0820 - Das Gravitationsgefängnis
Schließlich bückte ich mich, und nach etlichen Fehlschlägen gelang es mir, das erschlaffte Scheusal über meinen Rücken zu legen.
Ich brach unter dem Gewicht des Kolosses beinahe zusammen, als ich den Saal durch die gleiche Öffnung verließ, die wir schon einmal benutzt hatten - und doch mußte ich durchhalten.
Es gab keine Gerechtigkeit im Leben. Einmal, ein einziges Mal, hatte ich dem fetten Scheusal eine seiner ständigen Gemeinheiten zurückgezahlt - und schon war ich dazu gezwungen, ihn um halb Koriet zu tragen.
*
Als der grauenhafte Schrei ertönte, waren Terly Anternach und Gondor Grayloft in Panik geraten und so schnell davongerannt, daß Khun Zburra keine andere Möglichkeit gesehen hatte, als ihnen zu folgen.
Er holte sie erst ein, als sie an einer Gangkreuzung plötzlich stehenblieben.
„Wie kann man nur derart kopflos fortrennen!" stieß Zburra atemlos hervor.
Seine Gefährten wandten sich um. Ihre Gesichter, die vorn schnellen Lauf eigentlich gerötet sein müßten, waren leichenblaß. Zburra wunderte sich darüber.
Terly Anternach faßte sich zuerst wieder.
„Hulkoos!" flüsterte sie voller Entsetzen. „Hier sind Hulkoos, Khun!"
„Das wußten wir doch schon", erwiderte Zburra - und mit einemmal wurde ihm klar, daß seine Gefährten es eben nicht gewußt haben konnten. Er hatte seinen Translator auf minimale Lautstärke geschaltet, als die beiden Varben sich unterhielten, denn sonst hätten sie die Übersetzung gehört und Verdacht geschöpft. Demnach konnten seine Gefährten nicht gehört haben, daß einer der Varben von sechs Hulkoos gesprochen hatte, die sich in der Residenz des Schweren Magiers aufhielten. Und er selbst hatte das Thema bisher nicht angeschnitten, weil er glaubte, seine Gefährten wären informiert.
„Wo sind Hulkoos?" fragte er.
Gondor Grayloft deutete in Richtung der Gangkreuzung.
„Dort vorn - und sie kommen auf uns zu!"
„Dann müssen wir zurück und eine andere Abzweigung suchen!" erklärte Khun Zburra. „Los, kommt!"
Er hatte rund dreißig Meter vorher eine dunkle Abzweigung gesehen, aber nicht weiter beachtet.
Dorthin führte er seine Gefährten. Kaum waren sie in dem dunklen Korridor verschwunden, blieben sie stehen und lauschten.
Deutlich war das Geräusch von Schritten zu hören, Geräusche, wie sie stiefeltragende Zweibeiner erzeugten.
Die drei Solaner wichen zirka zehn Meter in den dunklen Korridor zurück, preßten sich gegen die Wand und warteten.
Wenig später sahen sie, wie zwei Hulkoos durch den hell erleuchteten Hauptkorridor gingen - an der dunklen Abzweigung vorbei.
„Es sieht nicht so aus, als ob sie jemanden suchten", meinte Khun Zburra.
„Das ist alles, was du darüber sagst, daß sich hier die Kriegsdiener CLERMACs aufhalten?" fragte Terly Anternach.
„Durchaus nicht, aber ich wußte es früher als ihr", erwiderte Zburra. Er erklärte seinen Gefährten, wann er die betreffende Information erhalten hatte und daß er irrtümlich angenommen hatte, sie hätten es ebenfalls gehört. „Mir war sofort klar, was das bedeutet, aber ich wollte erst einmal aus der Residenz des Schweren Magiers verschwinden - und ich denke, das muß auch jetzt noch unser primäres Ziel sein. Wir können die SOL nur dann warnen, wenn wir nicht wieder eingefangen werden."
Er blickte seine Gefährten nachdenklich an.
„Vielleicht hätten wir nicht so überstürzt fliehen sollen, als wir die Leuchterscheinung in dem Saal entdeckten. In unserer Lage kommt es darauf an, alle irgendwie erreichbaren Informationen zu sammeln -und wenn wir die Leuchterscheinung beobachtet hätten, wüßten wir jetzt vielleicht ein wenig mehr über das, was in der Residenz des Schweren Magiers vorgeht."
„In dem Saal lauerte eine schreckliche Gefahr, Khun", sagte Terly Anternach. „Dieser Schrei, er muß der Schrei eines Monstrums gewesen sein."
„Das denke ich auch", meinte Gondor Grayloft. „Wenn CLERMAC über Varben-Nest herrscht, könnte das Wesen, das die Varben den Schweren Magier nennen, ein dämonisches Monstrum sein, das er von einer grauenhaften Welt herbrachte, damit es Schrecken unter den Varben verbreitet."
Khun Zburra schüttelte den Kopf. „Nach allem, was wir wissen, herrscht CLERMAC nicht auf so plumpe Art. Er pflegt auf Planeten, deren Bevölkerung er versklaven will, eine Kleine Majestät abzusetzen, die den Eingeborenen höchstes Glück suggeriert. Aber er erschreckt sie nicht mit irgendwelchem Mummenschanz." Er runzelte die Stirn.
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