0817 - Luzifers Tränenbecher
Person sein, wobei ich nicht weiß, wer sich dahinter verbirgt.«
»Ich kann sie dir beschreiben. Die sehe ich so genau vor mir, als würde sie in meiner Nähe stehen.«
»Bitte.«
Harry gab sich wirklich Mühe. Ich hörte zu und musste zugeben, dass er sie tatsächlich gut beobachtet hatte, doch diese Person hatte ich noch nie gesehen.
»Du kennst sie auch nicht?«
»So ist es.«
Seine Stimme klang enttäuscht. »Dabei habe ich gerade auf dich große Hoffnungen gesetzt. Eben weil du jemand bist, der sich in der Branche auskennt.«
»Es tauchen immer wieder neue Personen auf.«
»Als ich vor ihr stand, hatte ich das Gefühl, jemand zu sehen, der über ein immenses Wissen verfügt. Nein, nein, sie ist schon anders.«
Er atmete stöhnend. »Die… die … war unverletzbar. Sie hat sich dann aufgelöst …«
»Auch ich stehe hier vor einem Rätsel. Ich weiß nicht, wer diese Isabell Munro ist.«
Seine Stimme sank um eine Oktave. »Das gleiche Problem habe ich auch. Es war mir nicht möglich, etwas übersie herauszufinden. Da haben die Methoden der Polizei versagt. Außerdem hat sie drei Tote hinterlassen. Die beiden Männer in dieser komischen Antiquitätenhandlung sind eiskalt umgebracht worden. Ich denke sogar an den Dolch als Mordwaffe. Und der Einsatzleiter der Sonderkommission starb ebenfalls. Wenn ich darüber nachdenke, schüttelt es mich.«
»Das kann ich mir vorstellen. Wobei die beiden Toten eine andere Spur sind. Gehören sie zu dieser Antiquitäten-Mafia?«
»Ja. Mittlerweile haben wir sie identifizieren können, wobei ich denke, dass die Spur im Sande verläuft. Ich sehe beim besten Willen keine Verbindungen zwischen ihnen und irgendwelchen dämonischen Kräften.«
»Nicht direkt.«
»Wie meinst du das?«
»Wir sollten es am besten bei dir besprechen, Harry.«
Er pustete erleichtert in den Hörer. »Das heißt, ich kann euch bald am Flughafen abholen.«
»Sicher.«
»Dann gebe ich dir mal die entsprechenden Uhrzeiten durch, wann du fliegen kannst. Du wirst in Frankfurt zwischenlanden müssen…«
Den Rest schrieb ich mir auf, auch Suko notierte sich einiges. Als ich schließlich den Hörer auflegte, schüttelte ich den Kopf. Es war nicht besonders warm im Büro, trotzdem spürte ich den leichtert Sehweißfilm auf meiner Haut.
Ich stand auf und ging zum Fenster. Mein Blick fiel nach draußen.
Der Himmel zeigte ein trübes Grau. Am frühen Morgen hatte es leicht geregnet. »Wir stehen vor einem Problem, Suko.«
»Das auch mit deinem Dolch zu tun hat.«
»Daran habe ich nicht mal gedacht.«
»Er kann es nicht gewesen sein. Du hast selbst erlebt, wie die Schlange ihn zerstörte.«
Ich drehte mich wieder um. »Asmodis ist doch raffinierter, als wir angenommen haben. Ich hatte wirklich nicht vor, ihm einen Gefallen zu tun. Nun bleibt uns nichts anderes übrig. Weißt du, wie man so etwas nennt?«
»Nein.«
»Sachzwänge.«
Suko winkte ab. »Das ist mir egal…«
***
Es war schon später Nachmittag, als wir zu dritt auf dem alten Hinterhof in Leipzig standen und einen ersten Eindruck vom Schauplatz des Geschehens bekamen. Für uns gab es nichts Unnormales zu entdecken, dieser Ort war nicht besonders prädestiniert für eine dämonische Auseinandersetzung. Er sah aus wie zahlreiche andere Hinterhöfe in Leipzig auch, und aus den Fenstern an den Rückseiten, die auf mich den Eindruck einer vergammelten Filmkulisse machten, schauten die Gesichter der Bewohner.
Auch das war normal. Ebenso wie der Himmel über Leipzig, der eine schroffe, schiefergraue Farbe zeigte. Auf mich machte die Umgebung einen tristen Eindruck. Es konnte natürlich am Wetter liegen und am Wissen über die Dinge, die hier vorgefallen waren.
Harry Stahl war berechtigt, das Polizeisiegel an der Tür zu brechen, dennwir mussten uns in den Räumen umschauen. Nicht zum ersten Mal betrat ich einen versteckt liegenden Antiquitätenladen oder das Geschäft eines Trödlers. Egal in welchem Land man sich aufhielt, die Läden glichen sich irgendwie immer, denn alle waren mit vielen nützlichen und auch nutzlosen Gegenständen vollgestopft.
In einem oft nicht geringen Maße waren gerade diese Trödler auch als Hehler tätig. Dieser Laden hier gehörte einem gewissen Fritz Fuhrmann. Der war auch schon polizeilich vernommen worden, doch hatte er angeblich keine Ahnung, was in seinem Laden vor sich gegangen war. Er war für eine Woche im Urlaub gewesen und erst vor einem Tag wieder nach Leipzig gekommen. Harry Stahl hatte ihn
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