0820 - Horror-Baby
eigentlich misstrauisch werden müssen, doch seine Gedanken waren auf den Schrei konzentriert. Zudem musste er in diesem diffusen Dämmer Acht geben, wo er hinlief.
Erst das Knurren alarmierte ihn.
Er wollte herumwirbeln, da spürte er einen heftigen Schlag im Rücken, der ihn noch in der Bewegung traf.
Damit hatte der Inspektor nicht gerechnet. Es war ihm nicht möglich, den Schlag auszugleichen, er wurde nach vorn katapultiert, stolperte und sah den Erdboden auf sich zurasen.
Hinter ihm verwandelte sich das Keuchen in ein wütendes und mörderisch klingendes Knurren…
***
Ich schubste den verdammten Kinderwagen so heftig, dass er nicht mehr auf seinen vier Rädern stehen blieb und umfiel. Er prallte mit der rechten Breitseite auf, ich hörte das Mädchen wieder laut schreien und sah, dass es ebenfalls mitfiel, denn das verfluchte Monstrum hatte es nicht losgelassen.
Es war durch die Wucht aus dem Wagen geschleudert worden und hockte wie ein mutierter böser Zwerg auf dem Boden, noch immer bereit, das Maul in das Fleisch des jungen Menschen zu schlagen.
Es war alles so schnell gegangen, dass mir keine Zeit geblieben war, die Beretta zu ziehen, und das Kreuz hatte ich schon gar nicht von der Halskette lösen können.
Ich griff mit dem Fuß an.
Der erste Tritt traf das Wesen mitten im Gesicht.
Ich hörte den dumpfen Aufschlag, spürte auch die weiche Masse, und ein krächzendes Gurgeln drang mir entgegen. Noch einmal trat ich zu. Ich wollte, dass dieses widerliche Etwas die Haare des Mädchens losließ, das rücklings auf dem Boden lag und nicht mehr schrie, sondern kalkbleich war und den Mund weit aufgerissen hatte. Der Schock hatte seine Stimme gelähmt.
Zu einem dritten Tritt brauchte ich nicht mehr anzusetzen. Plötzlich rutschte die Klaue aus den Haaren des Kindes, und dann drehte sich das Wesen blitzartig um die eigene Achse, damit es aus meiner unmittelbaren Reichweite entschwand.
In diesem Fall hatte es Glück, die Hölle stand auf seiner Seite, denn das dichte Buschwerk wies tief unten leider noch Lücken auf, in die sich das Wesen hineindrehte.
Es war verschwunden, und ich nahm im Moment nicht die Verfolgung auf, weil ich mich um Susan kümmern musste.
Sie lag auf dem Rücken, die Beine etwas angewinkelt, die Arme halb erhoben, die kleinen Hände zu Fäusten geballt. Die Augen waren weit aufgerissen, der Blick ebenso wie die Gesichtszüge erstarrt, sodass ich mir nicht einmal sicher war, ob mich die Kleine überhaupt erkannte.
Das Monstrum aus dem Kinderwagen hatte ausgesehen wie ein Raubtier, eine Mischung aus Panterkopf und was weiß ich nicht alles. Wenn es mirentwischte, würde es weitere Opfer geben.
Plötzlich erschienen zwei Mütter, die es nicht mehr auf ihren Bänken gehalten hatte. Sie sahen mich, sahen Susan und zogen die falschen Schlüsse. Wahrscheinlich hielten sie mich für einen perversen Triebtäter, aber ich schnauzte sie sofort an und sagte ihnen, sie sollten sich um Susan kümmern.
Ich schleuderte die beiden Frauen zur Seite und hetzte aus dieser düsteren Deckung.
Frei lag der Spielplatz vor mir. Er war kinderleer, denn die Mütter hatten ihre Sprösslinge zu sich geholt und sie eng an sich gedrückt. Wie sie mich anschauten oder was sie dachten, war mir egal. Ich wollte nur die Bestie.
Wo steckte sie?
Ich hatte mir die Richtung ungefähr gemerkt, in die sie verschwunden war, nur bekam ich sie nicht mehr zu Gesicht.
Ich lief durch den Sand, was Kraft kostete, das Zeug rieselte mir auch in die Schuhe.
Von Suko hatte ich bisher nichts gesehen. Er musste den Schrei gehört haben, sein gutes Gehör hätte ihm bestimmt auch die Richtung gezeigt, und so rechnete ich damit, dass er mir über den Weg laufen würde.
Ein Irrtum.
Dafür entdeckte ich etwas anderes, und ich war dem Himmel dankbar für das noch relativ helle Licht. So konnte ich bis in die Nähe des Hauses schauen, in dem wir die Tote gefunden hatten.
Dort bewegte sich etwas.
Es sah seltsam aus und glich einer Kugel, die sich schnell, aber hoppelnd über den Boden bewegte. Sie war dunkel und sah nur aus der Distanz aus wie eine Kugel, tatsächlich aber war es das kleine Monstrum, das sich einem neuen Ziel näherte.
Dem Haus?
Ich blieb für einen Moment stehen. Die Bewohner im Parterre des Hauses hatten das Licht eingeschaltet, das durch zwei Fenster fiel, deren Scheiben von keiner Gardine verhängt waren. So verteilte es sich auch außerhalb des Hauses, und ich sah, wie sich die Bestie durch dieses Licht
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