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0819 - Der Tod des Heiligen

0819 - Der Tod des Heiligen

Titel: 0819 - Der Tod des Heiligen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wurde.
    »Dann ab ins Grab«, flüsterte Bill, wobei er das Gesicht verzog.
    Wohl war ihm nicht, mir ebenfalls nicht, denn wir beide betraten ein fremdes Terrain.
    Ich ging sehr schnell vor und hörte, wie die Tür hinter mir wieder zuschwappte.
    Auch Bill stand jetzt im Grab. Direkt neben mir bewegte er nur seinen Kopf, um sich einen ersten Rundblick zu verschaffen, wobei er auch die Decke nicht ausließ.
    Sie bestand aus hellgrauen Steinen und wirkte wie ein flacher Himmel, wobei die schimmernden Einschlüsse wohl die Sterne darstellen sollten.
    Vor uns lag eine sehr lange und auch breite Leere, die erst an der gegenüberliegenden Wand gestoppt wurde. In diesem Grabmal konnte ein Mensch sehr einsam sein, trotz des freien Blicks auf die Natur. Eine Insel in der normalen Welt und trotzdem irgendwie sehr weit weg, denn der Eindruck, ein Gefangener zu sein, wollte einfach nicht weichen.
    Da gab es noch etwas, das mich störte.
    Es war einfach die Kühle, die ich nicht wegdiskutieren konnte. Sie legte sich wie ein Schleier auf unsere Haut, und sie wurde nicht von der Decke oder dem Fußboden abgestrahlt. Diese Kälte war physikalisch nicht zu erklären. Menschen hatten zu allen Zeiten von der Kälte des Todes gesprochen. Genau die hatte mich überfallen.
    Meinen Freund Bill Conolly ebenfalls, denn ich sah ihn und entdeckte auch die Gänsehaut auf seinem Gesicht. Die nach unten gebogenen Mundwinkel bewiesen mir zugleich, daß er sich überhaupt nicht wohl fühlte. Er strich über seine Handrücken und nickte mir zu. »Was hast du?«
    »Nicht viel, John, aber ich habe das Gefühl, daß wir trotz allem nicht allein sind.«
    »Kannst du dich deutlicher ausdrücken?«
    Bill runzelte die Stirn. Er hob die Schultern. »Tja, das ist natürlich schwer. Soll ich von einem Geist reden, der uns die Falle gestellt hat?«
    »Nein, ich rechne eher mit einem Toten.«
    »Einem Heiligen.«
    »So ist es.«
    »Sie schaffen ihn noch her.« Ich schüttelte den Kopf. »Nein, Bill, was wir hier spüren, das ist ein Stück von ihm. Ich werde den Eindruck nicht los, daß der Heilige auf uns gelauert hat. Jetzt ist die Falle zu.«
    Bill wollte es genau wissen. Er drehte sich um, trat an die Tür heran und zerrte an den Flügelgriffen.
    Was vorhin noch etwas einfach gewesen war, gestaltete sich nun zu einem Problem. Die Tür blieb verschlossen. Ich half ihm und war ebenfalls nicht in der Lage, sie aufzuziehen. Die Türen bewegten sich nicht einmal. Der Plan unseres unbekannten Gegners war voll und ganz aufgegangen. Er hatte uns in seinem eigenen Grabmal gefangen.
    »Jetzt haben wir den Spaß«, sagte ich.
    Bill dachte anders. »Na ja, ein Spaß wird es wohl nicht werden, alter Junge.« Er lief bis zur Seitenwand, blieb dort stehen und trommelte mit den Fäusten gegen das Glas. Zu hören waren nur dumpfe Laute. Sie klangen so, als wäre das Glas für menschliche Fäuste unbesiegbar.
    Bill trat zurück und drehte sich wieder. »Das schaffen wir nicht, John, nicht ohne Hilfsmittel. Es ist einfach zu dick.«
    »Gut, dann bleiben wir hier.«
    »So einfach?«
    »Im Prinzip schon«, sagte ich nickend. »Wer immer hier das Sagen hat, er wird uns nicht grundlos eingesperrt haben. Der Heilige hat eben auf uns gewartet.«
    »Dann soll er sich auch zeigen.«
    Er selbst zeigte sich nicht, dafür aber die Sonne, deren Strahlen uns blendeten. Wir konnten nirgendwo Schutz vor den Strahlen finden und kniffen die Augen zu.
    Sekundenlang dauerte diese Helligkeit, dann nahm sie allmählich ab, weil die Wolken ein Einsehen mit uns hatten.
    ***
    Verändert hatte sich nichts. Noch immer umgab uns die optische Leere, aber meine Nervosität war größer geworden. Mein Gefühl sagte mir, daß etwas geschehen würde, egal wie. Aus irgendeiner Tiefe hervor, meinetwegen auch aus dem Unsichtbaren würde sich etwas nach oben schieben, um uns zu begrüßen. Ich tastete nach meinem Kreuz. Befand sich eine schwarzmagische Kraft in unmittelbarer Nähe, dann mußte es reagieren und sich erwärmen.
    Es war nichts zu spüren. Als Bill mich fragend anschaute, hob ich nur die Schultern. »Tut mir leid, aber da ist nichts.«
    »Und wer hat die beiden Türen verschlossen?«
    »Möglicherweise eine Automatik.«
    »Ja, das ist…«
    Ein Kratzen irritierte uns. Nein, nicht direkt das Kratzen, es war mehr ein Schleifen, das vom Boden her an unsere Ohren drang. Als würden sich dort die rechteckigen Steine bewegen.
    Wir schauten gebannt nach vorn. An einen Irrtum wollten wir beide nicht

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