082 - Niemand hört dich schreien
Raum, in den wir gelangten, waren deutliche Kampfspuren zu entdecken.
Auf dem Boden lagen zwei Männer - tot. Auf einem Sofa, dessen Stoff aufgerissen war, lag ein silberner Wurfstern.
Weder Vicky Bonney noch sonst jemand ließ sich blicken. Ich nahm den Silberstern an mich, da schnellten hinter Schränken zwei kraftstrotzende Kerle hervor.
Sie hatten uns kommen gehört und sich versteckt. Jetzt griffen sie an, und wir mußten uns verteidigen. Pater Severin setzte seinen Stock ein.
Virtuos verstand er ihn zu handhaben. Er fürchtete sich nicht einmal vor der drohend geschwungenen Axt seines Feindes. Als der Kerl damit zuschlug, lenkte der Priester den Hieb geschickt ab.
Mit Schwung sauste die Axt neben Pater Severin herab und hackte in den Holzboden. Bevor der Folterknecht die Axt wieder herausreißen konnte, hieb Pater Severin ihm kräftig auf die Arme.
Der Mann ließ den Axtstiel los.
Blitzschnell stieß der Priester mit dem Kampf stock zu, und der Unhold wurde zwei Schritte zurückbefördert.
Als er wiederkam, funktionierte Pater Severin den vielseitig verwendbaren Stock in einen Knüppel um, den er waagrecht durch die Luft zog. Ein dumpfes Surren, dann landete der kampfstarke Priester einen so präzisen Volltreffer, daß der Folterknecht davon aufs Kreuz geworfen wurde.
Damit hatte der Stock seine Schuldigkeit getan.
Jetzt kam das Kruzifix an die Reihe.
Pater Severin drückte es dem Unhold auf die Stirn. Der Folterknecht des Hexers brüllte auf. Ein grauer Pesthauch wehte aus seinem Mund, und er verging.
Während sich Pater Severin mit seinem Gegner herumschlug, griff ich den anderen Kerl beherzt an. Er wollte mir mit der Axt den Schädel spalten, doch ich fintierte und feuerte einen Karatetritt ab, der ihm das Gleichgewicht raubte. Der Folterknecht krachte gegen den Schrank, hinter dem er sich verborgen hatte.
Dann packte ich die Axt und versuchte sie ihm zu entreißen, aber ich sah sehr schnell ein, daß er mir kräftemäßig überlegen war.
Sein gemeiner Tritt ließ mich aufstöhnen. Ich ließ die Axt los und krümmte mich. Er dachte, ich wäre bereit für den tödlichen Hieb, doch ich sprang vorwärts, riß die Axt, die Pater Severins Gegner verloren hatte, aus dem Boden und parierte damit den Hieb meines Feindes.
Er schwang seine Axt sofort wieder hoch. Weit holte er aus. Wie ein gespannter Bogen wölbte er sich mir entgegen, und sein Körper war ungedeckt.
Ich mußte nur blitzartig zuschlagen, und das tat ich auch.
Horizontal schnitt die schwere Axt auf ihn zu! Sie traf ihn mit voller Wucht. Kein Mensch hätte diesen Treffer überlebt. Der Teufelsknecht war auf diese Weise jedoch nicht zu vernichten.
Aber ganz kalt ließ ihn das auch nicht.
Ich ließ den Axtstiel los und sprang zurück, und einen Augenblick später flitzte Vicky Bonneys Silberstern auf seine Kehle zu. Erst als der magische Drudenfuß ins Ziel kam, war mein Gegner vernichtet.
Ich kümmerte mich nicht weiter um ihn, sondern rief Vickys Namen. Daraufhin wurde ein Schlüssel im Schloß gedreht, und meine Freundin erschien, abgekämpft, aber unversehrt. Dafür dankte ich dem Himmel.
Sie hatte ein mageres Mädchen bei sich. Das mußte Carole Irving sein. Carole war vollkommen apathisch, nahm nicht Anteil andern, was um sie herum passierte.
Ich umarmte Vicky. »Bist du okay?« fragte ich.
Sie nickte und erzählte in Schlagworten, was für grauenvolle Dinge sich hier oben ereignet hatten.
»Ich bin so froh, daß ihr gekommen seid« flüsterte Vicky. Sie zitterte. Jetzt kam die Aufregung erst voll aus ihr heraus. »Gerade noch rechtzeitig… Ich dachte schon, wir würden es nicht mehr schaffen.«
»Diesmal nahm ich Pater Severin als Verstärkung mit«, sagte ich.
»Jubilee!« stieß Vicky plötzlich nervös hervor.
»Du verläßt mit Carole Irving das Schloß«, sagte ich. »Um alles andere kümmern wir uns.«
Ich konnte mich darauf verlassen, daß Vicky tun würde, was ich gesagt hatte. Sie würde mit Carole im Rover auf uns warten. Pater Severin und ich verließen das Obergeschoß, um Mr. Silver im Kampf gegen den Hexer zu unterstützen, falls dies nötig war. Vor allem aber wollten wir etwas für Jubilee tun - vorausgesetzt, das war überhaupt noch möglich.
Wir fanden rein zufällig den kürzesten Weg in den Keller. Es war eine steinerne Wendeltreppe, die sich eng nach unten schraubte. Kaum waren wir im Schloßkeller, da griffen uns zwei koloßhafte Kerle an.
Der eine schwang eine dickgliedrige Kette, der andere
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