0818 - Lilith, der Teufel und ich
eine gute Frage gestellt, auf die ich eine Antwort wusste, damit aber hinter dem Berg hielt.
»Sag es, John!«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein, nein, er eigentlich auch nicht, wenn du es so nimmst. Es ist ja sein Plan. Nur kommt er gegen Lilith nicht an und hat sich einen Helfer gesucht.«
»Ausgerechnet uns.«
»Ja!«
Suko schüttelte den Kopf. »Verdammt noch mal, John. Seit wann traut er uns das zu?«
»Ich weiß es nicht.«
»Und ich auch nicht. Dieser Asmodis ist ein hinterlistiger Lump. Er ist… er ist …« Suko winkte ab. »Verdammt, ich weiß nicht, was er ist, aber ich mag ihn nicht. Ich hasse ihn. Er will zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, Lilith und uns.«
»Wir werden aufeinander acht geben müssen.«
Suko schaute mich nicht an, als er nickte. Er war tief getroffen, das merkte ich. Die Stirn hatte er in Falten gelegt, dann wechselte er plötzlich das Thema. »Harry Stahl macht sich berechtigte Sorgen um seine Zukunft, John.«
»Kann ich mir denken.«
Mein Freund lächelte bitter. »Auch wenn sich herausstellen sollte, dass er unschuldig ist, einen Kommissar Stahl wird es hier wohl nicht mehr geben.«
Es war bitter, dies zu hören, aber es gab keine Alternative. »Du warst doch mit ihm allein. Hat er dir denn in etwa gesagt, wie er sich seine Zukunft vorstellt?«
»Nein.«
»Hat er darüber nachgedacht?«
»Das schon.«
»Und?«
»Er will alles auf sich zukommen lassen.«
Es war wohl am besten, wenn er so dachte. Ich blickte in Sukos Gesicht und fragte: »Wie ist das mit Lilith? Wie abhängig ist Harry schon von ihr? Was hast du noch erlebt, als du bei ihm in der Zelle warst?«
»Nichts, John, gar nichts.«
»Wirklich nicht?«
»Nein, es lief alles wunderbar glatt.« Er lächelte. »Du glaubst gar nicht, wie ruhig er geworden ist.« Er hob die Schultern. »Jetzt ist es wichtiger, wenn ich bei dir bin.«
»Ja, das im Moment schon.«
»Okay.«
Ich schaute auf die Uhr. Bis Mitternacht war noch Zeit. Wie ich den Teufel kannte, war er pünktlich. Sein Plan stand fest. Ich fragte mich nur, wie es weitergehen würde. Wenn er uns tief in die Vergangenheit hineingeschafft hatte, wollten wir natürlich wieder zurückkehren. Und damit begannen die Probleme.
»Wer möchte uns hereinlegen?« fragte Suko. »Der Teufel oder Lilith?«
»Beide, denke ich.«
»Und du meinst, wir sind stark genug, uns gegen sie wehren zu können?«
»Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich den verdammten Pakt mit ihm eingehen musste. Ich durfte mich nicht weigern, es wäre fatal gewesen.«
Suko stimmte mir zu. Er blickte auf seine Uhr, nickte zufrieden und schaute mich an.
Die Bewegung bekam ich nicht mit und auch nicht das wissende Lächeln auf seinen Lippen.
Ich wartete auf die Tageswende, auf den Teufel, auf Lilith und Luzifers Tränenbecher.
Ein wenig viel auf einmal. Und ich hatte den Eindruck, als würde die Welt über mir zusammenbrechen…
***
Harry Stahl lief in seiner Zelle auf und ab. Früher hatte er nie verstehen können, weshalb Gefangene das taten.
Jetzt wusste er es. Einfach das Gefühl, die Freiheit nur einige Schritte lang spüren zu können, bevor die Mauer kam, die alles brutal stoppte.
Er wusste, dass nichts mehr so werden würde, wie es einmal gewesen war. Es gab ihn nicht mehr als Kommissar. Er hatte einen Menschen getötet, was er nicht begreifen konnte. Harry Stahl wollte es einfach nicht akzeptieren. Er wehrte sich innerlich gegen diese Tatsache, obgleich er daran nicht vorbeikam. Es war und es blieb so, daran gab es einfach nichts zu rütteln.
In der Zelle roch es. Er mochte sie nicht. Er sah eine Spinne, auch zwei Fliegen schwirrten über dem Toilettendeckel, und er hatte wieder den Eindruck, nicht allein zu sein.
Jemand belauerte ihn, jemand ließ ihn nicht aus den Augen. In seinem Magen krampfte sich etwas zusammen. Er stieß die Luft zischend durch die Zähne, drehte sich um und hörte das leise Klicken der Tränen aus dem Unsichtbaren.
Sie war da!
Der Kommissar blieb stehen. Er richtete seine Blicke gegen die Decke, weil er dort einen Schatten zu sehen geglaubt hatte. Das stimmte nicht, da war nichts.
Aber das Klicken blieb.
Und dazwischen die Flüsterstimme. »Ich sage dir, dass sie alles versuchen werden, um den Tränenbecher in ihren Besitz zu bekommen. Aber ich bin stärker, viel stärker, Harry. Du hast richtig gewählt, als du dich auf meine Seite gestellt hast…«
Nein, nein, nein!, schrie es in ihm. Nein, ich wollte doch nicht. Ich wollte
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