0822 - Flüstern, schreien, töten
hat, was wichtig ist.«
Ich nickte. »Der Vorschlag ist okay, Suko.«
»Dann ruf an. Er ist bestimmt im Büro.«
Ich versuchte es, kam zwar durch, aber man erklärte mir, dass Abe sich im Einsatz befände. Ein Job in Boston, wie es hieß.
»Wo kann ich ihn dort erreichen?«
»Ist es denn wichtig?« knarrte der Kollege vom FBI in den Hörer. Seine Begeisterung hörte ich bis London.
»Es geht hier nicht um eine Einladung zu einem Kaffeekränzchen. Ich brauche Informationen von ihm.«
»Vielleicht kann ich helfen.«
»Nein, ich muss mit Abe sprechen!«
Wenn auch widerwillig, gab er mir schließlich die Nummer durch. Ich notierte sie und bedankte mich.
»Meine Güte, hat der sich angestellt«, stöhnte Suko, der über Lautsprecher mitgehört hatte.
Ich winkte ab. »Tu du mir den Gefallen und versuch du, Abe zu erreichen. Sobald ich mich im Hotel einquartiert habe, rufe ich dich an und gebe dir meine Durchwahl bekannt.«
»Okay.« Mein Freund notierte sich die Bostoner Telefonnummer.
»Sir James werde ich auch informieren«, sagte ich. »Ich fahre jetzt nach Hause und packe einige Sachen zusammen.«
»Na dann, schönen Urlaub.«
»Vor allen Dingen bei diesem Wetter, und das noch mitten in London. Danke.«
»Gern geschehen.«
Zum Glück hielt sich Glenda Perkins nicht im Vorzimmer auf. Ich schaffte es, ungesehen aus dem Büro zu entwischen und somit ihren misstrauischen Fragen zu entgehen.
Am Fahrstuhl aber hatte ich Pech. Plötzlich erschien sie aus einem Nebenraum, zwei Aktenordner unter dem Arm und leicht rot im Gesicht, eine Frau in Action. Sie schien sich über etwas geärgert zu haben, aber sie biss sich auf die Lippe und sagte auch nichts, als sie neben mir stehen blieb.
Ich lächelte. »Ärger gehabt?«
»Ja, mit der Verwaltung. Ich muss mal wieder eine Kostenaufstellung machen, und da…«
Der Lift hielt, ich stieg ein, stellte mich mit dem Rücken an die Wand und winkte Glenda zu. »Dabei wünsche ich dir viel Spaß.«
»He, Moment, wo willst du denn hin?«
»Ins Hilton!« rief ich.
Die Tür schloss sich. Als Letztes sah ich Glendas erstauntes Gesicht. Sie verstand die Welt nicht mehr.
Das war mir egal, sollte sich Suko mit ihren Fragen herumschlagen…
***
Falco ließ seinen Wagen nach Südwesten rollen und spürte, dass der Trieb, sich bei der anderen Macht zu bedanken, immer stärker wurde.
Er ließ seine Blicke schweifen. Der Sprühregen hüllte die Landschaft ein.
Als glitzernde Diamanten wischten die kleinen Tropfen durch die Strahlen der Scheinwerfer, als hätten die Engel ihren Schmuck aus den Wolken geschleudert. Er war in Richtung Vantage gefahren und in das Bergland geraten. Eine ländliche und ziemlich einsame Gegend, doch die Hügel oder kleinen Erhebungen waren kaum zu erkennen. Im oberen Drittel verschwanden sie in den Wolken.
Vantage war nicht groß, doch groß genug, um ein Opfer finden zu können. Falco wusste noch nicht, auf wen seine Wahl fallen würde, am liebsten wäre ihm eine Frau gewesen, denn Frauen hatten immer Angst, und daran konnte er sich so herrlich weiden.
Vier Meilen hatte er noch zu fahren. Der Wagen glitt über eine beinahe ausgestorbene Straße, denn nur wenige Fahrzeuge kamen ihm entgegen, und überholt hatte ihn keines.
Falco schaltete das Autoradio ein und erwischte die Frequenz eines Lokalsenders. Der Sprecher gab Nachrichten durch, die allein diese Gegend betrafen. Er sprach mit lockerer Stimme und verkaufte den Quatsch so, als handelte es sich um weltbewegende Ereignisse.
Das gefiel dem Mann nicht. Er wollte sich schon einen anderen Sender suchen, als er aufhorchte. Auch nur deshalb, weil der Sprecher seine Stimme gesenkt hatte und im Flüsterton die große Sensation ankündigte. »Liebe Freunde, es ist soweit. Drei Monate hat es gedauert, aber jetzt sind die Spuren des Brandes verschwunden. Heute ist Eröffnung. Ab diesem Abend läuft die Schau weiter. Wo? werdet ihr fragen. Keine Sorge, ich teile es euch mit. In der Disco Hot Spot, dem Treffpunkt in Vantage. Dem Ort, an dem die Nacht zum Tage wird, wo die Girls locker sind, wo ihr euch austoben und den Frust der Woche loswerden könnt. Ab mit euch ins Hot Spot.«
Falco schaltete das Radio aus. Plötzlich lächelte er. Genau auf diese Durchsage hatte er gewartet. Sie war ihm förmlich zugeflogen, denn das war der Ort, den er ansteuern würde.
Heiße Mädchen, die etwas erleben wollten. Sicherlich stammten sie nicht nur aus Vantage, sondern auch aus den anderen Orten in der
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