0820 - Horror-Baby
Rosie zu uns holen?« fragte sie.
»Natürlich, Linda. Wenn es eben geht, ziehe ich es aus dem Verkehr.«
»Hoffentlich läuft es dir nicht aus dem Ruder.«
»Ich bin der Vater.«
Sie schaute ihn an. »Das stimmt, aber du kannst dich in die kleine Bestie nicht hineindenken.« Sie lachte plötzlich schrill auf. »Wir haben zu viel dämonisches Erbgut in uns. Unsere Gene sind eben anders als die der normalen Menschen.«
Hamilton trat auf sie zu und bliebstehen. Er strich über ihre Wange und nickte. »Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Bisher habe ich noch alles in den Griff gekriegt. Außerdem solltest du immer daran denken, dass wir gewinnen. Das war schon damals so, das wird auch so bleiben.«
»Ich hoffe es für uns.«
Jake Hamilton verließ die Wohnung. Linda hörte, wie die Tür zuschlug.
Sie war immer sorglos gewesen, wenn ihr Mann nicht bei ihr war und seiner normalen Tätigkeit nachging. Beide hatten ihre Tarnung perfekt aufgebaut.
Nun aber spürte sie eine gewisse Unruhe in sich. Sie hatte das Gefühl, erwärmtes Blut würde durch ihre Adern rinnen und sich im Kopf zu einem heißen See vereinigen.
Es ging nicht so glatt, wie sie es sich gedacht hatte.
Linda trat an das Fenster und schaute aus dem gleichen schrägen Winkel durch die Scheibe, wie es ihr Mann getan hatte.
Sie konnte den Platz vor der Haustür beobachten.
Er war leer.
Keine Spur mehr von den Bullen.
Und das gefiel ihr seltsamerweise gar nicht…
***
Obwohl es nicht gerade das schönste Wetter war, hatten sich einige Mütter nicht vom Spielplatz loseisen können und saßen noch immer auf den Bänken. Wahrscheinlich deshalb, weil sie sich kannten und hier auch in Ruhe miteinander reden konnten. Oft genug vergaßen sie die Zeit, und die Kinder dankten es ihnen.
Die Kleinen hatten ihren Spaß, krochen entweder durch den Sand oder kletterten auf den Geräten herum, wobei sie beinahe jede Aktion mit lautem Geschrei bedachten.
Der Spielplatz war eine Insel für sich inmitten einer ihn umgebenden Grünanlage. Hier fühlten sie sich geborgen, denn er lag trotz des Schutzes nicht so einsam. Über die Natur hinweg schauten die oberen Teile der Häuser wie Wächter, wobei die Fenster manchmal blinkten wie starre Augen.
Der Nachmittag neigte sich allmählich dem Ende entgegen. Das relativ schöne Wetter hatte sich ebenfalls zurückgezogen. Die Wolken waren auf dem Vormarsch, der Wind hatte aufgefrischt, und wenn er an den Rändern des Spielplatzes entlangwehte, ließ er die zahlreichen Blätter aneinander rauschen. Es klang so, als würde jemand leise Beifall klatschen.
Das waren die wenigen Mütter gewohnt. Sie wussten auch, dass der Regen erst am späten Abend oder in der Nacht einsetzen würde, jedenfalls hatte das der Wetterbericht versprochen.
Zwei Bänke, die dicht beisammen standen, reichten ihnen aus. So konnte jeder mit jeder sprechen, und die Kinder konnten sie auch im Auge behalten.
Sie waren ihnen wichtig, der Grüngürtel, der den Platz umgab, weniger. Auch jetzt nicht, da die Sonne nicht mehr zu sehen war und sich die ersten Schatten verdichteten, sodasssie den Büschen einen unheimlichen Touch gaben, fiel ihnen nichts weiter auf.
Sie hockten auf der kleinen Insel, fühlten sich wohl und freuten sich über die frische Luft, denn es würde nicht mehr lange dauern, dann lag der Spielplatz im Winterschlaf.
Niemand sah die Bewegung.
Nicht vor, sondern hinter den Büschen war ein Schatten, der allmählich vorbeiglitt. Er bewegte sich nicht gleichförmig, stoppte immer wieder dort, wo sich eine kleine Lücke im Strauchwerk auftat, als wollte dieser Schatten durch die Lücke auf den Spielplatz schauen.
Ein Kinderwagen hat keine Augen. Dafür aber der Inhalt.
Etwas unsagbar Böses hockte darin. Ein widerliches Monstrum, klein, kompakt und tödlich. Gierig darauf, an Menschen heranzukommen, wobei es ihm egal war, ob es sich um einen Erwachsenen handelte oder um ein Kind.
Nur der Mensch zählte und dessen Leben…
In seinem Körper steckte das Urböse. Es war im Laufe von Millionen von Jahren nicht gestorben. Es hatte sich nur weiterentwickelt und sich der neuen Zeit angepasst, sodass es nicht einmal auffiel.
Die Kreaturen der Finsternis bewegten sich inmitten der normalen Menschen, ohne von ihnen erkannt zu werden. Das wahre Grauen verbargen sie geschickt hinter ihren sehr menschlichen Gesichtern.
Manchmal klang ein leises, unwilliges Knurren aus dem Wagen, als wäre der Inhalt mit seiner Lage sehr
Weitere Kostenlose Bücher