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0818 - Lilith, der Teufel und ich

0818 - Lilith, der Teufel und ich

Titel: 0818 - Lilith, der Teufel und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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haben.«
    »Schon gut. Ich brauche Ihre Belehrungen nicht. Aber ich werde wohl sehr bald meinen höchsten Vorgesetzten und auch der Presse erklären müssen, wie es möglich ist, dass ein Polizist seine Waffe zieht und einen fremden Menschen mit einem Kopfschuss tötet. Das ist mein Problem.«
    »Ich war es nicht!« sagte Harry schnell. »Nein, du musst mir glauben. Ich habe es nicht wirklich getan.«
    »Sollten sich die Zeugen denn dermaßen geirrt haben? Sind sie allesamt irre?«
    Anklagend deutete Harry auf seinen Kollegen. »Sie steckte in mir. Es war diese Person. Du kannst mir aus dieser Tat keinen Strick drehen, auch wenn es so aussieht.«
    Der Oberkommissar setzte die Brille wieder auf. Dann hob er die Schultern und schwieg.
    Ich kam wieder zum Thema. »Kannst du mir erzählen, Harry, wie es dann weiterging?«
    »Als sie verschwand?«
    »Nein, davor.«
    »Sie hat mir zu verstehen gegeben, dass ich der Erste bin, den sie sich schnappen will, jetzt, da sie den Tränenbecher hat. Und sie hat auch von dir gesprochen, John, ja, von dir.«
    »Was sagte sie?«
    »Dass sie dich auch haben will.«
    »Nicht schlecht.«
    »Du wirst dich wundern, wenn sie vor dir steht, John. Sie ist verflucht gefährlich.«
    »Ich weiß.«
    Ich machte mir meine Gedanken über verschiedene Möglichkeiten. Eine davon beschäftigte sich mit der Lockvogel-Theorie. Sie gefiel mir am besten. Harry war der ideale Lockvogel. Ich durfte ihn nur nicht aus den Augen lassen. Doch in der Zelle half er mir nichts. Wenn möglich, wollte ich ihn freibekommen, und ob Oberkommissar Gericke da auf meiner Seite stand, war fraglich. Er kannte mich kaum, ich kannte ihn ebenfalls nicht. Das war bei Harry Stahl schon anders, doch ihm volles Vertrauen entgegenzubringen, wäre naiv gewesen. Harry Stahl stand unter einer Kontrolle, auch wenn er dies nicht wahrhaben wollte.
    Und dann gab es noch eine Möglichkeit, die mir am wenigsten gefiel, weil ich sie grundsätzlich ablehnte.
    Es war der Pakt mit dem Teufel!
    Meine Lippen zuckten, als ich daran dachte. Sollte ich es wirklich wagen? Wenn ja, dann durfte ich das Risiko keinesfalls übersehen, denn Asmodis war eine Person oder Unperson, die nur an ihren Vorteil dachte. Der Teufel wollte den Tränenbecher für sich. Hatte er ihn erst mal, würde er ebenso viel Unheil damit anrichten wie Lilith, und genau das war mein Problem.
    »Haben Sie zu einer Lösung finden können, Herr Sinclair?« erkundigte sich Gericke.
    »Das ist schwer.«
    »Sicher. Nur sind Sie es doch gewohnt, sich mit diesen Problemen herumzuschlagen.«
    »Auch da haben Sie Recht. Leider sind Suko und ich keine Supermänner. Oft genug sind wir auf die Unterstützungverschiedener Institutionen angewiesen, um etwas erreichen zu können.«
    Sein Lächeln wirkte fade und unecht. »Lassen Sie mich raten, Herr Sinclair. Diese Institution verkörpere ich in diesem Fall.«
    »Das sehen Sie richtig.«
    »Bitte, was wollen Sie dann von mir?«
    Ich legte die Stirn in Falten. »Es ist nicht einfach für Sie, das sehe ich ein. Sie müssten dabei schon über ihren eigenen Schatten springen, Herr Gericke.«
    »Erzählen Sie.«
    »Ich möchte, dass Sie Kommissar Stahl auf freien Fuß setzen.«
    Ludwig Gericke sagte nichts. Er blieb sehr ruhig, was mir auch nicht gefiel. Bestimmt jagten sich hinter seiner Stirn die Gedanken.
    Dann schüttelte er den Kopf und fragte mit leiser Stimme: »Wissen Sie eigentlich, was Sie da von mir verlangen?«
    »Ich denke schon.«
    »Es ist unmöglich. Ich kann einen Mörder nicht freilassen. Das schaffen Sie möglicherweise in Ihrem Land, aber unsere Gesetze lassen es nicht zu.«
    »Damit wir uns richtig verstehen, das wäre bei uns auch nicht möglich, Herr Gericke. Aber ungewöhnliche Vorgänge oder Fälle erfordern eben ungewöhnliche Maßnahmen. Das genau ist es, was mir Sorgen bereitet. Hier mischen Kräfte mit, die wir nicht kontrollieren können. Sie fallen aus dem Rahmen. Dieser Fall läuft nicht wie jeder andere. Er ist unnormal, zumindest für Sie. Aber für uns nicht. Wir kommen nicht weiter, wenn wir Harry Stahl hier einsperren und ihn auf seinen Prozess warten lassen. Man muss etwas tun.«
    »Das weiß ich selbst.«
    »Dann könnten meine Worte bei Ihnen auf fruchtbaren Boden gefallen sein?«
    Der Oberkommissar schaute mich an, als wollte er mich fressen.
    Er war blass geworden, drehte den Kopf, um seinem Kollegen in die Augen zu schauen, und streckte die Hand aus. Er zielte auf Harrys Brust. »Hören Sie zu, Herr

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