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0819 - Der Tod des Heiligen

0819 - Der Tod des Heiligen

Titel: 0819 - Der Tod des Heiligen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Verbindung stand.
    Die gläserne Kraft-Pyramide schaukelte jetzt dicht über ihren Köpfen hinweg. Und sie sackte noch tiefer, so daß viele bereits den Luftzug mitbekamen.
    So auch Bill Conolly, der sicherheitshalber einige Schritte zurückging.
    Genau über der Lichtung war die Pyramide zur Ruhe gekommen.
    Kein Schaukeln mehr, sie stand dort, als wäre sie irgendwo in den Wolken festgehakt worden.
    Es gab keinen unter den Pilgern, die sich diesem Gegenstand nicht flehendlich zugewandt hätten. Selbst die Kinder konnten sich der Faszination nicht entziehen. Bill konnte sich nicht vorstellen, daß es für sie der Ernstfall war, sicherlich faßten sie es als einen abenteuerlichen Spaß auf. Er wunderte sich auch, wie ruhig sie waren, denn es gab kein Kind, das seine Eltern verlassen hätte.
    Die Pyramide glitt in die Tiefe. Sehr langsam schwebte sie dem Boden entgegen.
    Und wie bestellt schaute wieder die Sonne durch ein Wolkenloch und schickte ihren Strahl gegen die Außenhaut der Pyramide, wo er förmlich explodierte. Es sah aus, als sollte das Glas noch kurz vor dem Auftreffen zerrissen werden, das aber trat nicht ein. Die Pyramide landete beinahe sanft auf dem Boden.
    Die Wolken zogen weiter. Sie legten ihren Schleier vor die Sonne.
    Niemand wurde geblendet, kein Licht erfüllte mehr das Dreieck mit den leicht grünlich schimmernden Wänden, hinter denen sich die nackte Gestalt des Heiligen abzeichnete.
    Bill Conolly hatte diese Gestalt bisher nur hinter dem Glas gesehen. Nun aber traf sie Anstalten, das freiwillig gewählte Gefängnis zu verlassen, und sie ging nur einen großen Schritt vor.
    Wieder trat derselbe Effekt ein, den Bill schon einmal beobachtet hatte. Das Glas beulte sich aus, es schmolz dabei – und ließ die Gestalt frei.
    Sie trat vor.
    Sie stand im Freien und ließ den Jubel der Menschen über sich ergehen. Bill aber schwieg. Er konzentrierte sich auf das häßliche Wesen mit der ihm schuppig vorkommenden Haut. Es besaß zwar ein menschliches Aussehen, aber Bill kam es so vor, als hätte es dieses nur als eine Übergangslösung gewählt, weil es in Wirklichkeit ganz anders aussah.
    In diesem Augenblick kamen Bill Zweifel, ob es sich bei dieser Gestalt überhaupt um einen Dämon handelte. Das Wesen konnte etwas ganz anderes sein, und Bill mußte schon sehr spekulativ denken, um zu einer Lösung zu gelangen.
    In die Zukunft und in die Vergangenheit hinein. Möglicherweise ein Besucher, der in der Vergangenheit aus einer fernen Zukunft erschienen war und über ein mächtiges Wissen verfügte.
    Eine Begegnung der dritten Art…
    Der Gedanke faszinierte den Reporter so stark, daß er sein Schicksal vergaß und auch die Gefahr, in der er schwebte. War dieses Wesen eine Form von Leben, wie sie auf einem fremden Stern existierte? Hatte es sich möglicherweise angepasst und eine Gestalt angenommen, die den Menschen nicht fremd war?
    Es gab plötzlich viele Fragen, auf die er gern eine Antwort gehabt hätte, aber dazu würde es nicht kommen. Außerdem machte ihm Hartwig einen Strich durch die Rechnung.
    Den anderen Pilgern hatte er angedeutet, zurückzubleiben. Er selbst war es, der vortrat, den Kopf anhob und den Heiligen betrachtete. Sein Gesicht war blaß und rot geworden, die Lippen zitterten, die Augen leuchteten, und den Mund hatte er gleichzeitig zu einem Lächeln in die Breite gezogen.
    »Du… du … bist wieder da«, sagte er mit leiser Stimme. »Du bist zurückgekehrt. Du hast den verfluchten Tod überwunden. Du bist der Heilige. Du bist derjenige, den wir alle lieben und der uns den richtigen Weg weisen wird. Sieh’ her, mein Freund. Wir haben dir das Grabmal bauen lassen. Es wurde nach deinen Wünschen errichtet. Wir haben deinen Versprechungen geglaubt und sind nicht enttäuscht worden, und nun bist du da, um uns deine Gaben zu überreichen. Wir lieben dich … wir lieben dich alle …« Bei den letzten Worten war er noch einen Schritt nach vorn getreten und dann vor ihm auf die Knie gefallen. Er senkte seinen Kopf, und die anderen taten es ihm nach.
    Einige knieten nieder, andere wiederum blieben stehen, aber in ihren Augen lag stets der gleiche Ausdruck der Verehrung. Sie würden für The Saint durchs Feuer gehen. Sie würden alles für ihn tun, wenn er nur sein Versprechen hielt.
    Der Heilige sprach nicht. Er schaute nur über die Köpfe der Knienden hinweg, und sein Blick hakte sich an Bill Conollys Augen fest.
    Der Reporter war nicht vor ihm auf die Knie gefallen, er würde es auch

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