0820 - Horror-Baby
Aal. Sie krümmte sich und leckte mit ihrer Spitze an der Haut des Monsterkindes entlang.
Es war schlimm, das mit ansehen zu müssen, aber ich tat zunächst nichts.
Diese Kreaturen der Finsternis hatten vor Milliarden von Jahren, so nahm ich an, als mystische Wesen, vielleicht als Geister existiert und sich irgendwann ein Aussehen gesucht, allerdings ein schreckliches, das den normalen Menschen, wenn sie sich ihnen offenbarten, eine tiefe Angst einjagte.
Das Kind klammerte sich am Hals der Frau fest, und es starrte auf einen Kopf, der sich aus zwei Teilen zusammensetzte. Einmal Schlange, einmal Schwein, kaum zu beschreiben. Das breite Maul, aus dem die Zunge schaute, passte nicht zu der Schweinsschnauze, aber dieses Lecken beruhigte das kleine Monster.
Ein sattes Knurren war zu vernehmen, ähnlich dem Schnurren, das eine zufriedene Katze von sich gibt.
Ich hatte meine Überraschung überwunden, die sowieso nur einige Sekunden gedauert hatte.
Dass ich die Kreatur der Finsternis nicht leben lassen durfte, war klar. Und ich wusste auch, dass mein Kreuz die geeignete Waffe war, denn diese Kreaturen machten es nahezu wütend und mobilisierten in ihm regelrechte Urkräfte.
Die Augen des Kindes hatten sich verengt, dennoch bewegte es sie nun und schielte mich von der Seite heran.
Etwas veränderte sich darin. Ichsah das plötzliche Blitzen und hörte das Fauchen.
Auch die Mutter riss ihr Maul auf.
Im gleichen Augenblick sprach ich die Formel. »Terra pestem teneto – Salus hic maneto…«
***
Gegen dieses Urböse aus den Tiefen der Zeiten wirkte mein Kreuz wie ein Allheilmittel, und darüber war ich froh.
Seine helle Kraft explodierte zwischen Mutter und Kind, und plötzlich waren beide von einer strahlenden Helligkeit umgeben.
Das Zimmer veränderte sich. Die Wände sah ich nicht mehr, stattdessen glitt mein Blick tief hinein in eine riesige Lichtwelt, als stünde ich mitten im All.
Ich sah vier schattenhafte und dennoch helle Gestalten, deren Anblick mir eine tiefe innere Ruhe gab, und ich wusste sofort, dass die Hüter des Kreuzes, die vier Erzengel, aus einer unbeschreiblichen und unfassbaren Welt erschienen waren.
Sie schauten hinunter.
Sie sahen, wie das Licht zusammenbrach und gleichzeitig die beiden schrecklichen Kreaturen vergingen, die miteinander zuletzt verschmolzen waren.
Mutter und Kind bildeten eine schmutzige, schmierige Einheit, ein zusammensackendes Etwas, das widerlich stank und als ekliger Geruch in meine Nase drang.
Dieses Etwas lag nun vor mir.
Ich schaute hinab.
Ich hob einen Fuß.
Ich trat darauf.
Und ich kam mir dabei vor wie der Erzengel Michael, der auf den Kopf der Schlange trat, nachdem er sie besiegt hatte.
Das Licht verschwand.
Ich sah mich wieder inmitten dieses fremden Zimmers und spürte unter der Schuhsohle die widerliche Masse, die einmal Kreaturen der Finsternis gewesen waren.
Wenig später verließ ich die Wohnung.
Nachbarn standen im Flur, um die ich mich nicht kümmerte. Ich ging aus dem Haus, atmete die kühle und frische Luft ein, sah auch vor der Tür fremde Menschen, aber ich entdeckte auch meinen Freund Suko, der breit lächelte.
Da wusste ich, dass wieder alles okay war…
ENDE
Weitere Kostenlose Bücher