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082 - Die Zeit der Zwerge

082 - Die Zeit der Zwerge

Titel: 082 - Die Zeit der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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heraus, Herr!" hörte ich Francas Stimme.
    Kräftige Arme packten mich und zogen mich ins Freie.
    „Belot", sagte ich schwach.
    „Den anderen haben wir auch", sagte eine mir unbekannte Stimme.
    Ich erhob mich. Belot lag auf dem Rücken. Seine Lippen bewegten sich kaum merklich. Die Augen blickten starr in den vom Feuer geröteten Nachthimmel.
    Ich beugte mich über ihn.
    „Könnt Ihr mich hören, Belot?" fragte ich dicht an seinem Ohr.
    Er senkte die Lider, seine Lippen bewegten sich. Ich hielt mein Ohr daran.
    „Ich - habe - Krönung meines - Werkes nicht mehr - erlebt", kam es kaum hörbar über seine Lippen. „Ihr werdet am Leben bleiben, Belot", sagte ich. „Bald schon könnt Ihr Eure Experimente fortführen. "
    Er machte mit dem Kopf eine schwache verneinende Bewegung. Ich sterbe. Es war mir - nicht gegönnt, die - Geburt meines - vollkommensten Wesens - zu erleben."
    Sein Körper lehnte sich noch einmal gegen den eiskalten Griff des Sensenmannes auf, dann fiel er kraftlos zurück.
    Belots Haus brannte lichterloh. Keines der darin befindlichen Retortenwesen konnte die Flammen überleben. Das war das einzig Tröstliche daran.
    Ich wandte mich ab und schritt langsam über den Correau du Temple. Franca ging schweigend neben mir.
    „Belot war schuldlos", sagte ich schließlich wie zu mir selbst. „Er hat nicht gewußt, was er mit seinen Experimenten angestellt hat. Er hatte überhaupt keine Ahnung davon, daß die von ihm geschaffenen Wesen in der Friedhofserde weiterlebten."
    „Er war schuldig, weil er mit den Kräften des Lebens gespielt hat", sagte Franca.
    So kannte ich ihn gar nicht. Sonst bezog er nie so offen Stellung gegen mich; wenn er anderer Meinung war, behielt er sie meist für sich.
    „Er hat gefehlt, ja", gab ich zu, „aber ich verurteile ihn nicht. Wenn mir seine Arbeitsunterlagen in die Hände gefallen wären, würde ich seine Arbeit fortführen."
    „Ist das Euer Ernst, Herr?" fragte Franca. „Habt Ihr aus diesen Geschehnissen nicht die Lehre gezogen, daß man sich an den göttlichen oder teuflischen Kräften nicht versuchen darf? Wollt Ihr es nicht aufgeben, nach dem Geheimnis des Lebens zu forschen?"
    „Nein, Franca. Ich habe erkannt, daß ich erst am Anfang stehe, und mache weiter. Aber ich würde es akzeptieren, wenn du mich deswegen verlassen würdest."
    Er seufzte nur und wich mir nicht von der Seite.
    Gegenwart.
    „Zwanzigtausend Menschen mußten bei dem Feldzug gegen die Hugenotten sterben, davon allein dreitausend in Paris während der Bartholomäusnacht. Doch Belots Retortenwesen haben überlebt. Und wie es scheint, haben sie Chapman entführt."
    Nachdem der Dämonenkiller seine Geschichte zu Ende erzählt hatte, herrschte eine Weile Schweigen. Dann meinte Coco: „Demnach müßten sich die Retortenwesen fortpflanzen können. Wie sonst sollten sie vier Jahrhunderte überdauert haben?"
    Dorian hob die Schultern: Er hatte dunkle Ringe unter den Augen. Automatisch zündete er sich eine Zigarette an.
    „Ich kann natürlich nicht sicher sein, daß es sich bei den Gnomen, die Don entführt haben, um Belots Retortenwesen handelt. Außerdem glaube ich nicht, daß sie sich fortpflanzen können. Belot hatte mir gegenüber eine Andeutung gemacht, an die ich mich nicht mehr genau entsinnen kann, aber mir ist, als hätte er mir gesagt, daß seine Kreaturen den Lebensfunken nicht auf Nachkommen übertragen können. Es gibt aber eine andere Erklärung. Vielleicht hat irgend jemand bei dem Hausbrand Belots Unterlagen an sich gebracht - geplündert wurde in der Bartholomäusnacht schließlich genug - und sein Werk fortgeführt. Das kann auch in jüngster Zeit geschehen sein."
    Ihre Blicke begegneten sich.
    „Es müßte jemand sein, der etwas von Alchimie versteht", murmelte Coco. „Mir scheint, du hast einen bestimmten Verdacht."
    „Allerdings." Der Dämonenkiller nickte nachdrücklich. „Aber ich wage nicht, gegen den Verdächtigen vorzugehen, solange sich Don in der Gewalt der Homunkuliden befindet."
    „Wir stecken in einem argen Dilemma, Dorian", meinte Coco. „Da ist aber noch etwas, was ich mir nicht erklären kann. Was hat Hekates Alraunengeschöpf Dula mit dieser Angelegenheit zu tun?"

    Die Vorbereitungen für das Fest nahmen den ganzen Tag ein. Die Gnome ließen das Fleisch in Tunken aus Wurzeln und Kräutern ziehen, brauten aus Pflanzensäften Getränke und bauten auf einem gerodeten Hügel die Gebeine ihres Opfers auf. In der Höhle, im Wurzelstock der Eiche, ging es hoch

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