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082 - Die weisse Frau

082 - Die weisse Frau

Titel: 082 - Die weisse Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Sky
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kühl.
    „Das wollte ich. Hier in der Nähe lebt Anton Grünwald. Der Name sagt Ihnen wohl nichts?“
    „Nein.“
    „Dieser liebenswürdige alte Herr ist ein pensionierter Mathematiklehrer, der auch in diesem Schloß einige Jahre lang unterrichtet hat. Daher kenne ich ihn. Ich weiß, daß er sich intensiv mit der Geschichte dieses Schlosses und der der Familie derer von Groningen beschäftigt hat.“
    „Seine besondere Vorliebe sind…“ begann Dr. Schwab.
    „Man höre und staune“, warf Dr. Lohmann ironisch ein.
    „Geisterbeschwörungen“, ergänzte der Mathematiklehrer.
    Argwöhnisch blickte Anne Bloom die beiden Männer an.
    „Ich hoffe, Sie wollen sich nicht auf meine Kosten amüsieren.“
    „Sie dürfen mir glauben, daß ich ganz ernst bin“, beteuerte Dr. Schwab. „Wir möchten mit Ihnen zusammen zu diesem Herrn Grünwald fahren und mit ihm sprechen. Vielleicht kann er uns helfen, ein wenig Licht in die Vorgänge der letzten beiden Tage zu bringen.“
    „Gut“, erwiderte Anne kurzentschlossen. „Ich bin einverstanden.“
    Sie erhob sich. „Fahren wir doch gleich.“
    Die beiden Männer standen ebenfalls auf.
    „Wir nehmen meinen Wagen“, sagte Dr. Schwab.
    „Selbstverständlich“, stimmte Dr. Lohmann zu.
    „Sie möchten schon wieder Benzin sparen, wie?“ fragte sie ihn bissig.
    „Es ist unter meiner Würde, darauf zu antworten“, entgegnete er mit einem versteckten Lächeln.
    Er blinzelte sie an. Es machte ihm überhaupt nichts aus, daß sie ihm Geiz vorwarf; er war geizig und er stand auch dazu.
     

     

Die Fahrt dauerte nicht lange. Sie führte durch das dicht bewaldete Tal am Fluß entlang zu einem abgelegenen Häuschen, das auf einem kleinen Hügel stand, von wo aus man das ganze Tal überblicken konnte. Von der Terrasse aus sah man direkt auf das Schloß.
    Da Dr. Lohmann von einem liebenswürdigen alten Herrn gesprochen hatte, erwartete Anne Bloom einem kauzigen und nicht besonders sympathischen Pensionär zu begegnen, der ähnlich eklig und verletzend sein konnte wie Lohmann. Um so überraschter war sie, als Anton Grünwald sich als charmanter, jugendlich anmutender Mann zeigte. Sein Haar war zwar weiß, aber das war auch das einzige an ihm, was sein wirkliches Alter erahnen ließ. Er war groß und schlank und hatte ein scharf geschnittenes Gesicht. Die grauen Augen beobachteten alles genau; sie ließen eine hohe Intelligenz erkennen.
    Grünwald weigerte sich, auf das Thema zu kommen, bevor sie Kaffee und Kognak mit ihm getrunken hatten. Anne Bloom stellte überrascht fest, daß Lohmann alles gezielt vorbereitet hatte. Die beiden Männer wären also auch ohne sie hierher gefahren.
    Erst nach dem dritten Kognak ließ Grünwald sich auf das Thema drängen, das sie so sehr interessierte.
    „Ja“, erklärte er mit Nachdruck und blickte Anne Bloom dabei an. „Ich bin fest davon überzeugt, daß es die weiße Frau wirklich gibt. Ich glaube, daß der ruhelose Geist der Ulrike von Groningen alle zwanzig Jahre im Schloß umhergeht und viel Unheil anrichtet.“
    „Glauben heißt nicht wissen“, wandte Dr. Schwab ein.
    Grünwald lächelte. „Warum bemühen Sie sich nicht um eine Begegnung mit der weißen Frau?“
    „Ich hätte ihr zweifellos in den letzten Tagen begegnen können, aber ich war niemals dort, wo sie erschien. Nur Fräulein Bloom und eines der Mädchen haben sie gesehen.“
    „Nein, wenigstens drei Mädchen haben sie gesehen.“
    „Sie meinen – Gerlinde und Lydia auch?“
    „Selbstverständlich, Dr. Schwab.“
    „Streiten Sie bitte nicht“, sagte Anton Grünwald sanft. „Wenn Sie wollen, komme ich heute abend zu Ihnen aufs Schloß. Wir werden eine Seance veranstalten und den Geist der Ulrike zwingen, zu uns zu kommen. Auf diese Weise können wir sie vielleicht davon abhalten, Unheil anzurichten. Wenngleich der erwähnte Henker…“
    Er verstummte, blickte nachdenklich zum Schloß hinüber, schüttelte den Kopf, griff nach seinem Kognakglas und trank einen Schluck.
    „Was ist mit dem Henker, Herr Grünwald?“ fragte Anne ungeduldig. „Ich weiß so gut wie nichts über ihn.“
    „Er war ein Bürger, der viele Jahre unerkannt im Dorf lebte. Nur Graf Hugo wußte, wer er war. Und Graf Hugo war ein Teufel. Es genügte ihm nicht, daß er seine eigene Tochter lebendig begrub, nein, er wollte die vollkommene Rache.“
    Dr. Lohmann beugte sich vor. Er hing mit seinen Blicken förmlich an den Lippen Grünwalds. Ihm war anzusehen, daß er die Bestätigung dessen

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