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082 - Niemand hört dich schreien

082 - Niemand hört dich schreien

Titel: 082 - Niemand hört dich schreien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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schulterlanges braunes Haar und dunkle Augen, in denen ein schwer zu beschreibender Ausdruck glitzerte. Sie konnte sehr leidenschaftlich sein, wenn ein Mann es verstand, das Feuer, das in ihr brannte, zu schüren, und Nick Carpenter schaffte das immer wieder spielend, deshalb mochte ihn Lilly auch so sehr.
    Er war ein fröhlicher Junge, der gern lachte und immer zu Spaßen aufgelegt war. Sein strahlendes Lächeln war ansteckend, und bei Mädchen erreichte er zumeist alles. Dieser Ruf war ihm vorausgeeilt, als Lilly ihn kennenlernte, und sie hatte deshalb anfangs auch nichts mit ihm anfangen wollen, aber dann war sie seinem Charme doch erlegen und hatte es bis jetzt nicht zu bereuen gehabt. Nick war auf der Suche gewesen, bevor sie einander begegneten. Mit Lilly hatte er gefunden, wonach er gesucht hatte.
    Paul Irving zeigte den Besuchern all die Folterinstrumente, die Clive Pendrake verwendet hatte. »Da dem Hexer die bekannten Instrumente allein nicht genügten, ließ er andere nach eigenen Ideen anfertigen, und sein satanischer Geist zeigte sich schrecklich erfinderisch.«
    An den Wänden hingen Ketten, aus deren dicken Gliedern Dornen ragten, Zangen, Scheren, Dolche, Messer, eiserne Gesichtsmasken, Würgeschrauben und dergleichen mehr.
    Zu sämtlichen Gegenständen wußte Paul Irving eine Geschichte zu erzählen, die den Menschen unter die Haut ging. Gebannt und schaudernd sahen sich die Besucher um, und sie wagten sich nicht zu nahe an die Streckbank oder die eisernen Feuerkörbe heran, aus denen Werkzeuge ragten, die bei bloßem Ansehen schon Unbehagen auslösten.
    »Eines nachts verschaffte sich ein junger Mann heimlich Einlaß in dieses Schloß, und ihm gelang, was viele vor ihm vergeblich versucht hatten und mit ihrem Leben bezahlen mußten«, berichtete Paul Irving. »Er hätte es nicht geschafft, wenn Clive Pendrake nicht so schwer betrunken gewesen wäre. Mutig trat er dem grausamen Hexer entgegen und tötete ihn mit diesem Schwert.«
    Der Verwalter wies auf die Waffe. Lang und schlank war die Klinge, und das Metall glänzte so rein, als wäre das Schwert erst kürzlich angefertigt und noch nie benützt worden.
    »Aber Pendrake wurde von einem starken Zauber geschützt. Seinen Körper konnte der junge Mann zwar tödlich treffen, nicht aber seine Seele, deshalb heißt es, daß der Hexer ewig weiterleben wird.«
    Irving ging in einen angrenzenden Raum. Die Wände bestanden aus großen grauen Granitblöcken. Durch eine vergitterte Fensteröffnung konnte man in eine Kammer sehen, in der bleiche Gebeine und Totenschädel aufgeschichtet waren. Schwere alte Ketten hingen von der Wand herab, und ein Tonkrug mit zwei Griffen stand neben einer zugemauerten Tür auf dem Boden.
    Die Steine im Türbogen waren kleiner als jene, aus denen die Mauern bestanden, und die Mörtelfugen waren heller. Paul Irving wies auf die zugemauerte Tür.
    »Hier ›lebt‹ Clive Pendrake. Sein grausamer Geist hat die Zeiten überdauert. Man fand nach jener Nacht nur seinen toten Körper. Die Folterknechte waren verschwunden. Niemand hat sie jemals wiedergesehen. Angeblich befinden sie sich mit dem Hexer hinter dieser zugemauerten Tür. Man hat alles versucht, um Pendrake eine Rückkehr unmöglich zu machen. Uralte Zaubermittel wurden angewendet, doch Pendrakes magische Kraft sorgte dafür, daß sie sich nicht voll entfalten konnten, und so erreichte man lediglich eine Sperre auf Zeit, die sich nicht verlängern läßt. Wenn man den Überlieferungen glauben darf, dann ist die Zeitsperre bereits abgelaufen. Mit anderen Worten: diese Mauer hat ihre bannende Wirkung verloren, und das wiederum bedeutet, daß Clive Pendrake jederzeit sein Gefängnis verlassen könnte, wenn er wollte. Warum er es bisher noch nicht getan hat, entzieht sich meiner Kenntnis. Aber es steht fest, daß seine Rückkehr unabwendbar ist und daß er sein grausames Treiben eines Tages wiederaufnehmen wird.«
    Paul Irving wußte, daß es jetzt Zweifler gab. Niemand widersprach ihm zwar, aber er wußte, daß so mancher in diesem Moment der Ansicht war, er hätte ein bißchen zu dick aufgetragen.
    »Mir ist natürlich klar«, sagte er, »daß ich Ihnen soeben starken Tobak vorgesetzt habe, und ich habe Verständnis dafür, wenn einige unter Ihnen mir keinen Glauben schenken wollen. Aber ich bin in der Lage, Ihre Zweifel zu zerstreuen. Zauberkraft und dämonische Magie befinden sich in dieser Mauer. Jeder einzelne Stein ist wie ein Schwamm davon durchtränkt. Ich möchte Sie

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