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082 - Das Geheimnis der Kristalle

082 - Das Geheimnis der Kristalle

Titel: 082 - Das Geheimnis der Kristalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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    » Komm …«
    Ein Raunen war es, ein lockendes Wispern. Es kam aus nördlicher Richtung. Aruula stand auf, spähte durch die Dunkelheit nach Norden. Noch immer ließ der Mondaufgang auf sich warten. Der Wald war eine hohe dunkle Mauer, die Grasböschung ein wogender schwarzer Teppich. Aber dort hinten, auf dem dunkelgrauen Wasser, etwa drei oder vier Speerwürfe weiter nördlich - bewegte sich dort nicht ein Schatten?
    Im Wald brachen Zweige, es raschelte. Aruula fuhr herum.
    Etwas huschte aus dem Unterholz zwischen den äußeren Birkengruppen, das hohe Gras teilte sich und der Spalt eilte ihr entgegen. Sie griff über die Schulter und riss ihr Schwert aus der Rückenhalterung.
    ***
    Tief in ihre Speichereinheit verkrochen, gab Ora’leq’murana sich süßen Träumen hin. Fühlte Hitze, fühlte Bewegung, schmeckte Seeswan-Fleisch. Es war gut, sehr gut. So würde das neue Zuhause schmecken, oder etwa nicht?
    Ein Bild drang in ihre Aura ein; ein fremdartiges Bild, das sie aus ihren Träumen riss. Plötzlich verblassten die Lavaglut, die Dampfschwaden darüber und der ausgeweidete Körper des Seeswan. Etwas Fremdes nahm Gestalt an, etwas, dessen Bild ihr nie zuvor aus irgendeiner Aura zugeströmt war.
    (Wer berührt mich?)
    Niemand antwortete ihr. Dafür spürte sie Konzentration und Lauschen von allen Seiten. Es war, als wurden alle dieses fremde Bild bestaunen. Ora’leq’murana überwand ihre Abscheu davor, tat es den anderen gleich und konzentrierte sich ganz auf das Bild.
    Sie sah ein viergliedriges Wesen, hell und feinschuppig. Es verschwamm ein wenig, nahm dann wieder deutlichere Konturen an, bewegte sich, schritt auf zwei Beinen. Flossen hatte es keine, und auch keine Schwimmhäute, wie es schien.
    (Das Ziel), raunte es aus verschiedenen Auren. (Wir danken dir, Ora’sol’guudo, dass du uns ein Abbild des Ziels zeigst…) Und sofort brandeten erregte Bilder und Empfindungen gegen die Aura der Leq. Sie erschrak und zog sich ein wenig tiefer in ihre Speichereinheit zurück. Und auf einmal verstand sie: Der Sol war es, der sie berührt hatte - wie alle anderen auch. Und sie verstand, warum er alle berührte: Weil er ihren Wunsch vernommen hatte, wenigstens einen Blick auf das Ziel werfen zu dürfen, zu dem er den letzten Schritt vorbereitete.
    (Das ist das Ziel?) Ora’leq’murana konnte es nicht fassen.
    (Wieso? Warum? Ich verstehe nicht!) Ein letztes Mal nahm die rätselhafte Gestalt aus der Aura des Sol scharf umrissene Formen an, leuchtete regelrecht auf, bevor sie erlosch. Die Ausläufer der Sol-Aura zogen sich von ihr und dem gesamten Landeplatz zurück und verloren sich schließlich in irgendeiner Ferne. Weit weg hatten sie ihn ja gebracht, damit er ein großes Werk verrichten konnte, ein erhabenes Spiel spielen. Ein Schritt nur noch zum Ziel.
    (Das ist das Ziel? Das soll das neue Daa’mur sein?) Sie ahnte nur, sie begriff nicht.
    Eine Zeitlang versuchte sie den für sie zuständigen Sil zu berühren. Aber sie ertastete seine Aura nirgends. Womöglich war Ora’sil’gagaru genauso erstaunt über das flüchtige Bild wie sie selbst und alle anderen - kaum vernahm sie noch das Raunen der Auren um sich herum; womöglich hatte sich Ora’sil’gagaru in seine Speichereinheit zurückgezogen und brütete nun über dem rätselhaften Bild aus der Aura des Sol.
    Ora’leq’murana beschloss das Gleiche zu tun. Ihre Aura zog sich zusammen, sie beschwor das fremde Bild herauf. Aber etwas störte sie. Wer berührte sie da schon wieder? Etwas Fremdes, ja, eine fremde ontologisch-mentale Substanz tastete nach ihrer Aura. Konnte das möglich sein…?
    ***
    Matt deaktivierte den Rückstoßantrieb. Mer’ol packte sein linkes Bein und zog ihn mit sich auf den Seegrund hinab.
    Rulfan und Mr. Black hinter ihren Gesichtsmembranen zogen fragend die Brauen hoch. Matt wedelte mit den Armen, um ihnen die Nähe von Rochen zu signalisieren, formte mit Daumen und Zeigefinger beider Hände das Zeichen für unendlich und gab ihnen durch Gesten und Fingerzeige auf die Grashalme zu verstehen, dass der Seegras-Wald in wenigen Schritten endete und wie nah die Hauptmacht der Kristalle schon war.
    Sie begriffen und nickten.
    Quart’ol hockte inzwischen mit gespreizten Schenkeln auf dem Kristall und tastete ihn mit seinen Flossenhänden gleichsam ab. Aus dem Inneren des Kristallkörpers pulsierte es nun heftiger, auch schien er heller zu leuchten. Aus schmalen Augen lauerte der hydritische Wissenschaftler auf Dinge,

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