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0818 - Lilith, der Teufel und ich

0818 - Lilith, der Teufel und ich

Titel: 0818 - Lilith, der Teufel und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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spie uns aus! Natürlich flutschten wir nicht durch die Öffnung einer Röhre. Keiner von uns konnte auch sagen, wie lange er unterwegs gewesen war. Auf jeden Fall hatten wir unser Ziel erreicht, und ich zumindest kam mir vor, als hätte ich mich um keinen Zentimeter vom Platz fortbewegt, denn ich stand in der gleichen Haltung da wie zuvor im Hotelzimmer.
    Allerdings in einer anderen Umgebung.
    Wie anders war sie?
    Düster, das stimmte genau. Da brauchte ich nur einen Blick in die Runde zu werfen. Doch schaute ich länger hin, entdeckte ich auch Farben, seltsame Farben, die alle auf die Schattenseite gehörten.
    Kein helles Licht. Dafür ein kräftiges, aber auch dunkles Violett, dass in ein blutiges Rot überströmte, zumindest an den Rändern. Es war aus dem Grau oder Schwarz hervorgekommen, wo die Dunkelheit absolut war, aber die violette Farbe gab der Umgebung ein wenig Helligkeit, sodass wir uns orientieren konnten.
    »Da wären wir also«, sagte Suko. Seine Stimme hallte leicht, obwohl er nicht laut gesprochen hatte. Er drehte sich auf dem Platz um. »Was siehst du, John?«
    »So viel wie du.«
    Suko ging auf die Lässigkeit der Antwort nicht ein. »Ich kann mir kaum vorstellen, dass wir an jener Stelle stehen, an der einmal eine Baracke mit Antiquitäten stehen wird.«
    »Ich auch nicht.«
    »Und Lilith?«
    »Lilith wird noch kommen.«
    Zunächst kam niemand. Man gab uns Gelegenheit zur Eingewöhnung in diese Umgebung.
    Die von dunklen Farben erfüllte Finsternis wurde von einer Luft durchweht, die an Föhn erinnerte. Sie war warm, klebrig, feucht und schwül. Woher die Feuchtigkeit kam, das beinahe subtropische Klima wussten wir auch nicht. Wir sahen den dunklen, welligen und auch felsigen Boden, der sich in die Unendlichkeit dieser düsteren Landschaft hineinschob. Mir kam sie eher vor wieeine Bühnenkulisse, die weder einen richtigen Anfang, noch ein Ende hatte.
    Suko kam näher an mich heran. »Was machen wir? Bleiben wir hier stehen oder…?«
    »Wo willst du hin?«
    »Ich weiß es nicht. Nur warte ich nicht gern.«
    Mein Blick fiel hoch gegen den Himmel. Mit dem in unserer Zeit war er nicht zu vergleichen. Auf mich machte er einen künstlichen Eindruck, als hätten mehrere Maler es nicht geschafft, verschiedene dunkle Farben voneinander zu trennen. Sie liefen irgendwo aus und verschmolzen zudem ineinander.
    Mein Freund schaffte ein Lächeln. »Warten«, sagte er, »nichts als warten.«
    »Und darauf hoffen, dass…« Ich sprach den Satz nicht mehr zu Ende, denn ich hatte etwas gehört. Jedes fremde Geräusch irritierte in dieser Stille, und es war tatsächlich ein fremdes Geräusch in der Nähe aufgeklungen. Nur entdeckten wir diejenige Person nicht, die es hervorgerufen hatte.
    Suko runzelte die Stirn. Er ging zwei Schritte nach rechts, blieb dann stehen und hob den Kopf. Er schaute zum Himmel, als rechnete er damit, dass Lilith zusammen mit Luzifers Tränenbecher von dort erscheinen würde.
    Sie kam nicht.
    Ich wartete.
    Suko stand in meiner Nähe, und zugleich hörten wir das ungewöhnliche Brodeln und Rumoren, das aus der Tiefe her an unsere Ohren klang. Als hätte sich dort ein Ungeheuer versteckt.
    Es war da.
    Urplötzlich zeigte es sich. So schnell konnten wir nicht reagieren, und uns blieb der Atem im Hals stecken, denn die Person, die auf einmal zwischen uns stand, musste Lilith sein.
    Wie hatte sie sich verändert!
    Ich kannte sie als Frau, als Teufelin, auch als verführerische Person, aber so wie jetzt hatte ich sie niemals zuvor gesehen. Sie zeigte sich als hässliches Etwas, und ich dachte sofort an die Beschreibung, die Harry Stahl gegeben hatte.
    Er hatte sie als nackte Person beschrieben, die auf ihn zuerst abstoßend gewirkt hatte. Nackt war sie nicht. Sie hatte die Muskeln und die Brüste in eine Korsage gezwängt. Das Haar hing wirr um ihren Kopf. Es bildete zahlreiche Strähnen, die braunrot schimmerten, als würden zwischen ihnen Lichtfunken tanzen. Ihr Gesicht war schmal, und es hatte einen katzenhaften Ausdruck.
    Wahrscheinlich auch wegen der schräggestellten Augen.
    Lilith war bewaffnet. Mit der rechten Hand umklammerte sie den Griff eines Dreizacks, der aus geschwärzten Gebeinen bestand. Ihre Beine waren nackt und oben durch ein knappes Fellhöschen geschützt.
    Lilith funkelte mich an. Dann drehte sie den Kopf, sah Suko und nickte.
    Ich wusste nicht, was diese Art der Begrüßung bedeuten sollte, und wartete noch ab. Sie war gekommen, sie wollte etwas von uns, doch den

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