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0818 - Lilith, der Teufel und ich

0818 - Lilith, der Teufel und ich

Titel: 0818 - Lilith, der Teufel und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Einlieferung in die Zelle passiert war, interessierte mich nicht, für mich war es wichtig, was er hier zwischen den tristen Mauern erlebt hatte. Um das von ihm erfahren zu können, musste er erst in einen anderen Zustand sein. So hatte es keinen Sinn, ihm Fragen zu stellen.
    Nach einer Weile nickte Harry. Dabei steckte er das Tuch weg.
    »Ich hoffe, dass es mir jetzt besser geht.« Er schaute an sich hinab, sah seinen ramponierten Zustand und richtete die Kleidung. Zumindest steckte er sein Hemd wieder in die Hose. Die Jacke hatte er an den seitlichen Stützbalken des Regals gehängt.
    »Es ist etwas passiert, Harry, nicht wahr?«
    Stahl schaute mich an und nickte. »Ja, du hast Recht. Passiert ist so einiges.«
    »Lassen wir den Mord mal beiseite. Uns interessiert, was in dieser Zelle vorgefallen ist.«
    Der Kommissar antwortete zunächst nicht. Er schaute die beiden anderen an, hob die Schultern und wischte mit dem gekrümmten Finger über das schweißfeuchte Gesicht. »Ich hatte Besuch«, murmelte er. »Ihr könnt euch denken, wer kam. Sie war hier, ich hörte auch die Tränen, wie sie rollten und gegeneinander schlugen, und dann erschien sie selbst hier bei mir.«
    »Wer war es?« fragte Suko. »Isabell oder…«
    »Beide.«
    »Wieso?«
    »Zuerst kam Isabell.« Harry deutete nach vorn, wo zwei seiner Knöpfe auf dem Boden lagen. »Sie trug sogar dieselbe Kleidung, sie war überhaupt nicht verändert, und ihre Ausstrahlung ging mir verdammt unter die Haut.«
    »Das kann ich mir denken«, sagte ich.
    »Aber es blieb nicht so«, sagte er leise, »denn sehr schnell zeigte sie ihr anderes Gesicht, vielleicht sogar das wahre.«
    »Lilith«, sagte ich.
    »Ja.«
    »Du hast sie gesehen?«
    »Nicht nur das«, antwortete er leise, »ich habe sie sogar genossen. Zuerst war ich angewidert.« Er sprach jetzt immer schneller und lauter. »Ihr nackter Körper hat mich erschreckt. Er war auf eine ungewöhnliche Art und Weise entstellt. Sie erinnerte mich an eine Muskelfrau mit bläulicher Haut. Ihre Haare standen hoch. Jetzt fällt mir der Begriff Teufelsweib dazu ein. Ich wollte nichts von ihr, im Gegenteil. Sie rief ein Gefühl des Ekels in mir hervor.« Er hob die Schultern. »Meine Gefühle interessierten sie nicht, denn sie war gekommen, weil sie etwas von mir wollte.«
    »Verstehe«, sagte ich.
    »Moment mal!« mischte sich Ludwig Gericke ein. »Du willst doch damit nicht sagen, Harry, dass sie mit dir ins Bett wollte, um…«
    »Doch, Ludwig. So und nicht anders war es. Sie wollte mit mir schlafen.«
    »Eine Dämonin?«
    Harry nickte.
    »Kam es denn dazu?« erkundigte ich mich, denn ich musste wissen, wieweit er schon in ihrem Bann stand.
    »Nein, John, es klappte nicht. Es hätte aber geklappt, denn sie übte auf mich einen Druck aus, der auch meine Gefühle zu dieser Person veränderte.«
    »Inwiefern?«
    »Ich hätte nichts dagegen gehabt, verstehst du?« Er klopfte auf das Bett. »Sie lag bereits auf mir und war dabei, mich auszuziehen, als sie urplötzlich aufschreckte.«
    »Weshalb?«
    »Sie hatte etwas gehört. Schritte.« Harry deutete auf mich. »Ihr kamt, und sie wollte nicht, dass ihr sie findet. Deshalb zog sie sich zurück.«
    »Aber wir haben niemand aus der Zelle gehen sehen!« rief Ludwig Gericke.
    Ich antwortete für Harry. »Doch, Herr Gericke, es stimmt. Ich glaube Ihrem Kollegen.«
    »Warum tun Sie das?«
    »Weil diese Person, die manchmal als Isabell Munro auftritt und hin und wieder ihre wahre Gestalt zeigt, über Kräfte verfügte, die wir uns kaum vorstellen können.« Ich lächelte und sagte: »Sie müssen sich von der Vorstellung befreien, dass diese Isabell Munro ein normaler Mensch ist. Sie ist eine Person, die seit – ob Sie es glauben oder nicht – Milliarden von Jahren existiert, falls wir überhaupt von einer Zeitmessung sprechen können.«
    Gericke räusperte sich, holte Luft. »Milliarden von Jahren, sagten Sie?«
    »Ja.«
    »Das kann ich nicht glauben.« Er nahm seine Brille ab, weil sich um seine Augen Schweiß gebildet hatte. Er wischte ihn weg. »Sie müssen auch mich verstehen, denn Sie konfrontieren mich hier mit Dingen, die Sie als Tatsachen ansehen, die ich allerdings nicht nachvollziehen kann. Es ist mir zu unbegreiflich.«
    »Es macht Ihnen niemand einen Vorwurf, Herr Gericke«, sagte Suko. »Bitte hören Sie nur zu. Wir versuchen hier, die Lösung bei einem komplizierten Fall zu finden, der anders gelagert ist als die Fälle, die Sie normalerweise zu bearbeiten

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