082 - Niemand hört dich schreien
Schreckliches passieren würde, wenn wir es nicht verhinderten.
Aber wie? Nach wie vor befand sich Jubilee in Pendrakes Gewalt, und somit waren uns die Hände gebunden. Ich steckte blitzschnell meinen magischen Flammenwerfer ein, denn diese Waffe war nicht stark genug für Valooga.
Nervös öffnete ich mein Hemd und hakte den Dämonendiskus los. Die milchig-silbrige Scheibe vergrößerte sich in meiner Hand um das Dreifache.
Clive Pendrake vertraute auf die schützende Kraft des Drachenteufels. »Valooga!« brüllte er. »Nimm hier dein Opfer!«
Und Valooga riß sein gewaltiges Maul auf. Ein rotes Höllenfeuer schoß daraus hervor und raste uns entgegen. Ich war davon überzeugt, daß es uns alle vernichten würde. Alle, außer Pendrake. Bestimmt konnte Valooga das so einrichten.
Auch Mr. Silvers Leben war in Gefahr.
Da passierte plötzlich alles fast auf einmal: Pater Severin sprang vor und irritierte den Hexer mit seinem Kruzifix. Pendrake lockerte seinen Griff, Jubilee riß sich los und handelte genau richtig - sie ließ sich fallen. Bahn frei für das Schwert in Mr. Silvers Hand. Bahn frei aber auch für meinen Diskus. Ich schleuderte die Scheibe, während der Ex-Dämon den Hexer tötete. Der gewaltige Schwertstreich fällte Clive Pendrake und löscht sein schwarzes Leben mit Hilfe der Silbermagie aus.
Und ich hoffte, daß mein Diskus schneller flog als das Feuer, das uns entgegenfauchte, denn sonst waren wir verloren.
Die Feuerwolke rollte heran. Die Entfernung schrumpfte in Sekundenbruchteilen.
Es ist unglaublich, was man sich in so kurzer Zeit noch alles denken kann. Ich sah meinen Diskus nicht. Zumeist versuche ich bis zuletzt Optimist zu bleiben, doch diesmal zerbröckelte mein Optimismus wie eine trockene Sandburg.
Das Feuer schob sich noch weiter heran. Mir stockte der Atem, und ich sah mich schon eintauchen in dieses flammende Inferno, aus dem es kein Entrinnen mehr gab.
Da vernahm ich einen dumpfen Knall.
Der Dämonendiskus mußte den Drachenteufel getroffen haben, denn die Flammenwand blieb plötzlich stehen.
Mit derselben Geschwindigkeit, mit der die gewaltige Feuerlohe auf uns zugekommen war, zog sie sich jetzt wieder zurück. Sie nahm Pendrake mit, schoß in das Ungeheuer hinein und löste es auf. Knisternde Funken tanzten noch kurz dort über den Boden, wo sich Valooga befunden hatte.
Dann war der Spuk vorbei.
Mein Gedankenimpuls sorgte dafür, daß der Dämonendiskus zu mir zurückschwebte. Wieder einmal hatte mir diese starke Waffe wertvolle Dienste geleistet.
Mr. Silver warf das Schwert auf den Boden. Er brauchte es nicht mehr. Ich eilte zu Jubilee und war ihr beim Aufstehen behilflich. Sie sagte kein Wort, aber ich spürte, wie erledigt sie war.
***
Wir verließen Drake Castle und brachten Carole Irving in das Krankenhaus von Exford. Auf Vicky Bonneys Anraten hin sahen wir uns Lilly Kovacs an. Sie befand sich auf dem Wege der Besserung, und Mr. Silver half mit seiner Heilmagie noch etwas nach.
Auch Carole Irving würde sich von den ausgestandenen Schrecken erholen. Den Vater konnte ihr allerdings keiner wiedergeben. Damit würde sie fertigwerden müssen.
Vicky und Jubilee nahmen sich vor, in den nächsten Wochen ein Auge auf Carole zu haben und für sie da zu sein, wenn sie Hilfe brauchte.
Und ich…
Ich brauchte nur Pater Severin anzusehen, um zu wissen, daß ich selbst dringend Hilfe nötig hatte…
ENDE
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