breiskoll bewundernd.
Er drehte sich um und sah zurück. Hinter ihm schwang sich die Straße bis zum Rand der Plattform hinauf, ein leuchtendes Band, das vom kleinsten Windstoß bedroht schien.
Ab und zu begegneten die beiden Männer Gruppen von Varben, die jedoch keine Notiz von ihnen nahmen. Die seltsamen Wesen hatten sich offenbar schnell an die Anwesenheit von eintausend fremden Raumfahrern gewöhnt.
„Saraventh läßt uns tatsächlich nicht verfolgen", sagte Bjo erleichtert.
Atlan lächelte.
„Er ist sicher überzeugt davon, daß wir kein Unheil anrichten können."
„Wie sollen wir die Wohnkugel des Schweren Magiers finden?" wollte der Mutant wissen.
„Indem wir uns bei den Varben danach erkundigen!" versetzte Atlan lakonisch.
Er schaltete den Translator ein und näherte sich einem der Passanten.
„Ich bitte Sie um eine Auskunft", sagte er zu dem Varben, einem jungen Mann, der überrascht stehenblieb und offenbar nicht wußte, wie er sich in dieser Situation verhalten sollte.
*
„Wir sind auf der Suche nach der Unterkunft des Schweren Magiers", fuhr Atlan arglos fort. „Können Sie uns sagen, wie wir dorthin gelangen?"
„Das ist das Hauptgravoband", antwortete der Varbe. „Weiter unten stoßen Sie auf zwei Abzweigungen, eine davon führt in die Wüste Tervth hinaus. Diesen Weg müssen Sie einschlagen. Sie werden dann ein hellblaues Licht in den Dünen sehen, dort liegt das Heim des Schweren Magiers."
„Kann man es betreten?" fragte Atlan weiter.
„Natürlich nicht", sagte der Varbe. „Wenn der Schwere Magier Kontakt zu Varben wünscht, ruft er die Auserwählten zu sich."
„Sie haben uns sehr geholfen", bedankte sich Atlan. „Können Sie uns sagen, wer der Schwere Magier ist?"
Der Varbe strich sich über seinen Gravobeutel.
„Er war schon immer da", sagte er. „Ohne ihn gibt es keine gravitationalen Bezugspunkte."
Damit schien die Angelegenheit für ihn erledigt zu sein, denn er drehte sich um und glitt auf der Straße davon. Sein Ziel schien die Plattform oben an der großen Kugel zu sein.
Bjo sah ihm nachdenklich nach.
„Es hat sicher keinen Sinn, andere Varben zu befragen", meinte Atlan. „Sie würden uns
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