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0819 - Der Tod des Heiligen

0819 - Der Tod des Heiligen

Titel: 0819 - Der Tod des Heiligen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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uns weiter, und so manches Mal rissen die Reifen den Boden auf und schleuderten Dreckklumpen hinter sich wie ein über die Weide galoppierendes Pferd.
    Hin und wieder blitzte die Sonne durch die Scheiben und malte blendende Flecken auf das Glas. Mal sahen wir einen dunklen Vogel durch das Laubwerk flattern aber wir hatten den Hügel beinahe umrundet, und ich suchte nach einer Möglichkeit, um den Porsche abzustellen. Er sollte nicht zu nah und auch nicht zu weit von unserem Ziel entfernt stehen. Außerdem wollten wir nicht unbedingt frühzeitig gesehen werden. Wir konnten davon ausgehen, daß dieser Hartwig auch die anderen Pilger vor uns gewarnt hatte.
    Das Niederholz lockerte langsam auf. Die Sicht wurde besser.
    Rechterhand lag der Hügel mit dem Grab. Ich schaute gegen seine Breitseite. Das Grabmal war wirklich ein Koloss. Eine Mischung aus Glas in einem neoklassizistischen Bauwerk, mit einem Hang zum Größenwahn.
    Bill hielt an und überraschte mich damit, daß ich mich auf den Hügel konzentriert hatte.
    »Hier müssen wir raus, John.«
    »Warum?«
    »Der Fluss.«
    Mehr brauchte der Reporter nicht zu sagen. Tatsächlich lag ein kleiner Fluss vor uns, und es gab keine Brücken, die in der Nähe darüber hinwegführte. Für einen Sprung war er zu breit, und so mußten wir aussteigen und an dieser Seite bleiben.
    Ich schraubte mich als erster aus dem flachen Wagen und stellte meine Füße auf den weichen Untergrund. Wind fuhr mir ins Gesicht. Er war kühl. Für mich roch es nach Herbst.
    Auch mein Freund war ausgestiegen, schaute sich um und hob die Schultern. »Jetzt werden wir den besten und den kürzesten Weg finden müssen. Ich denke, wir schlagen uns hier durch das Buschwerk.«
    Ich war einverstanden, schaute aber noch auf den kleinen Fluss, der von uns aus gesehen etwas tiefer lag. Seine Ufer waren mit Gestrüpp bewachsen. Kein Pilger campierte dort, Bill und ich waren hier allein. Auch von der Masse hörten wir nichts. Sie hielten sich alle zurück, selbst ihre Stimmen klangen nicht an unsere Ohren.
    Ich schloß die Tür. Bill hatte den Porsche abgeschlossen. Irgendwo schrien Vögel, als wollten sie uns warnen. Die Sonne hatte sich wieder hinter den Wolken versteckt, so daß das Grabmal keinen Glanz mehr abstrahlte und für uns überhaupt nicht zu sehen war.
    Nebeneinander gingen wir her und machten uns an den Anstieg.
    »Sollen wir den Toten da herausholen?« fragte Bill. Er lachte leise bei dieser Vorstellung.
    »Warum willst du das?«
    »Nur um die Gesichter der Leute zu sehen.«
    »Dann gehst du davon aus, daß sich der Heilige bereits in seinem Grab befindet.«
    »Klar, du nicht?«
    »Ich bin mir nicht sicher.«
    »Was bereitet dir denn da Probleme?«
    Ich blieb stehen. Zweige bewegten sich zitternd vor meinen Augen. Ich schnickte mit den Fingern gegen einige Blätter und fragte:
    »Welcher Tote liegt denn schon vor der Beerdigung in seinem Grab?«
    »Eigentlich keiner.«
    »Das denke ich auch. Aber ich frage mich immer wieder, ob The Saint tatsächlich tot ist.«
    »Das genau ist das Problem, Bill.«
    »Gut, einigen wir uns in der Mitte.«
    »Und wie sieht die deiner Meinung nach aus?«
    »Er ist nicht tot, er lebt auch nicht. Diese Person ist ein Untoter, ein Zombie.«
    Ich widersprach nicht.
    »Du stimmst mir zu?«
    »Ich ziehe alle Möglichkeiten in Betracht. Dein Vorschlag kommt mir wahrscheinlich vor. Der Heilige hat seinen Verehrern und Verehrerinnen so einiges versprochen. Wenn er sich in der Gestalt eines Zombies begraben läßt, könnte er einige Dinge in die Wege leiten, die für die Pilger schlichtweg an Wunder grenzen. Ich glaube, daß alles hier ein ganz mieses und abgekartetes Spiel ist.«
    »Zusätzlich mit einem Schuss Magie versehen.«
    »Das kommt noch hinzu.«
    Wir konnten es uns nicht mehr leisten, länger zu warten und über Dinge zu spekulieren. Jede Sekunde, die nutzlos verstrich, brachte die Pilger nur näher an ihr Ziel heran, und so durchstreiften wir den letzten Grüngürtel, bis wir plötzlich das Bauwerk mit den eigenen Augen und in seiner vollen Breitseite vor uns auf dem Hügel liegen sahen.
    Es war der Kloß auf der flachen Kuppe!
    Ein großes Rechteck, bombastisch und trotzdem schlicht, denn auf Schnickschnack war verzichtet worden. Da gab es nur die vier tragenden Säulen, die Decke und die Wände aus Glas. Die Sonne war noch immer hinter den Wolken verschwunden, so blendete ihr Schein nicht, er wurde auch nicht reflektiert, und wir konnten aus einer gewissen

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