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082 - Die Zeit der Zwerge

082 - Die Zeit der Zwerge

Titel: 082 - Die Zeit der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Bartholomäus ein Anschlag schlägt fehl…"
    Die Hugenotten forderten für diesen schändlichen Mordversuch Genugtuung, das Volk wiederum wertete die Haltung der Hugenotten als Provokation.
    Es braute sich etwas zusammen.
    Am Tage der Hochzeit schließlich herrschte bereits große Unruhe in der Hauptstadt des französischen Reiches. Die Nachricht von dem Mordanschlag auf Admiral Coligny hatte sich schnell im ganzen Land verbreitet.
    Franca, der wieder leidlich genesen war, und ich kamen übereinstimmend zu dem Schluß, daß wir bis nach Einbruch der Nacht zuwarten mußten, um Hortense ungefährdet aus der Stadt bringen zu können. Franca postierte vor dem Haus zwei von Becheres Leuten, die Hortense schützen sollten, während er sich auf den Weg machte, um die letzten Vorbereitungen für Hortenses Flucht zu treffen. Ich selbst sollte damit nichts zu tun haben und Hortense später in einer Ruine nahe der Stadttreffen.
    Hortense litt unter dem bevorstehenden Abschied, und mir war auch ganz furchtbar zumute, so als trüge ich in meiner Brust einen schweren Stein mit mir herum. Aber ich blieb auch jetzt standhaft und nahm Hortenses Geschenk - sie wollte mir zum Abschied ihre Unschuld schenken - nicht an.
    In dieser Situation war ich heilfroh, als endlich ein Bote die ersehnte Botschaft von Belot überbrachte. Es war soweit. Er wollte vor meinen Augen einen Homunkulus erschaffen. Dennoch ließ ich Hortense nur schweren Herzens im Haus zurück.

    Der Weg zu Belots Haus war fast ein Spießrutenlaufen für mich. Einmal wäre ich beinahe zu Tode geknüppelt worden. Ich sah mich plötzlich von einer Meute umringt, die behauptete, daß ich ein Hugenotte sei. Aber zum Glück erkannte mich einer von Francas Freunden; das rettete mich. Ich war dem nicht sehr vertrauenerweckend aussehenden Mann daher sehr dankbar, als er mir anbot, mich bis zum Place Correau du Temple zu begleiten, wo Belots Haus stand.
    Auf dem Marktplatz wurde ich Zeuge einer grauenvollen Szene. Händler und Bauern, die ihren Fisch und ihr Gemüse hier feilboten, hatten einen adeligen Hugenotten vom Pferd geholt und stopften ihm einen ganzen Karpfen in den Mund, bis er daran erstickte.
    Ich konnte erst aufatmen, als Belot mich in sein Haus einließ.
    „Erinnert Ihr Euch der Worte des Astrologen Bourgogne?" fragte ich ihn. „Sie bewahrheiten sich. Die Vermählung zwischen Heinrich und Margareta scheint zur Bluthochzeit zu werden."
    „Was kümmert es uns?" Belot schien die Ruhe selbst. „Wir stehen über diesen Dingen. Wollt Ihr mir gleich in mein Laboratorium folgen?“
    Er entschuldigte sich, daß keiner seiner Bediensteten im Hause war, und half mir aus dem Mantel. Dann gingen wir sogleich in seine Alchimistenküche.
    Ich war sprachlos, als ich eintrat. Weiß Gott, ich hatte schon viele Alchimistenküchen gesehen - auch solche von bedeutenden Männern, die einen klingenderen Namen als Belot hatten -, aber keine konnte sich mit dieser messen.
    Das sagte ich Belot auch, aber er meinte dazu nur: „Jeglicher Aufwand ist Trug und Lug, wenn das Arbeitsergebnis nicht stimmt. Ich kann mich über meine bisherigen Erfolge an sich wirklich nicht beklagen, aber was ich in diesem Raum vollbrachte, war gegen das, was ich vorhabe, alles nur Spielerei." Er deutete auf eine verschlossene Tür. „Dahinter wird heute die Krönung meiner jahrelangen Forschung stattfinden."
    Ich hörte ihm nicht aufmerksam genug zu, denn ich war von der Einrichtung seiner Alchimistenküche ganz geblendet. Ich glaubte ihm nun, daß er Leben in der Retorte erschaffen konnte. Schon allein die Anordnung der Kolben und Gefäße zeigte mir, daß sie nicht nur Attrappen oder Hilfsmittel für billige Taschenspielertricks waren. Das war die Apparatur eines Genies - was sage ich - eines Schöpfers. Überall brodelten geheimnisvolle Flüssigkeiten, stiegen durch Glasrohre auf und tropften in andere Glaskörper, wo sie wieder erhitzt wurden und verdampften. Die Destillate beschlugen die Innenseiten der Kolben und kühlten ab. Der Dampf wurde wieder zu einer Flüssigkeit, die durch Luftdruck aus einem Blasebalg durch Glasspiralen gedrückt wurde, woraus sie wiederum in seltsam geformte Glaskörper floß, die mit dem hermetischen Ofen in Verbindung standen.
    Der kosmische Ofen - Athanor - war das Herz jeder Alchimistenküehe. Belots Athanor hatte eine Form, wie ich sie zuvor noch nie gesehen hatte.
    Er bestand aus einem gemauerten, übermannshohen Schornstein. Unten war der Ofen, in dem die Hitze erzeugt

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