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082 - Die weisse Frau

082 - Die weisse Frau

Titel: 082 - Die weisse Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Sky
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Frau König auch Harriett Schultheiß mitnahm.“
     

     
    „Meine Mutter kommt!“ rief Petra, die am Fenster stand. Sie eilte aus dem Zimmer. „Bis gleich, Harriett!“
    Ihre Freundin erhob sich und ging zum Fenster. Sie lächelte, als sie den Rolls sah. Harriett freute sich auf Frau König, die sie gut kannte. Da sie gerade dabei war, ihre Fingernägel zu lackieren und diese Arbeit noch nicht abgeschlossen hatte, mußte sie wohl oder übel noch ein paar Minuten warten. Bald darauf verließ sie fröhlich pfeifend das Zimmer. Sie wandte sich gerade der Treppe zu, als der schwachsinnige Keschmer hinter einer Säule hervortrat. Er hinkte auf sie zu und schimpfte dabei leise vor sich hin.
    „Böses Mädchen“, verstand Harriett. „Verraten – Blut …“
    Sie fuhr zusammen, als sie begriff, was er meinte. Frau von Stöckingen hatte erfahren, was er mit dem Dachs gemacht hatte. Sie hatte ihn zurechtgewiesen und dabei vermutlich mal wieder den falschen Ton erwischt. Er war beleidigt und erzürnt und wollte sich an ihr rächen.
    „Keschmer, Sie sind verrückt“, sagte sie erschrocken.
    „Nicht verrückt. Böses Mädchen! Teufel!“
    Er streckte seine Hände nach ihr aus. Sie wich ihm aus und lief einige Stufen hoch. Er folgte ihr schwerfällig und plötzlich mußte sie lachen, als sie erkannte, daß sie diesem Mann weit überlegen war. Sie konnte ihm jederzeit weglaufen und deshalb brauchte sie auch keine Angst vor ihm zu haben.
    „Puhuu!“ rief sie. „Glauben Sie nur nicht, daß ich vor Ihnen Angst habe!“
    Er errötete. Speichel lief ihm aus dem Mundwinkel. Mit einem unerwarteten Satz überwand er vier Stufen zugleich und griff blitzschnell nach ihrem Arm. Harriett konnte ihm nur ganz knapp entwischen. Atemlos rannte sie die Treppe hinauf. Sie dachte, daß sie ihm mühelos entkommen könnte, aber als sie zum erstenmal über die Schulter zurückblickte, war er ihr dicht auf den Fersen. Sie erinnerte sich nun, wie schnell er in die Büsche gesprungen war und den Dachs gefangen hatte. Wenn er wollte, war er behende. Jetzt wurde ihr doch etwas unheimlich zumute.
    „Mensch, Keschmer, das bringt Sie in eine Anstalt!“ rief sie ihm zu, ohne zu ahnen, daß sie ihn damit bis zur Weißglut reizte, denn vor nichts fürchtete er sich mehr, als in eine Anstalt zu kommen.
    Er verdoppelte seine Schritte. Seltsamerweise dachte sie nicht daran, um Hilfe zu rufen. Sie war immer noch überzeugt, allein mit dem Schwachsinnigen fertig zu werden. Er japste in grauenhafter Weise nach Luft und beschimpfte sie, weil sie ihn verraten hatte. Offensichtlich glaubte er, jegliche Bedrohung von sich abzuwenden, wenn er sie bestrafte; und Harriett begriff, daß diese Strafe leicht der Tod sein konnte.
    Die Angst verlieh ihr ungeahnte Kräfte. Sie erreichte das Ende der Treppe und rannte auf die Tür zur Bodenkammer zu.
    Keschmer lachte schrill.
    Warum lachte der Schwachsinnige so? War er schon vorher hier oben gewesen, um die Tür abzuschließen? Wenn, dann hatte er sie jetzt systematisch in eine Falle getrieben, aus der es kein Entkommen mehr gab.
     

     
    Anne Bloom schreckte auf, als es energisch an ihre Tür klopfte.
    „Ja, bitte?“
    „Schwab“, antwortete ihr eine bekannte Stimme. „Dr. Lohmann und ich möchten Ihnen einen Vorschlag machen.“
    Sie öffnete und blickte trotzig an ihm vorbei. Hinter ihm stand der Geschichtslehrer, der die Augen zusammenkniff. Er war geblendet, da es auf dem Flur dunkler war als in Annes Zimmer.
    „Wir möchten Sie einen Moment sprechen“, erklärte Dr. Schwab.
    „Ich komme gleich“, versprach die Lehrerin.
    „Wir warten im Lehrerzimmer auf Sie.“
    Anne machte sich etwas frisch, überprüfte ihr Make-up und ihre Frisur und ging nach unten. Sie hatte sich beruhigt und war schon viel beherrschter als vorher, wenngleich ihr der Schrecken noch in den Knochen steckte. Sie fühlte, daß der geringste Anlaß ausreichte, um sie zusammenbrechen zu lassen.
    „Wie Sie wissen“, eröffnete Dr. Lohmann das Gespräch. „fehlt in der Chronik eine Seite. Eine sehr wichtige Seite.“
    Er lächelte maliziös. Eigentlich hatte er sagen wollen: Du Biest, ich weiß genau, daß du bei mir herumgestöbert hast!
    Anne tat, als merkte sie nichts.
    „So?“ sagte sie unbestimmt.
    „Ich habe wesentlich mehr über die Ereignisse der Vergangenheit herausbekommen, als Sie vielleicht annehmen. Aber ich möchte noch darüber schweigen.“
    „Sie wollten mir einen Vorschlag machen“, erinnerte Anne Bloom ihn

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