Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
082 - Das Geheimnis der Kristalle

082 - Das Geheimnis der Kristalle

Titel: 082 - Das Geheimnis der Kristalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
Vom Netzwerk:
und ihre Königin, Waleena, ebenfalls.
    Sie stieß sich von der kristallinen Fensteröffnung ab, lief zum Bett, band sich Lendenschurz und Stiefel um und schnallte ihr Schwert auf den Rücken. Während sie sich im Halbdunkel Stufe für Stufe zum Ausgang der Kristallfestung tastete, um niemanden zu wecken, hörte sie noch immer die Stimme.
    »Komm, komm…«
    So deutlich wie oben am Fenster. Wie konnte das sein? Nein, das war nicht Matt. Der Gedanke erleichterte und verwirrte sie gleichzeitig. Wer war das bloß, der sie so dringend zu sich rief…?
    Aruula durchschritt das Hauptportal und lief in Richtung Fluss. Während sie die Brücke überquerte, gab es einen Moment, da glaubte sie noch immer zu träumen.
    Einen Augenblick blieb sie stehen. Hielt jemand Wache unten an der Bucht? Nein, die Qualle lag ja nicht mehr ungeschützt am Ufer. Also weiter.
    Am Waldrand huschte sie zwischen die Bäume. Sie folgte der Flussböschung und lief sie zum See hinunter. Sie wusste selbst nicht, warum sie das tat, wollte auch nicht darüber nachdenken.
    »Komm zu mir! Du gehörst mir!«
    ***
    Aus der seitlichen Innenwand wölbten sich drei Gewebepakete.
    Langsam beulten sie sich aus, wurden größer und länger, und die Umrisse von Gliedmaßen und Köpfen bildeten sich heraus.
    Matt fragte sich, wie Quart’ol und Mer’ol einen solchen Vorgang steuerten. Er vermochte es nicht zu sagen, doch mit eigenen Augen konnte er sich einmal mehr davon überzeugen, dass es funktionierte.
    Endlich verbanden nur noch dünne Gewebestiele die Tauchhüllen mit den Quallenwänden. Mer’ol pflückte den ersten bionetischen Anzug einfach ab und reichte ihn Matt. Das Material fühlte sich an wie dickes, mit Wasser vollgesogenes Wildleder. Mit den Stiefeln zuerst stieg Matt in die Fußteile und zog das Gewebe über Beine, Hüften und Oberkörper. Zum Schluss half Quart’ol ihm, den Kopfteil mit der Sichtmembran über Haar, Stirn und Kinn zu ziehen. Mit bloßen Berührungen seiner Handflächen veranlasste der Hydrit das Gewebe, sich über dem Brustkorb zu schließen.
    Auch Rulfan und Mr. Black steckten bald in den Tauchhäuten. Quart’ol blickte zur gewölbten Decke der Qualle.
    Aus dem feucht glänzenden Gewebe dort oben wuchsen Fleischlappen herab. Wie eine zweite Haut hüllten sie zuerst Quart’ols Kopf, dann seine Schultern und seine Brust und schließlich seinen ganzen Körper ein. Bionetische Schleuse nannten die Hydriten das. Die Gewebedecken schlossen sich unter Quart’ols Fußsohlen zu einem Sack. Der hob sich und nahm den hydritischen Wissenschaftler mit zur Decke hinauf.
    Ein Wulstrand wölbte sich jetzt dort oben innerhalb des Schleusensacks. Der Quallenrücken öffnete sich. Dunkelheit gähnte über ihm, und Matt erschrak, weil er daran denken musste, welche Wassermassen in diesem Moment auf ihnen lasteten.
    Quart’ol schienen solche Bedenken fremd. Er stemmte sich aus dem Gewebe und verließ die Qualle. Der Spalt schloss sich, der Gewebesack verschmolz mit der oberen Quallenwand, und kurz darauf wuchs die nächste bionetische Schleuse aus ihr heraus. Matt ließ sich davon einhüllen.
    Auf diese Weise verließen sie nacheinander die Transportqualle. Draußen, inmitten von dicht an dicht wachsenden Grashalmen, war es nicht ganz so finster, wie der erste Blick durch den Schleusenspalt hatte befürchten lassen.
    Das pulsierende Leuchten der Kristalle war allgegenwärtig, auch wenn keiner der überdimensionalen Tannenzapfen in unmittelbarer Nähe zu liegen schien. Dennoch durchdrang ihr Licht die Finsternis der Unterwasserlandschaft. Ja, es war dunkel, aber nicht dunkler als etwa eine Vollmondnacht.
    Sie tasteten sich zwischen den Halmen hindurch. Eigentlich konnte man nicht von einem Seegras-Feld sprechen, eher von einem Seegras-Wald, denn die Grashalme überragten sie um gut einen halben Meter. Vermutlich förderte die Wassertemperatur - sie lag mittlerweile bei sechsunddreißig Grad - ihr Wachstum.
    Matt musste an Kindertage in Alabama denken, wo er hin und wieder die Sommerferien bei einem Onkel mütterlicherseits verbracht hatte. Ausgedehnte Maisfelder -Maiswälder - gab es dort. Bis in die Abendstunden hatte er mit seinen Cousins in ihnen gespielt. Und ähnlich wie damals, als die Welt noch in Ordnung war, erwiesen sich die dicht stehenden und hohen Halme auch jetzt als äußerst günstige Deckung.
    Sie bewegten sich hintereinander im Gänsemarsch fort: Mer’ol an der Spitze, nach ihm Quart’ol, Matt als dritter, und hinter ihm

Weitere Kostenlose Bücher