0818 - Lilith, der Teufel und ich
müssen. Danach habe ich immer gehandelt, danach habe ich mich immer gerichtet.«
»Gut«, sagte der Oberkommissar. »Sie können es versuchen. Ich sage Ihnen schon jetzt, dass Sie damit kein Glück haben werden.«
»Wir werden sehen.« Mit einem Ruck stand ich auf.
Harry schaute mich an. Seine Augen waren leicht gerötet. Er fühlte sich in seiner Haut nicht wohl, und als ihn Gericke fragte, was er von der Sache hielt, da hob er nur die Schultern.
»Hast du keine Meinung, Harry?«
»Noch nicht.«
»Aber du kennst den Plan? Du hast alles mitbekommen?«
»Natürlich.«
»Und du meinst auch, dass du in dieser Zelle nicht vor der anderen Macht sicher bist?«
Er räusperte sich. »Ja, das ist der Fall.«
»Wie schön«, sagte der Oberkommissar und ging zur Tür. Er öffnete sie und hielt sie auf.
Ich nickte den beiden zu. Harry wandte den Blick ab, Suko aber schaute mich an. In seinen Augen las ich einen bestimmten Ausdruck, der mir sagte, dass er Bescheid wusste. »Gib nur auf dich Acht, Alter«, flüsterte ich. »Einer hat gereicht.«
»Ich weiß. Aber ich bin gewarnt.«
»Ob das ausreicht?«
»Wir werden sehen.«
»Jedenfalls bleibe ich nicht lange weg. Ich werde auch nichts erreichen können, das weiß ich selbst. Du kannst nur versuchen, über Harry an den Tränenbecher heranzukommen.«
»Was ist mit Asmodis?« flüsterte er mir zu.
»Weiß ich noch nicht.«
Es waren meine letzten Worte, bevor ich mich umdrehte und zur Tür ging. Ich schaute auch nicht mehr zurück. Der Oberkommissar drückte sie zu und schloss ab.
Als wir ein paar Schritte gegangen waren, fragte er: »Wissen Sie, wie ich mich fühle?«
»Nein.«
»Wie ein Mensch, der soeben den größten Fehler seines Lebens begangen hat.«
Ich lachte. »Keine Sorge, das Gefühl kenne ich. Bisher habe ich mich noch immer gut aus der Affäre ziehen können.«
Sein Blick sagte mir, dass er mir nicht glaubte. Damit hatte er auch irgendwie Recht.
Es sah nicht gut aus für uns…
***
Die Tür war zu. Der Schlüssel hatte sich zweimal im Schloss gedreht.
Es schien, als hätte Harry Stahl nur auf dieses Geräusch gewartet, denn plötzlich atmete er tief durch.
»Endlich allein.«
Suko hatte sich auf den einzigen Stuhl gesetzt. Er hockte Harry Stahl gegenüber. »Hast du so sehr darauf gewartet?«
»Sicher.«
»Warum?«
Der Kommissar schaute auf seine Hände. »Weil ich damit rechne, dass wieder Kontakt aufgenommen wird. Sie lässt mich nicht im Ruhe, das kannst du mir glauben.«
»Du meinst Lilith?«
»Wen sonst?«
»Möchtest du denn, dass sie kommt?«
Harry verdrehte die Augen. »Was heißt, ob ich es möchte? Ich weiß es eben. Und ich bin sicher, dass sie mich aus dieser Zelle herausholen wird. Ja, das wird sie.«
Die Erklärungen hatte Suko nachdenklich gemacht. »Hör mal zu, wie stehst du eigentlich zu ihr?«
Stahl lächelte. »Du meinst Lilith?« Er räusperte sich. »Es ist schwer, dir da eine Antwort zu geben.«
Suko stellte die nächste Frage konkreter. »Magst du sie denn?«
Harry antwortete schnell. »Was heißt schon mögen? Ich finde sie zumindest faszinierend.«
»Wen? Isabell oder Lilith?«
»Beide.«
Mit dieser Antwort hatte Suko gerechnet. Er hatte sie auch irgendwie befürchtet, und er dachte darüber nach, wie er selbst zu dieser uralten Dämonin stand. Nach einigem Nachdenken musste er zugeben, dass auch er ein gewisses Kribbeln spürte, wenn er an die Erlebnisse auf dem Hinterhof dachte.
Er war in eine Magie hineingeraten, gegen die er sich nicht hatte wehren können. Er hatte sich sogar auf Liliths Seite gestellt, sonst hätte er seinen Freund John Sinclair nicht niedergeschlagen. Nahm er es genau, war er ebenfalls indirekt ein Mörder.
Suko wusste, dass er gegen Lilith nicht ankam. Nicht erst seit dieser Sekunde, das war ihm schon früher klar gewesen. Er hatte sich allerdings bewusst dazu entschlossen, bei dem Kommissar zu bleiben, eben weil er sich stellen wollte.
Er musste es für sich selbst tun, um herauszufinden, wo er eigentlich stand.
Es war nicht mehr so klar wie noch vor einem Tag. Suko war da in einen gefährlichen Sog hineingeraten, und das wusste auch sein Freund John Sinclair.
Dennoch hatte er dem Plan zugestimmt, und Suko hoffte, das Vertrauen des Geisterjägers nicht zu enttäuschen.
»Du denkst nach?« fragte Harry Stahl.
»Natürlich.«
»Noch kannst du aussteigen.«
»Nein, Harry, nein. Ich steige nicht aus, denn ich will es endlich wissen.«
»Was denn?«
Suko senkte seine
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