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0818 - Lilith, der Teufel und ich

0818 - Lilith, der Teufel und ich

Titel: 0818 - Lilith, der Teufel und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Tränenbecher hatte sie nicht mitgebracht. Das wiederum enttäuschte mich. Hatte sich der Teufel geirrt?
    Lilith senkte den Dreizack. Die Spitzen wiesen auf mich, wobei die mittlere vorstand. »Selbst ich hätte mir nicht träumen lassen, dass du mit dem Teufel einen Pakt eingehst. Du musst sehr tief gesunken sein. Sehr tief.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Irrtum, Lilith. Wenn ich es nicht gewollt hätte, dann hätte ich den Pakt nicht geschlossen. Aber ich wollte es.«
    »Ja, Menschen haben sich selbst schon immer überbewertet, und du gehörst dazu. Muss ich dir noch erklären, in welcher Zeit ihr euch befindet?«
    »Nein, eigentlich nicht.« Ich hatte gelogen, denn es interessierte mich schon.
    »Es ist die Zeit noch weit, weit vor den Menschen. Die Erde liegt im Aufbruch, die Gewalten der Natur formen und zerstören. Es gibt Wesen, aber keine Menschen. Licht und Schatten. Es gibt den großen Luzifer, es gibt mich, aber auch andere Dämonen und großartige Helfer, die alle Zeiten überdauert haben. Du kennst die Kreaturen der Finsternis, Sinclair. Sie waren in dieser Zeit schon da, und sie haben auch ihre Zeichen hinterlassen. Sie halten sich verborgen, versteckt. Sie sind die Wolken, sie sind der Wind, und sie beten den Tränenbecher des Schwarzen Engels an.« Ihre Augen funkelten, als bestünden sie aus poliertem Metall. »Ich liebe diese Zeit des Aufund Umbruchs. Der Kampf ist nicht vorbei. Wir haben uns erholt und sind dabei, die Welt in Besitz zu nehmen.«
    »Es gibt immer einen Gegenpart«, erklärte ich. »Du selbst hast davon gesprochen.«
    »Das stimmt. Wo Licht ist, da ist auch Schatten, aber das Licht hat sich zurückgezogen. Es hat eingesehen, dass diese Welt nicht dafür geschaffen ist. In dieser Zeit habe ich eine Hochblüte erlebt. Wir sind von meinen Freunden umgeben, die allesamt Luzifers Tränenbecher bewachen. Er ist es, der uns in den Rausch der Macht hineingleiten lässt. Du aber bist gekommen, um ihn zu zerstören. Du hast dich von Asmodis überreden lassen. Das war lächerlich, und es wird für dich sogar tödlich werden.«
    Diese so gelassen ausgesprochenen Worte nahm ich keinesfalls auf die leichte Schulter. In dieser menschenfeindlichen Umgebung konnten sich nur Dämonen wohl fühlen, und Lilith gehört zu den mächtigen unter ihnen. Meine Gedanken drehten sich trotzdem um den Tränenbecher. Sie hatte mir versprochen, dass ich es nicht schaffen würde, ihn zu zerstören. Ich wollte wissen, wie sehr sie an ihre eigenen Worte glaubte und wie mächtig sie sich letztendlich gab.
    »Bisher haben wir nur von ihm geredet, Lilith. Ich aber will wissen, ob du ihn tatsächlich besitzt.«
    Sie verengte die Augen noch stärker. »Soll das heißen, dass du mir nicht glaubst?«
    »Ja, so kannst du es sehen.«
    »Ich werde dir deinen Irrtum beweisen«, erklärte sie und drehte sich halb um. Gleichzeitig senkte sie ihren Dreizack, sodass die Spitzen den Boden berührten. Sie kratzten darüber hinweg. Ich hörte die Geräusche und sah plötzlich silbrige Funken aufsprühen, die sich zu einer Wolke verdichteten.
    Vor mir brodelte der Boden. Er war blitzschnell heiß geworden.
    Dämpfe stiegen aus Rissen und Spalten. Sie umwallten mich, rochen scharf und waren nahe daran, mir den Atem zu rauben.
    Ich musste zurückweichen, hörte Liliths Lachen, die innerhalb des Zentrums stand, und ein plötzliche Windstoß aus den Nichts riss den Vorhang aus Rauch auseinander.
    Mein Blick war wieder frei.
    Ich sah ihn – und den Becher!
    Sie hielt ihn in der linken Hand. Er stand auf ihrer Fläche, als wäre er dort festgeleimt. Leider war sie so weit von mir entfernt, dass ich es nicht schaffte, in die Öffnung zu schauen, doch als sie den kelchartigen Becher bewegte, da hörte ich die klirrenden und klackenden Geräusche. Die zu Glas gewordenen Tränen des mächtigen Höllenfürsten stießen gegeneinander.
    »Bist du jetzt davon überzeugt, Sinclair?«
    »In der Tat.«
    »Hier ist der Becher«, sagte sie und drehte den Dreizack um. Sie rammte ihn gegen den harten Boden, der gar nicht mehr hart war, sondern so weich, dass sie die Zacken hineinstechen konnte. Sie benötigte ihre rechte Hand, um in den Becher zu greifen, und ließ deshalb den Dreizack im Boden stecken. Lilith schaute mich an.
    Ich sah in ihren Augen, dass mir etwas Überraschendes bevorstand. Dabei konnte ich nicht sagen, was es war, aber zu meinem Vorteil würde es sich bestimmt nicht reichen.
    »Gib genau Acht!« Sie hatte die Worte kaum ausgesprochen,

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