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0819 - Der Tod des Heiligen

0819 - Der Tod des Heiligen

Titel: 0819 - Der Tod des Heiligen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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anzuzeigen, wie das Grab gebaut war. Und er erklärte uns dabei, daß die Wände nicht aus Mauern hochgezogen waren, sondern aus Glas bestanden. »Es sind gewaltige Scheiben, ein jeder kann in das Innere des Grabs hineinblicken. Ein jeder soll den Toten dort liegen sehen können. Nicht nur die Menschen aus seinem Gefolge, sondern auch Fremde, die an diesem gewaltigen Mausoleum vorbeigehen.«
    Bill schüttelte den Kopf. »Der ist größenwahnsinnig gewesen, John, der ist verrückt.«
    »Es stimmt, Mr. Conolly, Ich habe alles…« Gilbert unterbrach sich selbst. Dabei sah er aus wie jemand, dem etwas eingefallen war.
    »Ja«, murmelte er. »Ich glaube, da ist noch etwas angelegt worden. Allerdings in geheimer Arbeit und bei Nacht und Nebel. Keiner weiß es genau, aber man hat von einem Tunnel in der Erde, im Hügel, gesprochen. Wenn es ihn tatsächlich geben sollte, dann kenne ich leider den Einstieg nicht, aber ich will es auch nicht ausschließen.«
    Bill klopfte auf den Tisch. »Das sieht mir nach einem Fluchtweg aus, John.«
    »Für einen Toten?«
    »Ist doch möglich.«
    Ich wiegte den Kopf. »Das weiß ich nicht genau…«
    »Vielleicht ist er gar nicht tot«, zischte Bill. »Vielleicht ist das alles ein gewaltiger Bluff. Ich rechne mit allem. Hier geht es um ganz andere Dinge. Hier wird eine riesige Schau abgezogen. Für mich ist die Beerdigung erst das Vorspiel.«
    »Zu was?« fragte ich.
    »Das müssen wir eben herausfinden.«
    Tony Gilbert hatte uns zugehört. »Da haben Sie sich etwas vorgenommen. Ich bin außen vor. Ich zeichne Ihnen noch den Weg auf, wie sie außerhalb der normalen Straße auf den White Hill gelangen. Dann kümmere ich mich darum, daß mein Bruder begraben wird. Er soll eine anständige Beerdigung bekommen, und anschließend…« Er schluckte. »Sie wissen ja Bescheid, was ich vorhabe.«
    »Niemand kann Ihnen da hineinreden. Dennoch muß alles seinen normalen Gang gehen. Das heißt, wir werden später die Kollegen informieren, damit sie sich um die Leiche kümmern. Sie werden den Toten untersuchen und obduzieren.«
    »Das dauert doch.«
    Ich hatte die Furcht aus Gilberts Stimme gehört. »Dann bitte verstecken Sie sich doch.«
    Er wußte nicht so recht, was er sagen sollte, hob die Schultern, fuhr wieder durch sein Haar und sprach leise davon, daß er uns möglicherweise auch begraben müsse.
    Ich lächelte ihn an. »Soweit ist es noch nicht. Außerdem wissen wir uns zu verteidigen.«
    »Gegen eine Person mit übermenschlichen Kräften?« staunte Tony Gilbert.
    »Richtig.«
    Der Mann schwieg. Wir aber standen auf. Als Gilbert zur Flasche griff, ließen wir ihn gewähren, den anderen Weg würde er uns auch nach diesem Schluck aufzeichnen können…
    ***
    Die Pilger waren unterwegs, wir hatten sie gesehen, sie uns nicht, denn wir fuhren einen anderen Weg. Zudem deckte uns eine sanftgrüne Hügelflanke.
    Die Sonne hatte die dichte Wolkendecke an verschiedenen Stellen aufgerissen. Sie schickte ihre Strahlen gegen die Erde, wo sie auch die Wände des Gebäudes auf dem White Hill trafen und diese aussehen ließen wie große Spiegel.
    Das wiederum erinnerte uns daran, wo wir hinwollten, und wir hatten zuvor erkannt, daß wir schneller sein würden als die Pilger, die sich Zeit ließen. Wahrscheinlich war eine bestimmte Uhrzeit ausgemacht worden, uns sollte es nur recht sein. Je mehr sich dieser Punkt von uns entfernte, umso größer wurde unser Spielraum.
    Bill und ich hatten noch nicht über einen Plan gesprochen. Wir wollten erst reagieren, wenn wir das Ziel dicht vor Augen hatten.
    Wir hatten bereits September. Durch das sehr warme und trockene Frühjahr und dem ziemlich feuchten Sommer hatte das Laub der Bäume schon frühzeitig etwas von seiner grünen Farbe verloren. An vielen Stellen in den Baumkronen schimmerten andere Farben durch. Zumeist blasse Gelbtöne, und es stand fest, daß in diesem Jahr die Bäume sehr früh ihr Kleid verlieren würden.
    Der Weg führte direkt zum Hügel. Wir fuhren einen Bogen und würden den Wagen an der Rückseite abstellen, der sich über die Unebenheiten hinwegschob und so manches Mal von irgendwelchen Zweigen angekratzt wurde.
    Er war auch sauer. »Das ist kein Gelände für einen Porsche«, beschwerte er sich.
    Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. »Wer wollte denn unbedingt mit dem Porsche fahren?«
    »Ja, ich weiß Bescheid!« brummte er.
    Die Pilger in den Autos hatten ihre Wagen in oder am Rande von Cuttlane stehen lassen. Wir aber quälten

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