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082 - Die Zeit der Zwerge

082 - Die Zeit der Zwerge

Titel: 082 - Die Zeit der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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sah ich ein junges Mädchen in einem Fenster. Sie beugte sich schreiend hinaus, verlor das Gleichgewicht und stürzte in die Tiefe. Kaum war sie auf dem Pflaster aufgeschlagen, als ein halbes Dutzend unterarmgroßer Untiere nach allen Seiten auseinanderstob. Ein Scheusal, eines von Belots Retortenwesen, hatte sich dermaßen in ihren Beinstumpf verbissen, daß es sich nicht mehr befreien konnte. Es war mir eine Befriedigung, das Untier im Vorbeilaufen zu zertreten.
    Zwei nackte Mädchen, von einem Rudel grölender Männer verfolgt, kamen die Straße heruntergelaufen.
    „Helft uns, Herr!" flehten sie mich an.
    In mir krampfte sich bei ihrem Anblick etwas zusammen.
    „Lauft, ich halte die Meute auf!" rief ich ihnen zu.
    Ich mußte von Sinnen gewesen sein, daß ich so etwas versprach. Es konnte mein Tod sein, und Hortense war in Gefahr. Blitzschnell bückte ich mich nach dem Kobold, dem ich eben noch das Rückgrat mit einem Fußtritt gebrochen hatte. Ich hielt ihn am Genick hoch; er zuckte noch.
    „Seht her, Männer!" rief ich dem Mob zu. „Ihr jagt unschuldigen Mädchen nach, und inzwischen werden eure eigenen Frauen und Kinder von diesen Bestien zerrissen."
    Die Menge kam murrend zum Stehen.
    „Eine Ratte, was sonst", meinte einer.
    „Wer hat von euch schon eine Ratte mit einem menschenähnlichen Gesicht gesehen?" rief ich laut. „Ha, ihr Narren! Dies ist nicht eure Nacht, sondern die Nacht der Kobolde. Für diese Teufel ist diese Nacht ein wahres Fest. Denn heute stört sie niemand auf ihrem Raubzug."
    Ich schleuderte das Untier vor die Füße der Männer und eilte davon. Sollten sie sich ihre eigenen Gedanken machen. Die beiden Mädchen hatten jedenfalls einen uneinholbaren Vorsprung bekommen.
    Endlich war ich in der Straße, in dem mein Haus stand. Die Haustür stand offen. Die Beine eines Toten ragten heraus. Es war einer der Männer, die Franca zu Hortenses Bewachung zurückgelassen hatte. Aus den oberen Räumen war Kampf lärm zu hören.
    Ich hastete mit gezücktem Dolch die Treppe hoch und stürzte zu Hortenses Zimmer, in dem es auf einmal totenstill geworden war.
    Bevor ich die Tür öffnen konnte, ging sie von selbst auf. Franca erschien darin. Er keuchte. Das Gewand hing ihm in Fetzen am Leib. Ich wollte an ihm vorbei, doch er hielt mich zurück.
    „Geht besser nicht hinein, Herr!" sagte er dumpf. „Behaltet sie so in Erinnerung, wie Ihr sie zuletzt gesehen habt!"
    Ich befolgte seinen Rat; ich wäre in diesem Augenblick zu schwach gewesen. Erschöpft ließ ich mich auf eine Stufe sinken und barg das Gesicht in den Händen. Arme, kleine Hortense, die sterben mußte, noch bevor sie das Leben kennengelernt hatte. Ich hätte ihr wenigstens einige glückliche Stunden bereiten können. Jetzt war es zu spät dazu. Ich konnte sie nicht mehr ins Leben zurückrufen. Aber ich konnte wenigstens zu verhindern versuchen, daß weitere unschuldige Menschen ihr Leben dem Heißhunger der Retortenwesen opfern mußten.
    Ich sprang auf. „Komm, Franca! Wir müssen zu Belots Haus. Dort ist die wahre Brutstätte der Kobolde."

    Irgendwie gelang es uns, uns bis zum Place Correau du Temple durchzuschlagen. Das Feuer der Markthütten war erloschen. Franca hatte einige Bettler und Diebe aufgelesen, so daß wir eine Streitmacht bildeten, gegen die sich niemand zu stellen wagte.
    Schon von weitem sah ich, daß Belots Haus in Flammen stand. Aufgebrachte Bürger hatten es vermutlich angezündet, ohne danach zu fragen, ob Freund oder Feind darin wohnte.
    Belots Haus konnte noch nicht lange brennen. Eine Menschenmenge hatte sich davor angesammelt. Als ich mir einen Weg durch die Menschenmasse bahnte, wollte Franca mich zurückhalten, doch ich schüttelte ihn ab. So folgte er mir mit seinen Männern, die furchterregend genug aussahen, um die Schaulustigen einzuschüchtern.
    Ich erreichte das Portal. Qualm schlug mir entgegen.
    „Belot!" rief ich in den Flur.
    Keine Antwort. Dichte Rauchschwaden verstellten mir den Blick. Irgendwo im Haus stürzte krachend eine Holzdecke ein.
    Ich holte tief Luft und kämpfte mich durch den Flur bis zur Kellertreppe vor.
    „Belot!"
    Von unten kam ein Stöhnen. Ich stolperte hinunter, stieß mit dem Fuß gegen einen nachgiebigen Widerstand und bückte mich.
    Da lag Belot. Er stöhnte, als ich ihm unter die Achseln faßte und die Treppe hinaufzog. Mir ging die Luft aus; ich meinte, ersticken zu müssen.
    Ich konnte Belot bis in den Flur schleppen, dort brach auch ich zusammen.
    „Ich hole Euch

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