0820 - Horror-Baby
in der Umgebung umschauen müssen.«
Suko nickte. »Wenn ich dich recht verstehe, rechnest du damit, dass sich diese Bestie noch in der Nähe aufhält.«
»Der Spielplatz«, sagte ich. »Dort hat Selma Swan den Kinderwagen zuletzt gesehen, bevor sie uns anrief.«
Wenn ich mir vorstellte, was dort passieren konnte, lief es mir kalt den Rücken hinab.
Und wie bestellt verschwand die Sonne plötzlich hinter den Wolken. Es wurde merklich kühler. Die Natur schien uns zeigen zu wollen, dass wir nur die zweite Geige spielten.
Diese Düsternis war wie ein Vorzeichen. Es würde schwer für uns werden, verdammt schwer sogar, denn wir hatten es mit einem Gegner zu tun, der auf keinen Menschen Rücksicht nahm.
Nicht einmal auf Kinder…
***
In der letzten Etage stand jemand am Fenster, der sich beinahe die Nase plattdrückte. Er schaute in einem schrägen Winkel in die Tiefe, und es wäre für ihn besser gewesen, wenn er das Fenster geöffnet hätte, das aber traute sich Jake Hamilton nicht. Er wäre aufgefallen, und er wollte dies auf keinen Fall.
So hatte er Mühe, in die Tiefe zu schauen, aber er schaffte es, und er sah auch die beiden fremden Männer vor dem Haus stehen, von denen der eine Chinese oder Japaner war, so genau konnte er das nicht herausfinden, weil er zu weit entfernt war.
Es waren Fremde, es mussten die Polizisten sein!
»Sie sind da, Linda!«
Er hatte gesprochen, ohne sich umzudrehen.
»War das nicht vorauszusehen? Selma hat es mir doch vor ihrem Tod gesagt.«
Linda saß schräg auf der Couch, hielt die Beine ausgestreckt und betrachtete ihre Fingernägel, als dachte sie darüber nach, ob sie diese nachlackieren sollte oder nicht. Sie gab sich sehr gelassen. Dass sie vor kurzem noch einen Menschen grausam umgebracht hatte, sah man ihr nicht an. Ein leichtes Lächeln umspielte die Lippen in ihrem normalen Gesicht. Die zweite Fratze war völlig untergetaucht und verschwunden.
»Was tun sie, Jake?«
Hamilton lachte glucksend. Er benahm sich plötzlich wie ein kleines Kind, als er seinen Handballen auf den Mund presste. »Sie suchen und denken wohl nach.«
»Das wird ihnen nicht viel bringen.«
»Eben.«
»Wir sollten trotzdem vorsichtig sein, denn die beiden sind gefährlich. Den Namen Sinclair habe ich schon irgendwo mal gehört. Wir müssen Zurückhaltung üben.«
»Das geht nicht.«
»Warum nicht?«
Jake drehte sich um. »Weil es immer noch um Rosie geht. Ich will sie haben. Das Kind gehört uns. Es kann sich nicht einfach selbstständig machen, begreifst du das?«
Linda stöhnte, als sie die Beine herum und von der Couch schwang. »Sag nur nicht, dass du es suchen willst.«
»Genau das habe ich vor.«
»Um den beiden Bullen in die Arme zu laufen, wie?«
Jake Hamilton kicherte. »Und wenn, Linda? Es wäre nicht weiter tragisch. Ich sehe keinen Grund, diesem Sinclair nicht frank und frei gegenüberzutreten und ihn zu fragen, was er als Fremder in dieser Gegend zu suchen hat? Es würde mir sogar einen Heidenspaß bereiten.«
Linda Hamilton stand auf und strich die Falten ihres dunklen Kleides glatt. Sie hatte es gegen den Morgenmantel eingetauscht.
Ihrem Mann warf sie einen scharfen Blick zu. »Du solltest den Bogen nicht überspannen, mein Lieber. Noch ist alles glatt gelaufen, aber die Bullen werden wir nicht loswerden. Es wird eine Untersuchung geben, man wird Selmas Wohnung auf den Kopf stellen und meine Prints finden, obwohl ich das Glas sicherheitshalber abgewischt habe. Das ist also keine Spur, aber die anderen…«
»Ja, schon gut, Linda. Es sind nicht nur deine Abdrücke, die gefunden werden, auch meine und die der anderen Nachbarn. Freunde haben die Frau ebenfalls besucht.« Er lächelte knapp.
»Wenn ich die Bullen aber anspreche, kann ich möglicherweise erfahren, was sie vorhaben, und ich kann herausfinden, wie sie auf die Tat reagieren.«
»Du musst wissen, was du tust.«
»Sicher, Linda, das weiß ich auch. Ich halte auch nicht die beiden Bullen für so gefährlich, sondern mehr das Verschwinden unseres Kindes. Darauf kommt es mir an. Die Kleine hat sich auf eine Weise entwickelt, wie wir es nicht wollten. Ich muss sie unter Kontrolle bekommen. Was du da geboren hast, das ist ein Bastard, ein Balg, ein Geschöpf, das zwar in unserer ersten und eigentlichen Existenz zu uns passt, aber nicht in der zweiten. Ich hoffe, dass dies noch korrigiert werden kann. Alles andere ist mir egal.«
Linda überlegte eine Weile. Im Prinzip gab sie ihrem Mann Recht. »Du willst
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