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0822 - Ein Fremder auf Luna

Titel: 0822 - Ein Fremder auf Luna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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bestreichen. Dafür vermied er das Risiko, von Athosien vorzeitig gesehen zu werden.
    Der Fremde flößte ihm Respekt ein. Hinter dem abstoßenden Äußeren verbarg sich nach Bulls Ansicht eine Persönlichkeit, die man ernst nehmen mußte. Er konnte sich selbst nicht erklären, warum er Athosien für einen so gefährlichen Gegner hielt. Irgend etwas hatte der Mann an sich, das den erfahrenen Kämpfer davor warnte, ihn zu unterschätzen.
    Von Athosien wanderten Bulls Gedanken zu Raphael und von dort zu NATHAN. Die riesige Inpotronik, die im Lauf der Jahrhunderte ihre eigene Intelligenz entwickelt und sich damit vom Geschöpf der Menschheit zum Verbündeten der Menschen gemausert hatte, war in dem Augenblick, in dem die Erde in den Schlund stürzte, inaktiv geworden. Sie war „gestorben". Als die wenigen, die die Katastrophe überlebt hatten, wieder zu sich kamen, bemerkten sie als erste die Abwesenheit der Dienste, die NATHAN bislang der Menschheit geleistet hatte. Die Erde war klimatisch ein Chaos. Die Klimakontrolle, einst von NATHAN gesteuert, hatte aufgehört zu funktionieren. Stürme tobten, Fluten überspülten das Land, das Meer vereiste von den Polen her in Richtung zum Äquator. Auch das Erdinnere begann zu revoltieren. Längst erkaltete Vulkane brachen wieder aus, Erdbeben erschütterten die Kruste des Planeten, auf dem die Menschheit herangewachsen war.
    Nur einen einzigen Hinweis gab es, daß NATHANs Tod nicht endgültig war, daß auf seine Wiederauferstehung gehofft werden durfte: Raphael. In der Station Palatka stießen die Überlebenden der Katastrophe auf ihn. Seine Verhaltensweise schien sich durchaus nach der Tradition NATHANs zu richten: er war Verbündeter der Menschen und Feind der Kleinen Majestät, die sich im Becken von Namsos angesiedelt hatte.
    Seitdem waren einige Jahre verstrichen. Raphael hatte die SOL, als sie sich der Erde näherte, vor der drohenden Gefahr der mentalen Versklavung gewarnt. Raphael war schließlich an den Ort seiner Entstehung, nach Luna, zurückgekehrt. Raphael - so sah es Reginald Bull - hatte schließlich bewirkt, daß NATHAN einen geringen Teil seiner Tätigkeiten wiederaufnahm.
    Da aber endete Bulls Verständnis. Warum hatte die Inpotronik sich nicht vollständig reaktivieren lassen? Der Einwand, daß sie dann von den Hulkoos unweigerlich angepeilt und angegriffen worden wäre, überzeugte nur zum Teil. NATHAN besaß die Fähigkeit, den ganzen Mond in einen Paraton-Schirm zu hüllen, der selbst für die Abgesandten BARDIOCs undurchdringlich sein mußte.
    Die Entwicklung der allerjüngsten Zeit war noch unverständlicher. NATHAN mußte zur Kenntnis genommen haben, daß die Tätigkeit der drei Männer, die die SOL hier zurückgelassen hatte, den Interessen der Menschheit diente. Wie konnte er es zulassen, daß ein Fremder hier eindrang, der offensichtlich nur auf den eigenen Vorteil aus war? Wie ließ es sich erklären, daß NATHAN seit der Ankunft des Fremden den dreien gegenüber sogar eine feindselige Haltung einnahm? Was veranlaßte ihn, Athosien zu begünstigen?
    Nach reiflicher Überlegung kam Reginald Bull zu dem Schluß, daß es nur zwei denkbare Erklärungen gebe. Entweder es war eine Entwicklung im Gange, an der Grukel Athosien wesentlichen Anteil hatte und von der weder Bull noch Danton noch Waringer etwas wußte, oder aber - NATHAN hatte den Verstand verloren.
    Mit sich selbst im unreinen, wie der Verstand einer inpotronischen Rechenmaschine zu definieren sei, neigte Bull nichtsdestoweniger der letzteren Erklärung zu.
    Dadurch wurde seine Aufgabe leichter. Er brauchte keinen Gedanken daran zu verschwenden, daß Grukel Athosien womöglich Hauptakteur im Rahmen eines größeren Planes sei, den er - Reginald Bull - nicht verstand. Er brauchte nur den Lauf des Schockers entlang der Tunnelwand auszurichten und zu warten, bis Athosien sich sehen ließ.
    Er zog die Beine an, bis die Knie spitz nach oben standen. Über die Knie legte er den linken Unterarm und darauf den Lauf seiner Waffe. Die Mündung zielte dorthin, wo Grukel Athosien zum Vorschein kommen mußte - gleichgültig, welchen Ausgang er benützte.
    Reginald Bull richtete sich auf ein langes Warten ein.
     
    *
     
    Grukel Athosien analysierte seine Lage.
    Er ging davon aus, daß sämtliche Ausgänge der Schaltzentrale von seinen Gegnern überwacht wurden. Er hatte die Waffen gesehen, die sie mit sich trugen. Es waren weitreichende Schocker. Sobald er die Zentrale durch einen der Ausgänge verließ,

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