0821 - Wo die Totenlichter leuchten
wurde so manches Problem besprochen, und auch die Einrichtung passte sich dem Beruf des Mannes an.
Da hingen Geweihe an den Wänden, da waren Bilder mit Jagdund Landschaftsmotiven zu sehen, und ein schmaler Waffenschrank aus Eiche stand hier. Er wurde durch ein Kettenschloss gesichert. Die Gegenstände machten einen Eindruck, als sollten sie alle Zeiten überdauern. Natürlich fehlte auch nicht der gemauerte Kamin. Er stand der Eingangstür schräg gegenüber. Kein Feuer flackerte darin. Auf dem Rost lag kalte Asche.
Eine Freitreppe führte in die erste Etage. Von einer Galerie aus konnte man von dort oben in den Raum hinunterschauen, und der Förster blickte dort oben hin, als er die Tür hinter sich ins Schloss gedrückt hatte.
Niemand stand dort.
Kein böser Geist erwartete ihn, obwohl er damit gerechnet hatte.
Für einen Moment war er beruhigt. Er ging tiefer in den großen Raum, zog seine grüne Parkajacke aus und hängte sie an die Garderobe. Bei jedem Schritt bewegten sich die Holzbohlen. Sie knarrten leise, was der Mann allerdings nicht als störend empfand.
Das Gewehr stellte Wayne neben den Schrank. Er wusste nicht, ob er es in dieser Nacht noch brauchen würde. Zumindest wollte er es in seiner Reichweite wissen.
Zu der Couch aus Büffelleder gehörten zwei Sessel. In einem nahm der Mann Platz. Er war seinen Lieblingssessel. Von diesem Ort aus konnte er nicht nur gegen die Glotze und gegen den Kamin schauen, sondern auch auf die Treppe und weiter nach oben zur Galerie hin, ohne sich groß zu verrenken. Auch die kleine Bar befand sich in seiner Reichweite. Er brauchte nur eine Tür aufzuziehen, um mit einer Hand nach Flaschen oder Gläsern greifen zu können.
Einen Schluck konnte er vertragen.
Der Whisky würde ihn durchwärmen, aber nicht seine Furcht vertreiben, das stand ebenfalls fest. Diese Nacht war noch nicht zu Ende, sie stand erst am Beginn, und es lagen noch lange und schlimme Stunden vor ihm, bis sich alles zu einem Ende zusammenfügte.
Ein Ende?
Er lachte leise, bevor er den Whiskytrank. Nein, das Ende war jetzt schon gekommen, und es hatte eigentlich in der letzten Woche angefangen, aber davon hatte er den beiden Polizisten nichts berichtet, was er sich nun vorwarf.
Hätte er es getan, wäre er nicht allein gewesen. Er stellte das Glas auf die linke Sessellehne, veränderte seine Sitzposition etwas und schloss die Augen.
Er wartete.
Er fühlte sich nicht entspannt, obwohl er mit ausgestreckten Beinen saß und für einen Beobachter einen ruhigen Eindruck machte. In seinem Innern tobte eine kleine Hölle.
Warten.
Warten auf sie…
Aus müden Augen, die er nur leicht wieder geöffnet hatte, ließ er seine Blicke durch den großen Raum schweifen und ebenfalls hoch zur Galerie, die allerdings leer blieb. Dort erschien niemand.
Noch nicht…
Wieder verstrichen Minuten. Von draußen her drang kein Geräusch an seine Ohren. Der Förster empfand die Stille als bedrückend, und er hatte das Gefühl, in der Klemme zu sitzen.
Kam sie, kam sie nicht?
Manchmal schielte er auf eines der Fenster. Dahinter war nichts zu sehen, bis auf den grauen Dunst, der sich gemächlich durch die Finsternis wälzte.
Plötzlich traf ihn die Kühle.
Sofort zuckte der Förster zusammen. Er sah den großen leeren Raum vor sich, dann schaute er hoch zur Galerie – und spürte plötzlich den Kloß im Hals.
Dort oben stand sie.
Die Gestalt, die Frau – das Gespenst.
Seine Frau Hilda!
***
Ich kam irgendwann wieder zu mir undtat das, was in derartigen Situationen für mich schon zur Routine geworden war. Ich tastete meinen Körper ab, auch das Gesicht, und ich suchte nach irgendwelchen Verletzungen, die man mir zugefügt hatte.
Ich fand nichts.
Trotzdem fühlte ich mich alles andere als wohl, denn ich lag rücklings auf der feuchten Erde, und die Feuchtigkeit war auch durch meine Kleidung gedrungen, sodass ich mich insgesamt sehr klamm fühlte. Ich ließ mir Zeit, um meine Gedanken zu sammeln, und sie formten sich allmählich zu einem Bild der Erinnerungen.
Ich wusste, wo ich war.
Ich lag im Freien und hatte ein schreckliches Erlebnis gehabt. Aus dem Nichts war ein Friedhof erschienen. Ich hatte den unheimlichen Laternenmann gesehen, und ich hatte zuvor erlebt, wie sich ein Tier auf diesem Friedhof einfach auflöste…
Dann war ich zu forsch gewesen. Ich hatte voll auf mein Kreuz vertraut, aber dessen Kräfte hatten sich nicht gerührt. Es hatte mich nicht beschützt. Noch genau erinnerte ich mich an
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